Season Premier 2014/2015:
Switzerland
vs. Austria PART I
Kaum
zu fassen. Der Sommer ist vorbei, der Tatort ist zurück und mit ihm das gute,
alte Barometer!
Freut
euch jedoch nicht zu früh, die Tage werden zwar kürzer, meine Einträge jedoch
nicht. Und auch die Qualität des Barometers wird selbstverständlich nicht
gesteigert, nur die Kritik wird vielleicht noch etwas schärfer. Erklärtes Ziel
bleibt es, den perfekten Tatort zu finden. Auf dem Weg dahin werden jedoch
weiterhin sämtliche dilettantischen Ansätze unserer aller geliebten Institution
gnadenlos aufgedeckt. 
Und so
möchte ich mit einer kleinen Geschichte zum helvetischen Beitrag der
Tatort-Reihe beginnen.
Kurz
vor der Sommerpause veröffentlichten diverse Zeitungen die durchschnittlichen
Zuschauerzahlen des Tatorts. Und während die Schweizer Ausgabe zwar hierzulande
eine relativ hohe Quote vorzuweisen hat, lockt sie in Deutschland mit Abstand
am wenigsten Zuschauer vor den Fernseher. Dass das Schweizer Team im
germanischen TV-Markt nicht grad durch die Decke geht, mag für uns Tatort-Fachleute
(die wir ja alle sind) keine allzu grosse Überraschung sein, für die Macher der
Luzerner Reihe jedoch scheint das absolut unverständlich. Und so liessen die
Erklärungen und Stellungsnahmen nicht lange auf sich warten.
Der
Leiter „Abteilung Fiktion“ einer bekannten Schweizer Fernsehanstalt wurde in
einem Interview z.B. mit folgender Frage konfrontiert:
„Wie
erklären Sie sich denn diese schlechte Platzierung?
“
Das
Barometer hätte an seiner Stelle ungefähr Folgendes geantwortet:
„Was denken Sie eigentlich wie
gerne wir endlich einen anständigen Tatort drehen würden? Aber wie sollen wir
das machen, wenn wir im ganzen Land keinen einzigen Drehbuchautor finden, der
uns ein einigermassen gutes Script liefern kann? Selbst die besten Schauspieler
der Welt könnten bei diesen holprigen Dialogen keine glaubwürdige Szene
spielen. Unmöglich. Und selbst wenn. Die Schweiz ist langweilig, Luzern ist
langweilig, das Fernsehen ist langweilig, die Schauspieler sind langweilig, das
Leben ist langweilig, die Zuschauer sind langweilig... was sollen wir da tun?
Uns fehlen die Geschichten, uns fehlt der Mut, uns fehlt es an allem. Wir sind
zu neutral-banal. 
Aber wir werden weitermachen und
unser Bestes versuchen. Vielleich schaffen wir irgendwann einen Einstieg auf
dem Niveau, auf welchem der Fasnachts-Tatort beendet wurde. Ab da wurde es
nämlich spannend, ab diesem Punkt wären wir richtig gut. Wir könnten es also. Da
haben wir mal bisschen was riskiert, aber danach kriegten wir wieder nur noch
Schrott geschrieben. Ich werde kämpfen, wir werden kämpfen, wir werden es früher
oder später hinkriegen, das sind wir den Zuschauern schuldig. Hiermit
verspreche ich jedem einzelnen Gebührenzahler, dass wir an einem Schweizer
Tatort arbeiten, der ganz Deutschland vor Freude zum Weinen bringen wird!“
Ungefähr
eine solche Antwort wäre doch irgendwie glaubwürdig und der Situation angepasst
gewesen. Wir Zuschauer, hätten die Ehrlichkeit sehr geschätzt. Seine Antwort lautete jedoch so:
„Wie
erklären Sie sich denn diese schlechte Platzierung?
“
„Die
unbefriedigenden Quoten der letzten beiden Filme haben viel mit dem Sendeplatz
zu tun. «Geburtstagskind» wurde unmittelbar nach der Sommerpause ausgestrahlt,
«Zwischen zwei Welten» am Ostermontag. Auf diesen Plätzen machen nachweislich
auch die anderen «Tatorte» schlechtere Quoten.“ ... 
Nachweislich? Äääm, nacheweiseliche? Ich frage
mich, was er mit nachweislich genau meint.
Ich werde die Aussage zum Ostermontag weder
werten noch kommentieren. Ich füge jedoch ein paar Sätze ein, die ich in einer
45-Sekunden Google Recherche nachweislich gefunden habe.
2012
Die Ostermontag-Folge des
Tatorts „Kinderland“ war für die ARD ein voller Erfolg. Wie der Westdeutsche
Rundfunk (WDR) am heutigen Dienstag bekannt gab, verfolgten bundesweit 10,17
Millionen Menschen die Folge aus Köln. Der Marktanteil lag bei starken 28 %.
(Tatort
Köln Durchschnitt 2012-2014: 9,37 Mio.)
2013
Das
Erste sicherte sich am Ostermontag den Primetime-Sieg, denn der neue «Tatort» aus München unterhielt 9,30
Millionen Zuschauer und war somit der erfolgreichste Tatort aus Bayern in den
letzten Jahren. Er brachte es auf 26,1 Prozent Marktanteil.
(Tatort
München Durchschnitt 2012-2014: 9,06 Mio.)
2014
Kein
anderer “Tatort” lockte in den vergangenen anderthalb Jahren so wenige
Zuschauer an wie “Zwischen zwei Welten”, der neueste Fall für Reto Flückiger.
Auch damals, im August 2012, war es ein “Tatort” aus der Schweiz, der knapp
über der 7-Mio.-Marke hängen blieb.
Hmmmmm....
Egal.
Okay,
mit dem Sendeplatz nach der Sommerpause gebe ich ihm absolut Recht. Genau das
hat ja das Barometer vor einem Jahr auch schon nachweislich kritisiert. Den
Sommer zu beenden ist definitiv sehr schwierig und gute Quoten sind
nachweislich wirklich nicht zu holen. 
Und
trotzdem wird auch in diesem Jahr eine Stadt die Saison eröffnen müssen. Es
wird WIEN sein! 
Spannender
könnte die angerissene Quoten-Geschichte für den Betrachter und für das Barometer
also nicht werden. Der Krimi fängt an, bevor auch nur eine Sekunde neuer Tatort
gesendet wurde. Was machen die Österreicher auf diesem katastrophalen
Sendeplatz? Scheitern auch sie? Oder beweisen sie nach der Sommerpause gar
Ostermontag-Qualitäten? Das ist ein Event, das ist ein packendes Drehbuch, da
müssen wir dran bleiben. Und als wäre das nicht Spannung genug, lässt die ARD
eine Woche danach gleich die neue Schweizer Folge aus der Kiste. Als
hammerharten Direktvergleich. Und da sagt mir einer noch, dass die beim Ersten
nicht wissen, wie man dramatischste Spannung erzeugen kann. Was brauchen wir
den Tatort selber, wenn das Drumherum ein solcher Thriller ist. Österreich muss
in den sauren Apfel beissen und die Saison eröffnen, während die Schweiz den
wesentlich besseren September-Termin gekriegt hat. Die zwei kleinen
Alpenfurz-Länder liefern sich auf deutschen Boden, eine Quoten-Schlacht auf
allerhöchstem Niveau. Wahnsinn. Wer schiesst hier wohl wem den sauren Apfel von
der Birne? Es ist angerichtet. Lasst die Tatort- Saison beginnen!
Anmerkung:
Versteht
mich nicht falsch, nichts würde ich mir sehnlicher wünschen, als dass die
Schweiz endlich mal einen richtig Kracher in den Himmel lässt. Ich habe gar
eine Lanze für Luzern gebrochen. Habe Deutschland kritisiert, dass sie lieber
mal ihre eigenen grottenschlechten Folgen ausmisten sollten, bevor sie uns als
löchrigen Käse betiteln. Aber leider wurde auch ich damals ein weiteres Mal
enttäuscht. Vielleicht sollte man in dieser besagten Fernsehanstalt für einmal,
nur für ein einziges Mal etwas selbstkritischer walten, in Anbetracht dessen,
dass man seit Jahren nachweislich die schlechtesten Quoten einfährt, egal auf
welchem Sendeplatz.
Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 
Wie gesagt: Unspektakulär, überzeichnet,
unglaubwürdig, jedoch gute Dialoge und gut gespielt. 
Unter dem Strich: Ein
nachweislich bescheidener Auftakt.
Ach ja, fast vergessen. Der
eigentliche Krimi kommt ja auch noch, wie erwähnt aus Wien und noch nicht aus
Luzern. Obwohl diese Story eigentlich eher nach Vierwaldstädtersee klingt.
Bibis Vater stirbt in einem Pflegeheim auf dem Lande und hinterlässt unerwartet
viel Geld. Die Kommissare ermitteln in ihrem Urlaub auf eigene Faust und ein
alter Freund begibt sich undercover in das Altersheim. 
Nachdem die Fellner und der Eisner
nun gegen jede erdenkliche Mafia dieser Welt gekämpft haben, gibt es nun also
eine äusserst gemächliche Rentner-Folge zur Saison-Eröffnung. Uns erwartet also
kein Großstadt-Feuerwerk, dafür wahrscheinlich ziemlich überspitzte Figuren.
Und trotzdem freue ich mich sehr darauf!
Denn wenn jemand unspektakuläre
Geschichten gut erzählen kann, wenn jemand selbst komplett überzeichnete
Charaktere glaubwürdig darstellen kann, dann ist es Wien. Niemand grantelt so
schön, niemand spielt so echt, und niemand schreibt momentan so gute Dialoge
wie sie, egal auf welchem Sendeplatz.
0 = Saisonbeginn
- Termin
6 = Ostermontag
- Termin
Falls dieser Barometer-Blog nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:
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