17. September 2017

Tatort: Zwei Leben (Luzern)



Es ist unlängst bekannt, dass das Barometer bei all dem Luzern-Bashing unseres nördlichen Nachbarn immer ein wenig patriotisch wurde, und somit dem Luzerner Tatörtchen auch immer ein wenig milder gestimmt war, als vielleicht andern Folgen.
Dass jetzt aber ausgerechnet dieses Luzern meinen Optimums-Höhenflug bereits mit Folge 3 abrupt zerstören könnte, tut meine Seele doch beachtlich schmerzen.
Luzern hat sich gebessert, Luzern hat versucht relevante und passende Themen anzugehen. Sie überzeugten mit der Fasnacht, sie wagten sich an die Sterbehilfe, und sie landeten einen Kracher mit dem Scharfschützen.
Okay, sie konnten nie darüber hinwegtäuschen, dass die Dialoge teilweise desaströs waren, und dass halt die Kommissare mitunter zu den schlechtesten im Tatort-Bunde gehören. Aber trotzdem und trotz einem helvetisch zugedrückten Barometerauge, waren die Geschichten teilweise überraschend stark.
Und nun, mitten in meiner euphorischsten Krimi-Phase seit langem, scheint der Tatort aus Luzern auch mit dem Drehbuch wieder ins Mittelalter zurück zu fallen. Positive Punkte aus dem noch nicht gesehenen Film raus zu erraten, ist selbst für den mildest gestimmten Optimist-Patrioten schier unmöglich. Es gibt sie sicher, aber ich weiss schlicht noch nicht, wo sie versteckt sein werden.
In der heutigen Folge geht es um einen Bahnsuizid. Eigentlich wagt sich das SRF mit dieser Geschichte wieder viel, es ist mutig, ein solch sensibles Thema anzugehen. Aber da es am Ende halt doch zu heikel sein könnte, wurde aus dem Zug ein Bus, und vielleicht war es ja doch kein Selbstmord, es ist ja ein Krimi. Und irgendwie rätseln die Kommissare, ob die Leiche ein längst Totgeglaubter war (ähhh Zwei Leben? Hallo?). Alles arg konstruiert und angeblich voller Zufälle. Schade, schade.
Aber da ich nach erst drei Folgen weder das Karma verärgern, noch meine neu gewonnene Tatort-Freude verspielen möchte, ziehe ich hier nun meinen Optimismus-Joker.
Ich habe vergessen, das vorgängig zu erwähnen. Einen solchen hab ich natürlich zur Verfügung.
Hab zwar gehofft, ihn nicht schon bei der 200 Euro-Frage zücken zu müssen, aber es geht schlicht nicht anders. Lieber jetzt, als alles zu verspielen, bevor ich es überhaupt gewonnen habe.

Erwartungs-Barometer: Joker

Tja, was soll ich also als Zusammenfassung gross erwähnen? Miese Dialoge, langweilige Kommissare und ein Drehbuch, das mich den Joker ziehen lässt. Aber ich bleibe optimistisch und lasse mich sehr gerne positiv überraschen!

1 = Innovation wollen
6 = Innovation machen

Die Note danach: Joker
Stark angefangen und bis zum "alles, wirklich alles zusammenführenden Ende" ins Bodenlose gefallen. Eine gute Idee heisst leider noch lange nicht, dass man auch ein gutes Drehbuch schreiben kann. Geschweige denn gute Dialoge. Aber eben. Ein paar positive Punkte lassen sich überall finden, auch hier. Eindrücklicher Einstieg und die gut aufspielende Psychiaterin z.B.!


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9. September 2017

Tatort: Stau (Stuttgart)


Losgelöst von all den schlechten Tatort-Gedanken also, frage ich mich, ob das nun bereits das Karma ist, welches uns ein Thema mit solch Potential beschert?
Eine Ausganglange so simpel wie genial:
„Nachdem in einem Wohnviertel ein Mädchen totgefahren wurde, vermuten die Kommissare, dass der Täter im Stau stecken geblieben ist.“
Viele Szenen im Auto sind zu vermuten. Eine Welt, die wir alle bestens kennen, und doch ist sie an Spannung kaum zu überbieten. Beklemmende Ermittlungen auf engstem Raum. Kommt hinzu, dass die meisten Menschen im Auto ein bisschen anders ticken als sonst. Die Liste an Verdächtigen ist immens. Mir schwebt eine Art Theaterstück im Verkehrskollaps vor. Zweifelsohne extrem schwierig, was Gscheites draus zu machen, aber als Grundidee phänomenal.
Optimistisch, wie ich nun mal bin, sehe ich also den Mut, so etwas zu wagen, und nicht die Chancen, daran zu scheitern.
Kommt hinzu, dass der Tatort aus Stuttgart ja sowieso eine beachtliche Wandlung durchgemacht hat. Fast unbemerkt haben die sich vom biederen Mittelmaß ins attraktive Spitzenfeld geschlichen. Die beiden Kommissare fand ich immer schon top, aber in der letzten Zeit hat man beim SWR auch in Sachen Drehbuch eine Schippe draufgelegt. Der Tatort Stuttgart wagt sich was. Der Tatort Stuttgart versucht nahe am Leben zu sein. Und der Tatort aus Stuttgart versucht auch immer wieder nahe an der eigentlichen Stadt Stuttgart zu sein.  Und so erstaunt es kaum, dass die Idee mit dem Stau ausgerechnet aus Stuttgart kommt. Stau gibt es zwar überall, aber Stuttgart ist eine Autostadt, und Stuttgart mit seiner ausgedehnten Zersiedelung hat aufgrund der beschränkten Platzverhältnisse in dieser hügeligen Umgebung massivste Verkehrsprobleme. Ein Tatort im Stau passt also perfekt in diese Stadt und lässt mein Barometerherzl höher schlagen.

Erwartungs-Barometer: 5 (mit ganz vorsichtiger Euphorie auf mehr..)

Ganz egal ob nun das Karma oder die ARD für diesen Tatort verantwortlich ist, die Ausgangslage strotzt nur so vor potenter Energie, und wenn die Umsetzung genau so brillant ist, wie ich mir das vorstelle, könnte diese Folge seit langem mal wieder die Barometer-Fünf sprengen!
Auf der anderen Seite wäre das vielleicht etwas zu positiv gedacht. Ich will ja nicht bei Optimismus-Folge Nr. 2 schon gierig werden. Nicht gut fürs Karma.

1 = Stuttgart 21
6 = Der Kluge reist im Zuge (...also, zumindest meistens)

Die Note danach: 4.75
Ich will nicht sagen, dass dieser Tatort scheiterte, aber ein bisschen mehr hab ich erwartet. Doch während die Probleme normalerweise schon beim Drehbuch liegen, sah das hier etwas anders aus. Die Idee gefällt mir nach wie vor, die Figuren jedoch waren erschreckend schlecht besetzt. Die Verdächtigen, der Mob, die Polizisten, wirklich teilweise auf Laien-Niveau. Ob das nun an den Schauspielern oder viel eher an der Umsetzung der miserablen Regie gelegen hat, kann ich nicht so genau sagen.
Aber Dank den grossartigen Kommissaren, der genialen Grundgeschichte und der feinen Auflösung bleibt mein Optimismus ungebrochen.


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