Es ist schon irgendwie schizophren. Da fiebern jedes Wochenende Millionen von Zuschauern auf einen guten Tatort hin und wenn den Filmemachern mal der ganz grosse Wurf gelingt, wird ihnen das im Nachhinein bei jeder neuen Folge vorgehalten.
Köln hat
seit dem Sonntag, 5. Januar 2014 ein massives Problem, sie haben einen viel zu
guten Tatort gemacht!
Als
ich angefangen habe Tatort zu schauen, waren die Kölner eines der besten Teams,
aber mit den Jahren sind sie irgendwie ins seichte Mittelmass-Gewässer des
Frühlinger Sees gedriftet und brachten nur noch wenig Hochstehendes zustande.
Bis eben zu diesem Sonntag, 5. Januar 2014.
Der
Tag, an dem sich alles veränderte, der Tag, an dem Köln ein Meisterwerk, ihr
Meisterwerk präsentierte. Der Tag, an
dem „Franziska“ endlich ausgestrahlt wurde.
Zugegeben,
auch diese Folge war nicht der perfekte Tatort, dafür war der Schluss zu absurd
konstruiert, aber „Franziska“ war eine Sensation. Ohne Wenn und Aber. Ein
Juwel, ein richtig guter Tatort, über welchen bereits im Vorfeld (absolut
zurecht) und eben auch lange danach noch heftig diskutiert wurde. Köln hatte den ganz grossen Hit gelandet. Aber was nun? Was kommt danach? Jede neue Folge wird
sofort mit „Franziska“ verglichen, in jeder zweiten Kritik und eben auch im
Barometer wird noch immer von „Franziska“ geschrieben. Dieser eine grosse Hit wurde
für Köln zur noch viel grösseren Hypothek.
„Franziska“
ist also eine Art One-Hit-Wonder. Eines, wie es sie in der Musik immer wieder
gibt. Spontan würde ich Köln z.B. mit einem Lou Bega vergleichen. Ihm ist mit „Mambo
No.5“ was ganz ähnliches gelungen. Etwas, von dem jeder Musiker, jeder Fernsehmacher
träumt. Ein Hit. Nummer 1 in Deutschland, Österreich, der Schweiz und in vielen
andern Ländern. „Franziska No.5“ wünscht sich doch ein jeder, der Kunst macht
oder betreibt. Aber was kommt danach? Wahrscheinlich lässt ein solcher Hit eine
dermassen grosse Masse an Energie frei, dass man im Moment durchaus die Power
hat, gleich noch ein Wonder nachzulegen, bzw. zumindest ein Wünderlein. Man
darf nicht vergessen, dass Lou Bega mit „I got a Girl“ (in welchem er die
Frauennamen einfach mit Städtenamen ersetzt hat), noch eine zweite, durchaus
beachtliche Chartplatzierung erreicht hatte. Natürlich nie mehr mit der Kraft
und der Wucht des Erstlings. Aber diese ganze Überschussenergie, die nach einem
solch grandiosen Hit logischweise vorhanden ist, muss doch auch irgendwie
verwertet werden können. Und so schaffte auch Köln in dem kreativen Rest-Erguss
des Meisterwerks, durchaus nochmals eine beachtliche Folge: „Der Fall
Reinhardt“. Ich glaube das ganze Team aus Köln war von der Arbeit an „Franziska“
und dem riesigen Lohn dieser Mühen noch dermassen kreativ geladen, dass eine
weitere gute Folge die selbstverständliche Konsequenz war. Fast wie wenn du mit
Freunden drei Jahre in einer Weltstadt gewohnt hättest und danach in die
Provinz ziehen würdest. Du nimmst die Energie mit. Es dauert Wochen, bis du
nicht mehr explodierst, bis du die energetische Kreativität, bis du die Power langsam
verlierst und du dich der
neuen Situation anpasst. Und genau so hat Köln nach „Franziska“ nochmals eine wirklich
gute Folge produziert, ist nun aber definitiv wieder in der endlos
mittelmässigen Tatort-Provinz angelangt. 
Auch Lou
Bega macht noch immer Musik, aber kennt irgendjemand von euch „Sweet like Cola“
oder „This is Ska“? 
Und so
hat das One-Hit-Wonder oft einen äusserst negativen Beigeschmack. Ist es also eher
Fluch als Segen? Keinesfalls! Es ist Segen pur!!! Es ist doch 1000mal geiler nur
einen grossen Hit gelandet zu haben als gar keinen. Natürlich kann es danach
ganz schön hart werden, wenn man immer dem einen grossen Moment nachtrauert,
aber deswegen nie einen grossen Moment zu haben, wäre doch absolut schwachsinnig.
Man dürfte sich auf keine Liebe mehr einlassen, auf keine Reise, auf absolut
nichts. Wir haben nie die Garantie, dass es irgendwann nochmals so gut werden
wird. Alles was einem richtig glücklich macht, kann ein One-Hit-Wonder oder
vielleicht eher ein One-Hit-Moment gewesen sein. Wir dürften keinen einzigen
Glücksmoment mehr geniessen, da er vielleicht so nie mehr kommen wird. Stellt
euch vor, plötzlich würde eine putzige Fee vor mir auftauchen und sagen, dass
sie mir die Macht gibt, ein perfektes Barometer zu schreiben. Mir die Gabe
geben würde, einfach einmal einen perfekten Eintrag zu veröffentlichen. Ein
One-Baro-Wonder würde ich doch auf der Stelle, ohne eine Sekunde zu zögern
annehmen, selbstverständlich mit dem Wissen, dass es danach für den Leser noch
viel frustrierender werden würde, mein ganzes Gelaber zu lesen. Aber dafür
hättet ihr für einmal ein perfektes Barometer vor euch. Einfach so, ganz
unerwartet. 
Ich
jedenfalls bin Köln extrem dankbar für „Franziska“. Es war ein grossartiger
Moment, ein grossartiges Ferseherlebnis und ich bin glücklich, durfte ich dabei
sein, auch mit dem Wissen, dass der Tatort aus Köln nie mehr so gut werden
wird. Nie mehr! Und obwohl ich mich jetzt definitiv nicht als Lou Bega Fan
bezeichnen würde, so kann ich sagen, dass sein One-Hit-Wonder mir zumindest
einen absoluten One-Hit-Moment beschert hat. Und auch wenn sowohl Lou, wie auch
der Moment mittlerweile wieder genauso in der mittelmässigen Provinz versunken sind
wie der Kölner Tatort, so würde der Welt (und mir) doch irgendwie etwas fehlen, wenn es den „Mambo
No.5“ nie gegeben hätte.
Und
inmitten meiner grossen Bewunderung für all die Leute, die alles riskieren, um
vielleicht nur einmal im Leben ein Meisterwerk zu schaffen, interessiert mich
die Geschichte dieses nun folgenden Tatorts überhaupt nicht mehr. Schade
eigentlich, denn es geht ja um die wahre Liebe. Aber eben auch um den Mord der
Chefin einer Online Partneragentur. Die Folge wird sicher seine rührend guten,
fast melancholischen Momente haben, aber bei einem solchen Thema sind Klischees
und Überzeichnungen vorprogrammiert.
Zudem ist ja von Kommissar Ballauf (welchen ich nach wie vor als
vollends talentfrei bezeichnen würde) bereits die Liebesgeschichte mit der Polizei-Psychologin
hängig, welche sicher auch noch fein in diesen Rosamunde Pilcher Krimi rein
geflochten werden wird. Viel Liebes-Tamtam also und am Ende wird bestimmt bei der
Wurstbude am Rhein in weiss geheiratet. Uuuuuaaaaaahhh. Ach, wie sehr sehne ich
mich nach einem richtigen One-Hit-Wonder!
Erwartungs-Barometer: 4
Die Note danach: 4
Zwei, drei richtig gute Momente, darum knapp genügend.
Zwei, drei richtig gute Momente, darum knapp genügend.
Köln wie immer bemüht. Kommissar
Bär spielt sich mal wieder einen Wolf. Das zärtliche Drehbuch und der
kuschelige Ballauf sind zwar romantisch, aber einfach nicht auf der Höhe der
Zeit. Womit wir wieder bei Punkt A angekommen wären. „Franziska“, geliebte
Franziska. Es wird nie mehr so sein, wie es mal war. 
0 = Der
schlechtmöglichste Tatort
6 = Der
perfekte Tatort
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