Hinsetzen.
Innehalten. Kopf frei machen. Jetzt heisst es ganz, ganz tief durchatmen, liebe
Barometerleser/innen. Ffffffffffff.
Nochmals
atmen. Ffffffff. Und nochmals. Ffffffff. Lasst die Gedanken ziehen, versucht
loszulassen, versucht eure Mitte zu finden. Und immer weiter atmen. Ffffffff.
Fffffff. Ffffffff. Erst wenn ihr ganz nahe bei euch seid, erst wenn ihr euch
wirklich gehen lassen könnt, erst wenn alles andere vergessen scheint, seid ihr
bereit für diesen Tatort! Atmet tief. Fühlt euch frei. Ganz leicht. Schwebt. Geniesst!
Mein
Herz pocht wie wild. Es pocht durch meinen ganzen Körper, ich fühle es bis
runter in meine Knie, welche sich der Konsistenz von grüner Grütze nähern. Die sonst
solch zierlichen Schmetterlinge reissen mir mit einer immensen Wucht ganze
Löcher in meinen Bauch. Die Magenschmerzen, die ich immer habe, wenn ich so
nervös bin, sind kaum auszuhalten. So kann ich doch kein Barometer schreiben.
Mein Verstand spielt verrückt, wie damals bei den ersten schüchternen Treffen.
Wie damals, als mich diese so verliebte Unsicherheit bzw. diese so unsichere
Verliebtheit zu zerreissen drohte. Heute entscheidet sich alles. Ich werde sie
heute endlich darauf ansprechen und dann ist die Katze aus dem Sack. Sie liebt
mich genau so unsterblich wie ich sie. Sie wird mir um den Hals fallen und mich
mit nach Rosenblüten duftenden Küssen überschütten, oder sie wird mich mit
einem in tausend Stücke zerbrochenen Herzen zurück lassen und mir sagen, dass
das mit uns leider nichts werden wird. Dass sie mich lieber als Kollegen möchte,
oder unsere gute Freundschaft nicht aufs Spiel setzen möchte, oder irgend sonst
so ne scheiss billige Ausrede, die mein Leben zerstören wird. Aber sie muss
mich doch einfach lieben. So was spüre ich doch. Das ist doch gegenseitig. Das
ist doch pure Magie. Oder ist sie einfach nur nett? Mag sie nur meine
Anwesenheit? Nein, das muss die grosse Liebe sein. Heute ist der Tag. Irgendwie
liegt heute etwas in der Luft. Irgendwie ist heute alles anders. Heute beginnt
eine neue Tatort-Zeitrechnung.
Zum
ersten Mal seit ich das Barometer schreibe, wage ich eine perfekte Folge zu
prognostizieren. Sehr zurückhaltend zwar, aber heute könnte wirklich was werden.
Aber eben, genauso gut, kann die ARD mein Herz einmal mehr aus meiner Seele
reissen und es ohne mit der Wimper zu zucken in die kackbraunen Fluten des
Rheins werfen. Und wer Wiesbaden kennt, der weiss, was Herzen im kackbraunen
Rhein bedeuten, der weiss, dass dieser Tatort auch einfach eine Eins werden
kann. Aber heute ist alles möglich. Heute werde ich es ihr sagen. Heute werde
ich endlich den Mut aufbringen, sie zu fragen, ob sie mit mir gehen will. Heute
wird der beste Tag meines Lebens.
Ihr
wisst wie sehr ich es mag, wenn der Tatort auch mal richtig was riskiert. Und
genau das hat Wiesbaden mit dem Tumor im Kopf von Felix Murot nun schon drei
Mal gemacht. Sie haben abgedrehte Dinge gedreht, absurde Geschichten erfunden,
sie versuchten das ganze Tatort-Genre auf den Kopf zu stellen. Ganz neue Wege
sind sie gegangen. Meinen allergrössten Respekt dafür. Sie haben riskiert, sehr
viel riskiert, aber aus meiner Sicht leider drei Mal alles verloren. Dachte ich
zumindest bis jetzt. Ich wusste ja nicht, dass diese drei Folgen vielleicht
alle nur als Vorgeplänkel, für das Jahrhundertwerk gedacht waren. Als ob die drei
Folgen eine Art Lernprozess gewesen seien. Drei komplizierteste Beziehungen,
die überhaupt nicht funktionierten, drei Mädels, die mich irgendwann sitzen
gelassen, und die eben, dieses eine Herz quasi dreimal zerrissen haben. Alles
war nur ein Pfad des Schmerzes um heute die ganz grosse Liebe zu erfahren. All
dieses Leid, all der Liebeskummer, macht ab heute Sinn. Diese drei Folgen haben
uns gequält, sie haben uns mit gigantischem Stuss und überhaupt nicht
funktionierenden Geschichten malträtiert, nur damit wir heute den perfekten
Tatort auf einer Ebene erleben können, wie es sie sonst nicht gegeben hätte.
Heute liegt etwas in der Luft, heute macht plötzlich alles Sinn.
Es
gibt absolut nichts, was nicht dafür, oder dagegen sprechen sollte. Wss?!? Ja,
genau.
Ein
Western soll es sein. Ein Tatort-Western! Kopiert die ganz grossen Regisseure.
Anlehnung an Sergio Leone, an Quentin Tarantino. Filmzitate an jeder Ecke. Vollstes
Risiko. Für einen Tatort bestimmt das dünnste je begehbare Eis. Wenn das nicht
zum Scheitern verurteilt ist. Ich wusste doch, dass sie auf einen andern Typen
steht. Ich wusste es. Bitte nicht wieder dieses unendliche Liebesleiden. Sie
bringt mich um. Oder doch nicht? Im Leben kann auch einfach mal etwas klappen.
Ganz simpel. Aus dem Nichts. Plötzlich ist einfach mal etwas perfekt. Punkt.
Das gibt es. Ein Western in Wiesbaden. 47 Tote, Tatort Rekord. (Til, die Muschi
ist mit seinen 19 ein schlechter Witz dagegen.) Wiesbaden wird aus dem Nichts
zur ganz grossen Liebe. Ulrich Tukur spielt sein Meisterstück. Und noch besser
Theatergott Ulrich Matthes den diabolischen Bösewicht! Ohne Witz, ich weiss von
Frauen, welche sich bei -10 Grad und eisigem Ostwind morgens um 5 Uhr in die
VVK-Reihe des Deutschen Theaters in Berlin gestellt haben, nur um in sämtlichen
seiner Vorstellungen in der ersten Reihe sitzen, und sich von ihm bespucken
lassen zu können. So nahe wollten sie ihm sein. Da kommt also eine geballteste
Ladung an Tatort auf uns zu. Ein Tornado im Hessischen Wilden Westen. Ein
Experiment auf allerhöchstem Niveau. Das wird kein Film, das wird ein
Kunstwerk! Heute gewinnen wir gemeinsam die ganze Welt, oder wir scheitern
dermassen kläglich, dass es äusserst schwierig werden wird, irgendwann im Leben
nochmals so zu lieben.
Erwartungs-Barometer: 6 oder eben
1
Die Note danach: ...
Was für ein grandioses Theaterstück, was für ein traumhaftes Märchen, was für ein Kunstwerk! Jedoch alles andere als ein Tatort. Aber was soll ich sagen, man kann sich die Liebe nicht aussuchen. Sie sucht einen aus. Ich wusste heute liegt was in der Luft. SIE HAT JA GESAGT! ... 6
Was für ein grandioses Theaterstück, was für ein traumhaftes Märchen, was für ein Kunstwerk! Jedoch alles andere als ein Tatort. Aber was soll ich sagen, man kann sich die Liebe nicht aussuchen. Sie sucht einen aus. Ich wusste heute liegt was in der Luft. SIE HAT JA GESAGT! ... 6
Ich bin weder Fan von Western, noch
vom Tatort aus Wiesbaden. Aber man kann sich die Liebe nicht aussuchen. Sie
sucht einen aus. 
Der Hessische Rundfunk beschenkt
uns mit dem Jahrhundert-Experiment. Kommissar Murot ermittelt in einem deutschen
Western. Vollstes Risiko. Alles oder nichts! 
Sie liebt mich. Sie liebt mich
nicht. 
Sie liebt mich. Sie liebt mich
nicht. 
Sie liebt mich. Sie liebt mich
nicht. 
Sie liebt mich...
0 = Vielleicht
der heutige Tatort
6 = Vielleicht
der heutige Tatort
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