9. Juni 2013

Tatort: Er wird töten (Bremen)



„Schon im Intro ist zu sehen: Inga Lürsen hat es erwischt. Emotional. Der neue Kollege Leo Uljanoff scheint der Kommissarin gut zu tun – auch als Lebenspartner. Sie wollen zusammenziehen, doch dann wird ihm brutal von hinten ein Messer ins Herz gestoßen. Er verblutet auf der Herrentoilette des Polizeipräsidiums. Zur selben Zeit kehrt Kommissar Stedefreund von seinem Afghanistaneinsatz zurück, schwer traumatisiert.“

Klingt in keiner Art und Weise nach meinem Verständnis von authentischer Glaubwürdigkeit, und eigentlich müsste nun postwendend der barometrische Komplett-Verriss folgen. Ich muss euch aber enttäuschen. Das Gegenteil ist der Fall. Ich werde euch nun drei Gründe nennen, warum dass das trotz dieser hanebüchenen Grundstory ein richtig guter Tatort werden wird:

1. Der neue Kommissar Uljanoff verschwindet dank dem Messer (und Inga) im Herzen nun also bereits am Anfang der zweiten Folge wieder!
Ich weiss, bei den Zuschauern kam er sehr gut an, und er ist ja auch ein guter Schauspieler. Aber die Figur funktionierte, aus meiner Sicht, nicht wirklich. Geschweige denn die Affäre zwischen den Beiden.
2. Da der Neue nun also schon wieder abgemurkst wird, löst sich der angekündigte Abgang vom alten Vize-Ermittler in Luft auf. Er ist zurück und bleibt uns erhalten. Wäre irgendwie auch schade gewesen, wenn der aufgehört hätte. (Auch wenn mich sein Afghanistan-Trauma für diese Folge leicht vortraumatisiert.)
3. Das Team aus Bremen wird uns in seiner unspektakulären Art, auch aus diesen schwierigen Voraussetzungen, einen vorzüglichen Tatort servieren. Wenn eine Stadt aus einem alten Kino in unspektakulärer Art einen der besten Clubs der Welt machen kann, dann kann diese Stadt auch aus einer solch absurden Situation einen guten Tatort machen. Das haben sie ja immer mal wieder bewiesen. Es geht um mehr, als um diese Tat an Ingas Gschpusi. Ein Mörder kommt aus dem Gefängnis, und seine Ex-Frau ist sich sicher: „Er wird töten“! Diese dunkle Folge klingt verbittert, abgefuckt und deprimierend. Eine Geschichte mitten aus den Abgründen der Seele, in der es keinen eigentlichen Täter geben werden wird, nur Opfer. Es soll eine Art Fortsetzung von „der Puppenspieler“ sein. Wer den mochte, darf sich wieder freuen, auch wenn wir Tatortexperten wissen, dass in solchen Geschichten die Logik immer etwas verbogen werden muss.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 5

Ein Psycho-Tatort auf hohem Niveau. Einer, in dem es also nur Verlierer geben wird. Bis auf einen. Einer wird wohl gewinnen:
Der Zuschauer

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Speicher.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Modernes.

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