21. Mai 2017

Tatort: Die Liebe, ein seltsames Spiel (München)


Nun also gehen sie weiter, die Münchener TV-Krimi-Wochen. Leider weiss ausgerechnet das Barometer, bekennender Münchner Tatort Verfechter, nicht so recht, was es damit anfangen soll.
Über den Polizeiruf 110 im Altenheim mag ich nicht mehr gross schreiben. Weit weg von „besser als Tatort“. Für mich eine klare Sache: Teilweise okay, Chance jedoch vertan.
Aber selbst wenn ich jetzt nur auf den letzten Tatort fokussiere, bin ich relativ ratlos. Da schreibt einer ein richtig geiles Drehbuch, raffinierte Geschichte, die beiden Münchner Kommissare können brillieren, aber anstatt dieses Niveau bis zum Ende durchzuziehen, löst der Autor die Geschichte damit auf, dass einer der Kommissare die Mörderin deckt! Der Hauptkommissar vertuscht einen Mord!!! Also Entschuldigung, wie schlecht ist das denn? Stellt euch das doch mal vor?!?
Natürlich, dem Barometer wird immer wieder gesagt, dass es solche Dinge doch nicht so pingelig genau nehmen soll, der Tatort sei doch nur ein Film. Ich aber sehe das ganz anders. Es sind eben genau diese kleinen Dinge, die eine Story glaubwürdig machen oder nicht. Natürlich, der beste Tatort aller Zeiten (Im Schmerz geboren) war ein Märchen. Aber der war von A-Z so gedacht. Es war Konzept und damit absolut stimmig. Der musste nicht realistisch sein. Aber dieser letzte Tatort aus München war bis kurz vor Ende auf authentischen Kriminalfall ausgelegt, endete danach jedoch mit einem solchen Schwachsinn-Bullshit. Wahrscheinlich käme Batic sogar in den Knast dafür, und ganz sicher würde er nie, nie, nie mehr in seinem Leben als Polizist arbeiten.
Gut, im richtigen Leben hätte es Leute gegeben, die nun zumindest die Möglichkeit gehabt hätten, die ganze Geschichte etwas setzen zu lassen und erst in einem halben Jahr oder so den nächsten Fall aus München zu terminieren. Die meisten Zuschauer/innen, wahrscheinlich auch das Barometer, hätten nach so langer Zeit kaum mehr daran gedacht und hätten sich einfach auf eine neue Folge aus München gefreut. So in etwa hätte man sich das beim Bayrischen Rundfunk wahrscheinlich auch gedacht.
Was aber macht die Programmplanung des ersten deutschen Fernsehens? Die dilettantischsten aller Dilettanten? Sie bringen die nächste Folge aus München unmittelbar danach!
Wie dumm kann ein arbeitender Mensch eigentlich sein? Welch unglaubliches Fiasko! Man lässt uns in der letzten Folge mit so was Absurdem zurück. Batic deckt einen Mord, liegt halb tot im Krankenhaus und die Beziehung der zwei Kommissare liegt in Brüchen.
Schnitt auf den nun kommenden Tatort:
Alles ist vergessen. Das Verbrechen von Batic ist kein Thema mehr, die Verletzung von Batic ist kein Thema mehr und auch die Liebe zur Mörderin ist absolut kein Thema mehr. Im Gegenteil, er hat jetzt plötzlich eine neue Freundin und schmust sich mit dieser peinlich romantisch durch die Küche. Ja, man könnte das ausblenden. Ja, man könnte nicht so pingelig sein. Ja, Ja, Ja!
Ich kann es nicht. Diese Storyline war unter aller Sau.
Und so wird es für mich sehr schwierig werden einen Zugang zu diesem Tatort zu finden. Ich werde es kaum hinkriegen diese ganze Sache zu verdrängen, auch wenn der Tatort für sich wahrscheinlich ganz gut wäre.
Es geht um einen Casanova, der mit fünf verschiedenen Frauen in die Kiste hüpft. Als eine davon stirbt, gehören er und die vier Verbliebenden natürlich zu den Hauptverdächtigen.
Eine solche Story aus München klingt eigentlich ganz vielversprechend... in einem halben Jahr oder so.

Erwartungs-Barometer: -

Unfassbar, wie viele Positionen auf dieser Welt von Leuten besetzt sind, die ihrer Arbeit absolut nicht mächtig sind. Schlimmer aber als bei dieser Programmplanung ist es mittlerweile nicht mal mehr im Oval Office. Das Barometer sieht sich gezwungen bei der ARD einige Amtsenthebungsverfahren einzuleiten! Wirklich unfuckingfassbar.
Okay, wem die übergeordnete Story, also das Tatort übergreifende Gesamtbild egal ist, könnte gar mit einer typisch bavarischen 5 belohnt werden.
Das Barometer aber müsste sich dafür erst die Erinnerung an den letzten Tatort wegsaufen. Gut, wer weiss.

1 = Programmplanung der ARD
6 = ... (weiss ich wirklich nicht mehr).

Die Note danach: -
Wie geschrieben, vor zwei Wochen hat der Batic noch einen Mord gedeckt und jetzt verhaftet er Frauen, die falsche Alibis verteilen und bumst nebenbei eine verheiratete Unbekannte. Nein, darüber kann das Barometer schlicht nicht einfach so hinwegsehen. Ansonsten hätte ich diesen Tatort tatsächlich ganz gut gefunden. Aber irgendwie hab ich auch langsam eine Art Münchener Überdosis.


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