Gerade jetzt, als ich langsam aber sicher selber zu
glauben begann, dass Leipzig nun endlich wieder ein gutes Niveau erreicht hat,
kaufte ich mir dummerweise aus lauter Langeweile ein billiges TV-Magazin,
welches mich mit einem Kurzbeschrieb hart auf dem Boden der Realität
aufschlagen liess. Wirklich sicher ist man sich ja nie, aber ich befürchte,
dass uns der MDR wieder eine ziemlich biedere Durchschnittsgurke in den Teller
wurstelt.
Ach ach, was wird im Osten nur für Potential verschenkt.
Man hätte eine solch unglaublich spannende Stadt und einen solch unglaublich
guten Schauspieler zur freien Verfügung. Zusammen ergäbe sich eine solch
geballte Ladung an Qualität, dass die uns locker ein Meisterwerk nach dem
andern um die Ohren schmettern könnten. Wuttke und Leipzig könnten mit einer
Energie in unseren Verstand dringen, da würde selbst die total talentfreie,
ausgediente DDR-Barbie gar nicht mehr auffallen. Aber wenn nun natürlich die
Drehbücher auch wieder ihrem Niveau angepasst werden, dann reicht halt nicht
mal mehr dieses endgeniale Monsterpaket. 
Sehr schade, die letzten Folgen liessen, wie erwähnt,
einiges versprechen, und ich hatte wirklich den Eindruck, dass sich Leipzig zu
einer grossen Reihe entwickeln könnte. Aber diese sehr gefreute
Ost-Tatort-Laune wird jetzt erst einmal abrupt gestoppt.
Eine Frau findet ihre Tochter tot in einem Boot. Der von
ihnen getrennt lebende Vater wird unweit vom Tatort benommen und mit
aufgeschnittenen Pulsadern gefunden und ist somit Hauptverdächtiger. Er schwebt
in Lebensgefahr,… (So weit so gut, aber) …und nur eine Blutspende von der
Kommissarin Saalfeld kann ihn noch retten!?! Was? Wie absurd ist das denn? Also
beim Drehbuchautor ist definitiv goar nix mehr zu retten. Egal, es kommt noch
besser. Die Ermittlungen werden mal wieder durch eine bissige BKA-Beamtin
erschwert. Wow, so genial. Gespielt wird sie übrigens von Katja Riemann.
Bekanntlich eine der grössten deutschen Schauspielerinnen. Mich hat die zwar
nie wirklich von den Socken gehauen, aber dass in Leipzig nun für einmal sogar
eine echte Schauspielerin mitspielt, kann sich ja eigentlich nur positiv auf
das Gesamtprodukt auswirken. Aber den absoluten Höhepunkt des Drehbuches habe
ich noch gar nicht verraten. Als Riesenüberraschung ist die Spassbremse vom BKA
selbstverständlich eine Ex-Freundin vom Kommissar Keppler. Yeees! Grosses
Geschichteerzählen!!! 
Ganz ehrlich, wie soll bei einer solch konstruierten
Story noch irgendeine Spannung aufkommen? Wen interessiert jetzt noch, wer der
Mörder sein wird? Also mich nicht. 
Falls sich übrigens jemand über die unglückliche
Programmierung nerven sollte, weil mitten im Hochsommer ein Tatort aus dem
winterlichen Leipzig ausgestrahlt wird, dem sei gesagt, dass das mitunter der
einzige Fehler ist, bei dem die Verantwortlichen wirklich nichts dafür können.
Martin Wuttke hat sich bei einer Vorstellung an der Berliner Volksbühne das
Wadenbein gebrochen, und die Dreharbeiten mussten auf Anfang 2013 verschoben
werden. Ansonsten wäre dieser Tatort nämlich bereits im Winter ausgestrahlt
worden. Schade eigentlich, dann hätten wir ihn schon durch.
Erwartungs-Barometer: 3.5
Die Note danach: 3.5
(...nur das winterliche Leipzig war grandios!) 
Es lebe die Stadt Leipzig, es lebe der Martin Wuttke, es
lebe der Erfolg, den man in dieser Stadt zweifelsohne erleben kann, aber zum
Teufel mit solch biederen Drehbüchern. Wir sind doch erst in einer Woche am
Bodensee.
0 = MFBC Löwen, wenn es drauf ankommt.
6 = Chris Worblental, wenn es drauf ankommt.
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