12. April 2014

Tatort: Der Hammer (Münster)


Weitere vier Stunden also werde ich nun in diesem Zug verbringen. Meine Laune könnte nicht besser sein. Ein ganzes Abteil für mich, die Beinfreiheit dementsprechend beachtlich, eine angenehme Ruhe, für einmal keine unerträglichen Düfte, die Klimaanlage sorgt für eine  Temperatur genau nach meinem Gusto, und draussen schiesst die Welt an mir vorbei. Obwohl „schiessen“ vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür ist. Und „die Welt“ irgendwie auch nicht. Draußen schlendert das Allgäu an mir vorbei, wäre wohl passender. Vier lange Stunden also, in denen ich Zeit für dieses Barometer habe. Vier Stunden, in denen ich alles erzählen kann, in denen ich ein Barometer schreiben kann, wie es noch nie eines gegeben hat. Der perfekte Moment, ein perfektes Barometer für den perfekten Tatort zu schreiben. Die perfekte Geschichte also:

„Ein mit Kappe und Strumpfhosen verkleideter Superheld befindet sich auf einer Art Rachefeldzug gegen die Prostitution und schlägt in Münster mit einem Hammer die Bösen tot.“

Hmmm.




---- Pause ----




Hmmm.

Eigentlich hätte ich doch noch weitere 3h56min.

Hmmm.




---- Pause ----




Hmmm.

Verkleideter Superheld mit Hammer in Münster. Was soll ich noch dazu sagen?

Hmmm.

Nun gut, ich versuche es. Nach dem Mega-Debakel aus meinem geliebten Kiel, hat uns die kurze Pause sicher gut getan, und wir sind wieder für jegliche Art von Tatort offen. Die Story klingt zwar haarsträubend, extrem absurd, aber ich glaube, dass sie funktionieren wird. Der Tatort aus Münster ist über die Jahre vollends im Klamauk verkommen, produziert war er jedoch immer auf hohem Niveau, da konnte man nie was aussetzen. Und so grotesk diese Story auch klingen mag, für einmal soll es eher düster als lustig werden. Das kann den Herren Boerne und Thiel nur gut bekommen.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: Hmmm, perfekte Momente kann man nicht erzwingen. Einfach nur GUTE, leider auch nicht ... Hmmm. 4

Gefühlt sind wir noch keine 10 Meter weiter, noch immer tuckere ich über das Lande, und weitere 3 Stunden und 43 Minuten zum Schreiben würden mir bleiben. Alles wäre angerichtet gewesen. Aber ich bin nicht der Tatort. Nur weil ich einen perfekten Moment habe, heisst das noch lange nicht, dass es auch der Tatort hat. Er wird kommen, irgendwann, heute ist er es nicht. Aber immerhin, für Münster könnte das der beste Moment seit langem werden, auch wenn es eine Schande ist, einem solch unglaublich genialen Schauspieler einfach eine Kappe über den Kopf zu stülpen.

0 = Ungefähr soviel Erwartung wie vom Allgäu
6 = Ungefähr soviel Erwartung wie von perfekten Momenten


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