16. Juni 2013

Tatort: Die Wahrheit stirbt zuerst (Leipzig)



Gerade jetzt, als ich langsam aber sicher selber zu glauben begann, dass Leipzig nun endlich wieder ein gutes Niveau erreicht hat, kaufte ich mir dummerweise aus lauter Langeweile ein billiges TV-Magazin, welches mich mit einem Kurzbeschrieb hart auf dem Boden der Realität aufschlagen liess. Wirklich sicher ist man sich ja nie, aber ich befürchte, dass uns der MDR wieder eine ziemlich biedere Durchschnittsgurke in den Teller wurstelt.
Ach ach, was wird im Osten nur für Potential verschenkt. Man hätte eine solch unglaublich spannende Stadt und einen solch unglaublich guten Schauspieler zur freien Verfügung. Zusammen ergäbe sich eine solch geballte Ladung an Qualität, dass die uns locker ein Meisterwerk nach dem andern um die Ohren schmettern könnten. Wuttke und Leipzig könnten mit einer Energie in unseren Verstand dringen, da würde selbst die total talentfreie, ausgediente DDR-Barbie gar nicht mehr auffallen. Aber wenn nun natürlich die Drehbücher auch wieder ihrem Niveau angepasst werden, dann reicht halt nicht mal mehr dieses endgeniale Monsterpaket.
Sehr schade, die letzten Folgen liessen, wie erwähnt, einiges versprechen, und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sich Leipzig zu einer grossen Reihe entwickeln könnte. Aber diese sehr gefreute Ost-Tatort-Laune wird jetzt erst einmal abrupt gestoppt.
Eine Frau findet ihre Tochter tot in einem Boot. Der von ihnen getrennt lebende Vater wird unweit vom Tatort benommen und mit aufgeschnittenen Pulsadern gefunden und ist somit Hauptverdächtiger. Er schwebt in Lebensgefahr,… (So weit so gut, aber) …und nur eine Blutspende von der Kommissarin Saalfeld kann ihn noch retten!?! Was? Wie absurd ist das denn? Also beim Drehbuchautor ist definitiv goar nix mehr zu retten. Egal, es kommt noch besser. Die Ermittlungen werden mal wieder durch eine bissige BKA-Beamtin erschwert. Wow, so genial. Gespielt wird sie übrigens von Katja Riemann. Bekanntlich eine der grössten deutschen Schauspielerinnen. Mich hat die zwar nie wirklich von den Socken gehauen, aber dass in Leipzig nun für einmal sogar eine echte Schauspielerin mitspielt, kann sich ja eigentlich nur positiv auf das Gesamtprodukt auswirken. Aber den absoluten Höhepunkt des Drehbuches habe ich noch gar nicht verraten. Als Riesenüberraschung ist die Spassbremse vom BKA selbstverständlich eine Ex-Freundin vom Kommissar Keppler. Yeees! Grosses Geschichteerzählen!!!
Ganz ehrlich, wie soll bei einer solch konstruierten Story noch irgendeine Spannung aufkommen? Wen interessiert jetzt noch, wer der Mörder sein wird? Also mich nicht.
Falls sich übrigens jemand über die unglückliche Programmierung nerven sollte, weil mitten im Hochsommer ein Tatort aus dem winterlichen Leipzig ausgestrahlt wird, dem sei gesagt, dass das mitunter der einzige Fehler ist, bei dem die Verantwortlichen wirklich nichts dafür können. Martin Wuttke hat sich bei einer Vorstellung an der Berliner Volksbühne das Wadenbein gebrochen, und die Dreharbeiten mussten auf Anfang 2013 verschoben werden. Ansonsten wäre dieser Tatort nämlich bereits im Winter ausgestrahlt worden. Schade eigentlich, dann hätten wir ihn schon durch.

Erwartungs-Barometer: 3.5
Die Note danach: 3.5
(...nur das winterliche Leipzig war grandios!)

Es lebe die Stadt Leipzig, es lebe der Martin Wuttke, es lebe der Erfolg, den man in dieser Stadt zweifelsohne erleben kann, aber zum Teufel mit solch biederen Drehbüchern. Wir sind doch erst in einer Woche am Bodensee.

0 = MFBC Löwen, wenn es drauf ankommt.
6 = Chris Worblental, wenn es drauf ankommt.

Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:

Delete Blog



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen