26. Februar 2012

Tatort: Der traurige König (München)



Wer das Barometer aufmerksam verfolgt, der sollte wissen, was ich vom Münchener Tatort halte. Selbst wenn das Drehbuch einmal schwächelte, so geschehen beim letzten Mal (ein ganz normaler Fall), überzeugt der Bayrische Rundfunkt zumindest filmisch und schauspielerisch praktisch immer. Die Gründe habe ich erklärt. München ist und bleibt das Mekka des deutschen Fernsehfilms und so ist der Tatort meistens bis in die Nebenrollen top besetzt und überzeugt filmtechnisch auf höchstem deutschem Niveau. Die Drehbücher selber funktionieren, wie erwähnt, nicht immer. Morgen jedoch scheint uns eine spannende Geschichte zu erwarten. Die Ermittler geraten an ein brennendes Auto, in dem eine Frau stirbt. Einer der Kommissare erschiesst in Notwehr den mutmasslichen Brandstifter. Es stellt sich jedoch raus, dass der Täter nur mit einer Spielzeugpistole rumgefuchtelt hat. Vielmehr als um den eigentlichen Fall geht es in diesem Fall um den Fall im Fall. Der „schiesswütige“ Kommissar wird also für einmal selber zum Angeklagten und steht ganz nahe am Abgrund. Der Krimi wird zum polizeiinternen Drama. Klingt zwar einmal mehr nach (zu) viel Psyche, könnte aber, da es eben München ist, durchaus viel Freude bereiten. Klar ist, die Schauspieler werden einen ganz grossen Teil dieses Tatorts tragen müssen.
Eine ganz andere Frage stellt sich mir jedoch vorneweg. Wie kommen zwei Ermittler der Mordkommission zu einem Bauernhof, an dem einfach so ein Auto brennt? Ich bin sehr gespannt, wie mir die Autoren dies erklären werden. Obwohl, unendliche Zufälle und Logikhänger gleich zum Anfang, gehören ja schon fast zum Tatort-Pflichtprogramm. Einfach wegstecken und erst danach mit dem Geniessen des Geschehens anfangen. Auch das sollte eigentlich wissen, wer das Barometer aufmerksam verfolgt.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 5,5

Empfehlung: München ist ja eigentlich konstant eine 5. Je nach eigener Tatort-Laune, könnte dieser sogar zu einer 5,5 werden!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Müller in den wichtigen CL Spielen der Münchener!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Shakiri-Gott im Rückspiel zu Bayern!

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12. Februar 2012

Tatort: Ordnung im Lot (Bremen)



Bremen. Tja mit Bremen ist das so eine Sache. Jeder kennt die Stadt, kaum einer war jemals da. Also zumindest nicht auf einer privaten Reise. Wer von Bremen spricht, erwartet eigentlich nicht viel. Die Stadt Bremen aber weiss zu gefallen. Die gemütliche Innenstadt, die vielen Studenten, welche für eine sehr gute Kneipenszene sorgen, die Seefahrer-Stimmung an der Weser, die Nähe zur Nordsee und eine Disco, die ich zu einer der besten der Welt zählen würde. Dieser Club ist nichts Spezielles, aber halt typisch Bremen. Ein umgebautes Kino, in dem sowohl die alternativsten Studis, wie auch Spieler des SV Werder Bremens tanzen. In München oder Berlin absolut undenkbar. Und wie die Stadt, so verhält sich eben auch der Tatort. Wohl kaum einer von euch könnte mir auf Anhieb sagen, wie die Kommissare in Bremen aussehen. Ein sehr unscheinbares Team und doch überraschen sie öfters mit hervorragenden Folgen. Natürlich nicht immer, aber immer mal wieder. Dieses Mal vermute ich jedoch etwas dazwischen. Eine ruhige Geschichte, eher eine Tragödie als ein Krimi. Eigentlich genau das Richtige nach dem letzten Tatort. Vor lauter Toten, Action und Tempo hab ich die 200 Logikhänger tatsächlich fast übersehen. Diesen Sonntag geht es also wesentlich gemächlicher zur Sache, und genau das ist ja die grosse Stärke von Bremen. Und da auch die Kritiken voll des Lobes sind, sieht es also nach einem gelungen Sonntagabend aus. Nur das Barometer hat mal wieder seine Einwände. Bzw. keine wirklichen Einwände, sondern eher leichte Bedenken, was die Story angeht. Die angebliche Zeugin eines Mordes ist schizophren, und somit weiss man nie so genau, welche ihrer Aussagen eigentlich wahr sind und welche totaler Schwachsinn. Einmal mehr eine unendlich schmale Gratwanderung. Wenn diese Geschichte gut geschrieben und vor allem gut gespielt ist, dann könnte das ein sehr guter Tatort werden, aber meistens scheitern die Macher eben kläglich an solch heiklen Themen. Für morgen jedoch erwarte ich sicher nicht das totale Scheitern, aber wohl auch keinen Riesenknaller. Ein solider und somit zu empfehlender Tatort aus dem Norden.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4,5

Empfehlung: Samstag ins „Modernes“ und Sonntag den Tatort in einer gemütlichen Studi-Kneipe -  Das perfekte Wochenende in Bremen!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Sönke Schäfer auf dem Parkett!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom „Modernes“!

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5. Februar 2012

Tatort: Kein Entkommen (Wien)



Und es ist ausgerechnet Österreich! Österreich rettet uns den fast schon verloren gegangenen Sonntagabend! Was in vielen Deutschen Bundesländern nur halbwegs und in der Schweiz schon grad gar nicht gelingen mag, schaffen die Österreicher mit einer Leichtigkeit. Es ist wirklich erstaunlich, wie die Össis immer wieder grossartige Tatort-Folgen produzieren. Dabei wäre dieses Land dem Unsrigen doch eigentlich gar nicht so unähnlich. Beide mit Alpen übersät, beide haben ähnlich viele Einwohner, wir sind uns sprachlich nah, haben ähnlich viel Provinz und beide haben viele schöne, aber langweilige kleine Städte. Was also haben die Österreicher, was wir nicht haben?
Genau, eine richtige Stadt. Eine Grossstadt. Eine Weltstadt. Österreich hat sie, diese eine grossartige Stadt. Eine Stadt mit Geschichten und Geschichte, mit Gegensätzen, Ecken und Kanten. Österreich hat sie, diese Millionenstadt, die sprudelt von kreativen Ideen, diese Stadt im stetigen Wandel, diese spannende Stadt an der Grenze zu Osteuropa. Wie sollen da Saarbrücken, Ludwigshafen, Konstanz, Zürich oder gar Luzern mithalten können? Natürlich haben die Österreicher auch etwas Glück, dass Wien damals für ein viel grösseres Reich gebaut wurde. Die Stadt ist heute eigentlich zu gross, für dieses kleine Land. Aber es kommt ja nicht allein auf die Grösse einer Stadt an. Es geht vielmehr um die Energie, die in einer Stadt steckt. Auf das Leben einer Stadt. Klar, es spielen lange nicht alle Tatorte aus Österreich in Wien selber, aber genau darum geht es eben auch. Es braucht die Stadt nicht zwingend als Schauplatz, sondern als Muse. Die Schweiz hätte sie auch, die vielen spannenden Schauplätze an denen absurde Verbrechen geschehen könnten, aber im Gegensatz zu Österreich fehlt es uns an einer Quelle. Einer Quelle aus der das Gute raus sprudelt. Es fehlt an Ideen, an Drehbüchern, an Schauspielern, an Regisseuren, es fehlt an allem. Wien bietet das. Wien ist ein Paradies dafür. Und Wien ist zudem auch unheimlich mutig. Das Wiener-Tatort-Team lässt sich weder von der ARD, noch von irgendwelchen andern Leuten rein reden. Wenn sie provozieren wollen, dann tun sie das auch. Und es gibt selten eine Folge aus Österreich, die nicht irgendeiner Gruppierung vor den Kopf stösst. Am Montag danach wird meist nicht nur in Österreich, sondern im ganzen deutschsprachigen Raum heiss debattiert. Ob nun die Katholiken aufschreien, wenn der Jesusdarsteller ans Kreuz genagelt wird, die Bauherrn jammern, wenn die Schwarzarbeiter aus Mazedonien thematisiert werden oder wenn die Polizei mit Klage droht, weil eine ungarische Verbrecherin den Österreichischen Geheimdienst lächerlich macht. Zwar funktioniert lange nicht alles in den Drehbüchern, aber mutig sind sie immer. Und auch für morgen sieht es nicht anders aus. Der Tatort spielt im Milieu der serbischen Mafia. Ehemalige Kriegsverbrecher, die nun in Wien Verräter jagen. Knallhart sei er, viel zu brutal und er habe mit der Realität nichts zu tun, hört man schon im Vorfeld aus der serbischen Gemeinde. Mit 125‘000 Serben, ist Wien quasi die viert grösste serbische Stadt und ihr Aufschrei ist vorprogrammiert. Den Machern wird schon vor der Ausstrahlung massiver Rassismus vorgeworfen. Aber eben, es ist ihnen egal, auf wessen Kosten die Spannung aufgebaut wird. Wien will einfach unterhalten, und das wird auch dieses Mal wieder gelingen. Ich vermute zwar, dass die Dramaturgie unter der Last des Themas und des Tempos leiden wird. Es wird also sicher keiner der besten aus Österreich, und zudem ist für mich auch die Vize-Kommissarin immer ein ziemlicher Wehrmutstropfen, aber unter dem Strich schafft Wien einmal mehr, wovon viele andere Städte nur träumen können. Einen guten Krimi, einen Tatort, der uns endlich wieder mit einem einigermassen guten Gefühl in die sonntägliche Nacht entlässt.

Erwartungs-Barometer: 4,5 (für Österreich) / 5 (für allgemein)
Die Note danach: 4,5

Empfehlung: Zwar nur ein durchschnittlicher Tatort aus Österreich, aber immer noch weit über dem allgemeinen Tatort-Durchschnitt!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von einem Backhendel Salat!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Fly Nikki Flugbegleiterinnen!

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