21. April 2014

Tatort: Zwischen zwei Welten (Luzern)


Was musste der Schweizer Tatort nicht alles an Kritik einstecken. Bei jeder neuen Folge ging ein deutsches Medien-Gewitter an Tatort-Bashing über Luzern nieder, als wäre die Stadt am Sonntagabend dem Untergang geweiht. Dermassen deftig, dass sich bei mir immer wieder eine Art Verteidigungsmechanismus ausgelöst hat. Ausgerechnet das Barometer, das endkritische Barometer fand immer auch wieder lobende Worte für den Schweizer Tatort. Ich sah plötzlich die guten Seiten, die schönen Momente. Ich fing an den Schweizer Tatort zu mögen. Denn so lange die ARD Tatorte aus Saarbrücken, Konstanz und Ludwigshafen zulässt, sollte es der deutschen Presse verboten sein auch nur einen negativen Satz über unser helvetisches Bijou zu publizieren. Verglichen mit solchen Folgen könnte das Schweizer Team für die goldene Palme nominiert werden. Wenn hier jemand die Luzerner kritisieren dürfte, dann das Barometer. Es ist doch wie mit der eigenen Familie. Selber kann man über sie lästern so viel man will, aber es steht sicher keinem Fremden zu, schlecht über sie zu reden. So ist das nun mal. Ja, ich lobte und pries den Tatort aus Luzern. Und solange Folgen, wie diese an der Fasnacht, produziert wurden, tat ich das auch mit gutem Gewissen. Natürlich waren das keine Jahrhundertfolgen, aber da waren richtig feine Szenen drin, eine gute Idee, tolle Momente. Und je mehr über den Schweizer Tatort hergezogen wurde, desto sicherer war ich mir, dass sie es schaffen können. Dass sie wirklich irgendwann richtig gute Filme machen werden. Mein Gehirn hat das irgendwie so vernetzt.

Aber was hat es sich bloss dabei gedacht? Dieser Verteidigungsmechanismus vernebelte meine Sinne. Meine Zurechnungsfähigkeit ist mir komplett abhanden gekommen. Ich war so verflucht soft, dem Flücki gegenüber. Was sind wir zwei für traurige Waschlappen. Pussy-Barometer.
Aber während es, wie erwähnt, absolut keinem Fremden zusteht, über unsere Familie herzuziehen, so dürfen wir den Schweizer Tatort kritisieren wann immer wir wollen und so oft wir wollen. Wir können zu jeder erdenklichen Zeit damit anfangen. z.B. jetzt! Schliesslich ist ein jeder von euch quasi Co-Produzent dieser Werke und irgendwie bin ich der Verteidigung der Schweiz überdrüssig.
Soll das doch der Ueli machen, das Barometer hingegen fokussiert sich nun auch bei Luzern wieder auf seine Kernaufgabe.
Ehrliche und objektive Kritik:
Der Schweizer Tatort ist ein maximales Desaster und diese Folge ist der perfekte Beweis dafür. Wir befinden uns alles andere als auf dem richtigen Weg. Er hat weder Herz noch Seele. Es fehlt an Spannung, Mut, Dynamik, Dramatik, Logik, Talent, Ideen, Spaß, es fehlt eigentlich an allem.
Die Stories sind öde ohne Ende. Absolut nichts wird hier zu Lande riskiert. 0,000 % Risiko. Eine Katastrophe. Die Machart wirkt wie aus einem Heidifilm der 70er Jahre, die Dialoge könnten hölzerner nicht sein und die Schauspieler sind an Langweile kaum zu überbieten. Ein Tatort aus Saarbrücken ist zumindest richtig Scheisse, der Schweizer ist nichts. Absolut nichtssagend. Biederste helvetische Durchschnittsgrütze. Er könnte genau so gut eine Glanz und Gloria Folge mit Dani oder ein Donnerstagjass mit Monika sein. Der Schweizer Tatort ist ein typisches Schweizer Nichts. Momentan gibt man sich in Deutschland als Schweizer ja sowieso nicht allzu gerne zu erkennen, aber dass ich mich nun auch noch dermassen für unseren Tatort schämen muss, lässt mich wirklich überlegen, ob ich mich ab jetzt vielleicht eher als österreichischer Feuerwehrmann ausgeben sollte, wenn ich das nächste Mal gen Norden reise.
Ja, liebes Deutschland, du hast Recht. Der Schweizer Tatort ist der löchrigste Käse der Welt!
Eine Kritik vom Tittelbach sieht die Sache leicht differenzierter als das Barometer. (Ich schreibe halt lieber direkt den Subtext):

„ORF und SRF liefern regelmäßig ihre Beiträge zur ARD-Vorzeige-Reihe Tatort. Doch während die Österreicher mit dem Duo Harald Krassnitzer / Adele Neuhauser seit Jahren für starke Stücke stehen und sorgen (gerade erst gab es dafür den Grimme-Preis), haben die Eidgenossen so ihre liebe Not, da qualitativ mitzuhalten. Auch der neue Schweizer "Tatort – Zwischen zwei Welten" müht sich vergeblich. Der Fall ist düster, wird sehr entschleunigt erzählt, ist routiniert und unspektakulär inszeniert. Das Ganze schleppt sich doch allzu sehr dahin, wirkt zuweilen bemüht und die Geschichte ist überkonstruiert.“

Will da irgendwer überhaupt noch wissen, worum es eigentlich geht? Ich nicht!

Erwartungs-Barometer: 2
Die Note danach: 3
Falsches Schuldeingeständnis des Papis – mal ganz was Neues.

Schon absurd. Die 1-2 besseren Folgen aus der Schweiz, wurden jeweils in der Sommerpause bei 40 Grad am Schatten verbraten, damit sicher kein Germane auf die Idee kommt, eine davon zu schauen, während dieses schrecklich schlechte Biest von einem Tatort am Ostermontag zu allerbester Tatort-Sendezeit ausgestrahlt wird. Man könnte fast meinen, dass die ARD dem Deutschen Volke das wenig Gute aus unserem Lande extra vorenthalten will, während man ihnen den Schrott unter die Nase reibt, nur um ihnen zu beweisen, wie schlecht die Schweiz doch ist. Und zagg, schaltet er bei mir wieder ein, dieser Verteidigungsmechanismus. Was denkt ihr eigentlich wer ihr seid, beim Ersten? Wenn hier einer motzen darf, dann bin ich das, aber sicher nicht ihr fremden Saarbrücken Befürworter Muschis. Wir werden euch zeigen, was wir für eine Rakete von Tatort raus lassen können. Euch wird ein verfluchtes Vierwaldstätter-Meisterwerk den Verstand wegballern! ... halt leider erst beim nächsten Mal.

0 = Wie von 0,00000000000% Risiko
6 = Wie von Arnold Winkelried


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1 Kommentar:

GRINGO hat gesagt…

Deckt sich in etwa mit der Kritik von http://www.tvreal.ch/ und deckt sich mit meiner Meinung

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