26. Mai 2013

Tatort: Spiel auf Zeit (Stuttgart)


Der Tatort aus Stuttgart ist einfach irgendwie ääähhh. Nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Einfach so ääähhh. Im ersten Moment weiss doch auch niemand, welche Kommissare in Stuttgart ermitteln. Man muss schon etwas nachdenken. Ääähhh. Eigentlich schade, denn da sind gute Schauspieler am Werk, aber was sollen die auch machen, wenn die Geschichten irgendwie so ääähhh sind. Auch die Aufmachung, der ganze Film, einfach ääähhh. Es tut mir leid, liebe Schwaben, aber es ist halt Stuttgart. Die Stadt ist irgendwie ääähhh, der Tatort ist irgendwie ääähhh. Aber während ich mich aufraffte, um zumindest irgendwas Unmotiviertes zu diesem erneuten Ääähhh aus Stuttgart hinzuschludern, bemerkte ich auf einmal, dass diese Folge wohl alles andere als ääähhhh werden wird. Die klingt enorm vielversprechend, und meine Tatort-Laune dreht sich um 180Grad auf Stellung „Vorfreude“!
Ein Bankräuber wird aus einem Gefangenentransporter befreit. Da meldet sich ein altbekannter Waffenschieber aus dem Knast, welchen die Kommissare Lannert und Bootz damals in der Folge "Tödliche Tarnung" verhaftet haben, und er bietet ihnen seine Hilfe an. Selbstverständlich nur für eine Gegenleistung. Eine äußerst spannende und clever konstruierte Geschichte erwartet uns. Sehr gutes Drehbuch. Dass nebenbei einer der Ermittler von seiner Frau verlassen wird, und dass man die ganze Woche auf Tatort+ in diesem Fall schon online ermitteln konnte, sehe ich als zwei mickrige Neben-Ääähhhs, die uns nicht zu interessieren brauchen. Ansonsten sieht es nämlich so aus, als ob Stuttgart für einmal einen richtig guten Tatort abliefern werden wird.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4.5
(75min richtig guter Tatort und dann versemmeln die das mit einem solch himmeltraurigen Schluss! Der war nicht ääähhh, sondern uuuuuaaaaahhhh!)

Es gibt doch dieses Sprichwort: „Auch eine blinde Sau findet manchmal eine Eichel“. Ich habe das nie verstanden. Säue suchen ihre Nahrung ausschliesslich mit der Nase bzw. mit dem Rüssel. Und da sie zusätzlich nicht so gut sehen können, würde jede blinde Sau problemlos hunderte von Eicheln finden, was ja aber bei den Machern des Tatorts in keiner Weise so ist. Kommt absurderweise hinzu, dass Schweine zwar einen unfassbar guten Geruchsinn haben, ihr Geschmackssinn jedoch ist äusserst unterentwickelt. Egal also ob sie beste Eicheln, gar Trüffel oder einfach Müll finden, sie fressen, damit gefressen ist. Für sie schmeckt alles genau gleich. Einfach irgendwie ääähhh. Sie wären also eigentlich das perfekte Zielpublikum für den Stuttgarter Durschnitts-Tatort. Nun, wir Menschen funktionieren bekanntlich etwas anders. Sehen und Geschmack sind wichtig für unsere Spezies, erst recht für den Tatortzuschauer, und im Gegenzug fehlt den Machern eben oft genau die gute Nase bzw. der sensible Rüssel dafür. Und genau darum passt das Sprichwort hier eben doch wie die Faust aufs Auge. „Auch eine blinde Sau aus Stuttgart findet für einmal eine Eichel.“
Genießen wir also diese feine Eichel und überlassen danach den ganzen Ääähhh-Müll ohne schlechtes Gewissen wieder den Säuen, sie merken es ja eh nicht.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Stuttgart in Berlin.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von München in Berlin.

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: 

19. Mai 2013

Tatort: Unvergessen (Wien)



Ich bin ein grosser Fan der Stadt Wien, und ich bin ein grosser Fan des Tatorts aus Wien.
In der letzten Zeit war er mir jedoch immer etwas zu übertrieben. Ein solch großartiges Team hätte das absolut nicht nötig. Zuviel Geballer, zu viele Tote, zu viel Mafia, zu viele Verschwörungen, zu viel Bibi, einfach von allem etwas zu viel. Dabei war doch gerade Österreich immer so saugut in den leisen Tönen, in den Zwischenzeilen und in der Glaubwürdigkeit. Und nach jeder der letzten Folgen aus Österreich, wünschte ich mir, dass der Wienertrupp endlich mal wieder in die Provinz ziehen und da in der genialen Einfachheit ein bisschen Staub aufwirbeln würde. So wie das früher gang und gäbe war.
Und siehe da, auch der ORF liest mittlerweile das Barometer, mein Wunsch wurde erhört.
Kommissar Eisner legt sich in seiner grossartig grantigen Art mit den verhassten Kärntnern an. Das kann doch eigentlich nur gut werden, müsste man denken, denn trotz der Erfüllung meines Wunsches schlägt das Tatort-Gefahren-Barometer leicht an.
Kommissar mit Amnesie? und NS Verbrechen im Weltkrieg? = Zumindest Gefahrenstufe orange!


Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 5


Ein Wiener Tatort auf dem Lande sollte uns eigentlich durchwegs positiv stimmen. Wenn da nur nicht die leisen Bedenken wären, dass sie jetzt auch in der Provinz eine Schicht zu dick auftragen werden. Und trotzdem. Ich freue mich, auch wenn wir uns danach vielleicht einfach wieder eine spannende leicht überladene Story aus der Grossstadt wünschen werden.

0 = vor der WM
6 = nach der WM

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: 

12. Mai 2013

Tatort: Borowski und der brennende Mann (Kiel)


Ich bin bestrebt zur Sommerpause eine Art Tatort-Barometer-Rangliste zu veröffentlichen und während dem Prozess der Zusammenstellung, fällt mir nun immer wieder auf, welch unglaubliche Qualität Kiel eigentlich zu bieten hat, da sich in der Riege der Top-Tatorte erstaunlich viele Borowskis tummeln. Und einmal mehr muss ich wiederholen, dass sicher auch die eine oder andere 6 dabei gewesen wäre, und ich somit längstens schon im wohlverdienten Barometerruhestand die Sonntagabende geniessen könnte, wenn nicht mitten im Kieler Tatort eine Kommissarin rumstehen würde, die eigentlich keine Ahnung hat, wo sie sich überhaupt befindet, geschweige denn, was sie da überhaupt tun soll. Sibel Kekilli tut mir mittlerweile wirklich schon fast leid, sie war in ihren bisherigen Folgen schlicht und einfach komplett überfordert. Manchmal hat man echt das Gefühl, dass sie sich einfach so schnell wie möglich durch ihre Sätze stottern will, weil sie kein Wort versteht, von dem, was sie da erzählt. Keine Ahnung, ob sie unserer Sprache eventuell gar nicht mächtig ist, oder ob sie einfach die Bedeutung ihrer Sätze nicht kapiert. Sie hat sicher ihre Talente, keine Frage, und in früheren Filmen fand ich die ganz gut, z.B. bei „Gegen die Wand“ war sie erstklassig besetzt, aber im Tatort: eine Katastrophe.
Umso erstaunlicher, dass Kiel sich trotz diesem enormen Manko auf einem solch hohen Level bewegen kann. Aber lassen wir das Sibel-Bashing nun für diese Folge ruhen, denn die Voraussetzungen werden für einmal ganz anders sein. Der Fall spielt nämlich nicht in Kiel selber, sondern im benachbarten Schleswig. Da werden die Kommissare Borowski und eben Sarah Brandt von einer lokalen Ermittlerin unterstütz. Diese wird von der um Welten besser aufspielenden Schwedin Lisa Werlinder dargestellt. Es wird also äusserst spannend zu sehen sein, ob Frau Kekilli diese Umstände vielleicht sogar nützen kann, und sie somit im Sog der guten Mitspielerin auch endlich selber auf ein einigermassen glaubwürdigeres Niveau gehievt, oder ob sie neben einer äusserst talentierten Kollegin nur noch viel mehr abfallen werden wird. Dieser interessante Fakt ist aber auch das einzige Fragezeichen, was die Qualität dieser Folge betrifft. Ansonsten garantiere ich euch erneut einen Kieler Tatort auf allerhöchstem Niveau. Die Nähe zur skandinavischen Grenze wird einmal mehr perfekt genutzt. Nicht nur in den nordisch-genialen Drehbüchern, sondern eben auch in der Machart. Von Ausstattung bis Kamera. Immer mehr Einflüsse vom hohen Norden schwappen über die Ostsee nach Kiel, und die Geschichten könnten oft auch einer skandinavischen Krimifeder entsprungen sein. Zwei Folgen wurden ja bereits vom schwedischen Superstar Henning Mankell geschrieben, und zwei weitere Drehbücher von ihm sind in Produktion. Die beiden Folgen werden voraussichtlich im 2014 ausgestrahlt.
Aber vorerst funktioniert Kiel auch bestens ohne schwedisches Krimi-Genie. In diesem Fall geht es um die dänische Minderheit in Schleswig-Holstein. Fremdenfeindlichkeit, ein ungestümes Verbrechen in einer sehr ungewöhnlichen Geschichte. Am Ende kann Borowski nicht mal mehr seinen eigenen Leuten trauen. Vielmehr muss oder soll man gar nicht wissen. Ein grosser Tatort-Abend ist garantiert. Ich übernehme jegliche Haftung!

Erwartungs-Barometer: 5.5
Die Note danach: 5.5

Der hohe Kieler Standard, kostet das Barometer einiges an Würze. Viel mehr als paar laue Schüsschen in Richtung Kekilli, kann ich nicht feuern. Kiel ist und bleibt hervorragend! Falls wir den perfekten Tatort irgendwann mal sehen werden, würde es mich nicht überraschen, wenn er von der Ostsee kommen würde.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Schlesi 2013.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Schlesi 2007.

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: