Nach
zwölf intensiven, aber erfreulich spannenden Tagen endet das Tatort-Spektakel
zum Jahreswechsel nun also mit der vierten und letzten Folge. Und was würde
besser zu diesem Barometer passen, als ein Grande Finale zu Berlin? Wir haben
drei richtig feine Tatorte gesehen, und es ist zu hoffen, dass uns Berlin die
gute Laune zu Beginn des neuen Jahres nicht gleich wieder vermiesen wird. Oft
schon habe ich die Ambivalenz dieser Stadt, des Tatortes dieser Stadt und der
Haltung des Autors zum Tatort dieser Stadt angesprochen. „In keiner Stadt
klafft Anspruch und Realität (u.a. des Tatortes) dermassen weit auseinander wie
in Berlin“ hab ich kürzlich geschrieben. Ich muss etwas präzisieren. Vielleicht
nicht der Anspruch, aber mit Sicherheit mein Anspruch! Tja, an
eine der spannendsten Städte der Welt hege ich tatsächlich den Anspruch, dass
es dort Filmschaffende geben müsste, die einen Tatort leicht über dem biederen
Durchschnittsniveau erschaffen könnten. Aber mal für mal wurden wir - wurde ich
- bitter enttäuscht. Und auch wenn es Lichtblicke gab, wenn die Hauptdarsteller
wirklich gut sind, so wurden die Erwartungen - wurden meine Erwartungen - nie
auch nur annähernd erfüllt. Klar, die logische Konsequenz eines logischen
Barometers wäre folglich, dass mit all den schlechten Drehbüchern, mit all den
langweiligen Geschichten auch die Erwartungen sinken würden. Und das wäre ja
auch so in jeder anderen Stadt. Aber so funktioniert Berlin nicht, so
funktioniert dieses Barometer nicht. Berlin muss man nehmen, wie es ist. Keiner
hat dir versprochen, dass der Tatort da gut sein wird. Keiner hat dir
versprochen, dass das Leben da gut sein wird, oder dass die Geschichten da gut
sein werden. Sie können, aber sie müssen nicht. Und so gibt es weder für den
Berliner, noch für den Barometer-Autor einen Grund nachtragend, oder gar
unzufrieden mit dieser Situation zu sein. Egal wie schlecht ein Tatort, egal,
wie missglückt eine Berliner Geschichte auch war, er vergisst und verzeiht am
nächsten Tag. Denn jeder Morgen ist in dieser Stadt ein Neuanfang. An jedem
Morgen könnte irgendwo in einem Kreuzköllner Stübchen bei 2-Euro-Wodka und Dart
die Bombe explodieren. Jederzeit könnte irgendwo jemand sitzen, der aus einer
Lebenserfahrung, aus einer Kurzgeschichte, oder einfach nur aus einer
kongenialen Idee den Jahrhundert-Tatort schreiben könnte. Nun, ein weiteres Mal
hat das nicht ganz geklappt, obwohl die Geschichte eigentlich Potential hätte.
Es geht um eine Entführung und einen Täter, der nach der Geldübergabe auf dem
Alexanderplatz das Lösegeld an Penner und Musikanten verteilt. Da pocht mein
Herz und versucht mir zu sagen, dass das wirklich spannend werden könnte. Mein
Kopf aber, der weiss, dass sie kommen werden, die nicht funktionierenden
Momente. Dass die Langweile wieder durch Berlin Mitte schleichen wird, und dass
wir auch diese möchte-gern-weltverbessernde und belehrende Art, die der
Berliner Tatort oft mit sich bringt, erneut zu hören kriegen werden. Aber eben,
am nächsten Morgen schon ist das egal. Am nächsten Morgen beginnt ein neues
Leben in Berlin. Ja, am nächsten Tag kann alles passieren. Irgendwann, wenn es
niemand mehr erwartet, knallt es und der Berliner Tatort wird euch dermassen
durch die Bude blasen, dass ihr nicht mehr wissen werdet, wo oben und unten ist
(oder sein wird). Kiel, München oder Frankfurt sind nahe dran, an dem von mir
in letzter Zeit so oft beschriebenen perfekten Tatort, aber Berlin wird
grösser. Berlin wird gigantisch. Nicht perfekt, aber gigantisch. Nun gut, das
alles ist natürlich erst ein Projekt. Das steckt noch in den Köpfen von ein
paar viel beschäftigten Autoren, die sich im Görlie oder am Kanal beim
Rumliegen inspirieren lassen. Da muss man sich jetzt erst noch ein paar Mal zu
Soja-Latte, zu einer Kuschel-Flatrate oder zum Ping Pong Spielen treffen und
danach mal schauen, wie man das angehen könnte. Es sind halt so Ideen, und man
kennt da so paar Leute und so. Aber in diesem Jahr, wird das sicher knapp, weil
sonst so viel um die Ohren und so. Aber das monumentale Werk wird kommen, da
ist man sich einig. Natürlich nicht heute oder morgen, viel zu stressig, aber
es kommt. Irgendwann. 
Erwartungs-Barometer:
4,5 (*)
Die Note danach: 4
(...und selbst die nur mit zwei zugedrückten Augen!)
Die Note danach: 4
(...und selbst die nur mit zwei zugedrückten Augen!)
In
der letzten Zeit ist in Berlin zwar eine leicht positive Entwicklung zu
beobachten, aber einmal mehr wird der Tatort alles andere als durch die Decke
gehen. Ich freue mich trotzdem und drücke mal wieder beide Augen zu*. Es hat
mir ja keiner versprochen, dass das ein guter Tatort werden wird. Es ist
vielleicht einfach das, wozu Berlin im Moment fähig ist. (Weil halt alles
bisschen viel und alle bisschen überarbeitet und so...) 
 
0 =
ungefähr so viel Erwartung wie von der Cuvry 2012.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von der Cuvry 2006.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von der Cuvry 2006.
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