Was für ein Einstieg, was für ein Abend. Der Tatort ist
zurück, und das mit einem absoluten Meisterwerk!!!
Wie unglaublich gerne würde ich nach einer Sommerpause
einfach mal in dieser Art was schreiben können. Leider stecken wir aber nach
wie vor mitten im Hochsommer, und die ARD jubelt uns, zum Auftakt, den neuen
Gubser unter. Gääääähhhhnnnn.
Ich wäre nach dieser Pause dermassen heiss gewesen eine
Tatort-Bombe zu präsentieren. Ich habe eine kriminalistische Unruhe in mir, die
nichts lieber tun würde, als mit voller Wucht meine Tatort-Seele aus dem Körper
zu schreiben. Ich bin sowas von positiv eingestellt, auf das Ende dieses
Sommers, auf die neue Saison. Ich möchte die ersten herbstlichen Anzeichen
spüren, ich möchte einen Haufen frische Maroni fressen, ich wäre noch viel
bereiter als Hertha und YB zusammen. Ich wäre dermassen bereit, dass ich beim
kleinsten Anflug von hoher Qualität mit Sechsen nur so um mich werfen würde.
Ja, ich wäre wirklich offen gewesen Pandoras Tatort-Box zu öffnen. Aber eben.
Wir stecken noch mitten im Hochsommer, die Sonne brennt zum Fenster rein, die
Badis sind nach wie vor gefüllt mit fettig bruzelnden Cervela-Würsten, und an
die Türe klopft kein Meisterwerk, sondern der neue Schweizer Tatort. Was soll
man da machen? Das Kader der ARD sitzt noch nicht einmal im Flieger
Malle-München, da ist meine ganze Barometer-Euphorie schon wieder verpufft.
Gut zu wissen, dass der eigentliche Genuss des Tatorts ja
sowieso praktisch nur aus Vorfreude besteht. Und derer werde ich euch sicher
nicht ganz berauben. Ich konnte zwar einmal mehr nicht das Barometer schreiben,
welches ich gerne geschrieben hätte, aber der neue Luzerner Tatort wird
sehenswert sein. Ein düsterer Film. Eine schwere Geschichte, ein hartes
Familiendrama. Je nach Autor, Regisseur und Schauspieler, könnte diese
Geschichte sicher weit oben mitspielen, weil ruhig, weil authentisch, weil
deftig. Aber inszeniert wurde sie halt von der Abteilung Schweiz.
Die leicht biederen Kommissare gehören da genauso zum
Programm, wie die etwas holprigen Dialoge. Dass in die beklemmende
Familiengeschichte auch noch eine streng gläubige Freikirche reingepappt werden
musste, passt irgendwie auch. Man will ja dem deutschen Publikum zum Ende des
Sommers schon was ganz Verrücktes bieten.
Zum Ende des Sommers? Schon irgendwie speziell, dass die
letzten paar Luzerner Folgen (bis auf den gelungenen Fasnachts-Tatort) alle
entweder als letztes vor, oder als erstes nach der Sommerpause gesendet wurden
bzw. werden. Wenn ich das SRF wäre, würde mich dieser Fakt leicht irritieren.
Nur ganz leicht. Denn wer sagt eigentlich, wann die Sommerpause wirklich vorbei
ist? Vielleicht stecken wir noch mitten drin und die deutsche Chefetage hat
sich auf ihrer GEZ-Yacht vor Palma bei einem feinen Gläschen Sekt halb
totgelacht, als sie sich entschieden hat, den neuen Schweizer einmal mehr
während der Sommerpause, in mitten von all den endöden Bodensee-Wiederholungen,
zu verbraten. Die Zuschauer sind doch von der Hitze und von der Klara
Blum-Überdosis dermassen gaga in der Birne, dass sie gar nicht kapieren, ob das
nun der Vierwaldstätter- oder der Bodensee ist. Hauptsache bisschen Wasser,
bisschen Nebel und noch bisschen CH-Dialekt. Aber das ist nicht ok. So sollte
man sich unter keinen Umständen behandeln lassen. Und irgendwie trifft es mich
mittlerweile auch persönlich. Unter dem Strich bin ich halt doch ein Schweizer,
und ich finde es eine Frechheit. In den letzten 2-3 Folgen aus Luzern, waren
doch auch ein paar richtig gute Dinge zu sehen gewesen. Besser als in so
mancher Saarbrückener oder Ludwigshafener Schwarte! Aber unter dem Strich ist
und bleibt der Schweizer Tatort aus deutscher Sicht halt eine seichte und feige
Berglersuppe. Auf der limbischen Karte weit unter Heimat und Natur einzuordnen.
Und objektiv betrachtet kann man die immer wiederkehrende
Kritik aus Deutschland ja auch irgendwie verstehen, aber trotzdem finde ich
diese Terminierung unter aller Sau! Solange das Barometer, solange wir alle am
Schweizer Tatort rumnörgeln ist das ja ok, aber sobald sich die wichtigen
Herren der ARD eine solch unglaubliche Frechheit rausnehmen, löst das bei mir
den patriotischen Pro-Schweizer-Tatort-Effekt aus. Das ist Mobbing auf
allerhöchstem Niveau, und als Schweizer Fernsehen würde ich auf der Stelle aus
dem Tatort-Verbund austreten. Wir sind ein zahlendes Mitglied und haben ein
Recht auf Gleichbehandlung! Die sind doch nicht ganz dicht da in der
Tatort-Zentrale.
Und für all die Leser, welche mir nun gleich wieder
masslose Polemik vorwerfen möchten, sei gesagt, dass der nächste neue Tatort am
So. 08.09. ausgestrahlt werden wird!!! 
Weiterer Kommentar überflüssig!
Erwartungs-Barometer: 4.5
Note danach: 5
(Und wenn die Sommerpause dann
irgendwann mal wirklich vorbei sein sollte, kommt bestimmt eine 2.5 aus
Ludwigshafen. Bravo, ARD, bravo! Selbst aus Trotz hätte ich eine 5 gegeben.
Kein Meisterwerk, aber ich fand ihn wirklich gut.)
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Luzerner
Tatort auf einem guten Weg ist. Da sind so viele gute Ansätze, aber warum hat
hierzulande niemand den Mut, einfach mal durchzuziehen, mal richtig was zu
riskieren? Schaut doch nach Wien. Es ist schwierig, aber es lohnt sich so sehr.
Während der Fasnacht spürte man die Versuche an jeder Ecke, und jedes Mal hätte
es einem gleich volle Kanne mit reingezogen, aber auch jedes Mal haben sie es
gleich selber wieder irgendwie zerstört. Ich bin nur ein nutzloser
Barometerschreiber, ich weiss, aber falls ihr mich hört da draussen, ihr
Verantwortlichen für den Schweizer Tatort, glaubt für einmal dem niedrigen
Fussvolk. Die Leute fangen an, eure Filme zu mögen, und das ist doch super.
Aber Mut zum Risiko, Mut raus zu gehen und einfach mal richtig unter die Haut
zu fahren, Mut, für einmal über die durchschnittlichen Stränge zu schlagen,
oder einfach auch Mut, komplett zu versagen, das macht die Filme erst richtig
spannend. Risiko! Die Zuschauer würden eure Filme nicht nur anfangen zu mögen,
sie würden sie lieben, und die ARD würde nicht mehr drum rum kommen, die
Luzerner Tatorte mitten in der Weihnachtszeit als grosser TV-Event zu senden,
anstatt mitten im Hochsommer als feige Berglersuppe. Ich schwöre es!
0 = Sommerpausen, die mitten im Hochsommer beendet
werden.
6 = Sommerpausen, die mit dem ersten kühlen Herbstwind
beendet werden.
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