27. Dezember 2014

Tatort: Das verkaufte Lächeln (München)


Ich habe es ja bereits angesprochen. München, mein sicherer Isar-Hafen ist nicht mehr. Über Jahre hinweg lieferte München eine Fünf nach der andern. Oft gar etwas darüber. Neben all den Turbulenzen, welche man mit dem Tatort mitmachen musste, war eines immer klar: Der Tatort aus München ist gut!
Aber die Welt ist nicht mehr das, was sie einmal war. Wenn selbst auf München nicht mehr Verlass ist, gibt es eigentlich kaum mehr Hoffnung. Zuerst kratzte diese unglaubwürdige Business-Lesbengeschichte gewaltig am Bayrischen Qualitäts-Image. Danach lieferte Dominik Graf eine verwirrte, schnell geschnittene, mit Theater Cabaret bestückte Nazi-Folge, über die sich knapp noch streiten liess. Aber den absoluten Tiefpunkt erreichte München mit dem Online-Star, welcher auf einer Art Youtube-Plattform Leute bloss stellte. Dieser Tatort gilt auch unter Kritikern als einer der schlechtesten, die es je gegeben hat. (Neben allen aus Saarbrücken natürlich.) Gut, Aussetzer kann es immer mal geben und dank dem Kamel im Garten des arabischen Prinzen, war ich eigentlich wieder ziemlich positiv gestimmt.
Aber was bringt uns das heute? Heute, da wir einen sicheren Hafen mehr denn je gebrauchen könnten. Heute, da wir uns alle noch immer nicht von Erfurt und Saarbrücken erholt haben. Heute, da ich die schlimmsten Weihnachtstage meines Lebens hinter mir habe. Heute bräuchten wir ein München in Bestform. Heute bräuchten wir eine Folge, die uns zumindest wieder hoffen und glauben lässt.  
Aber München wird es nicht sein. München ist nicht mehr die sichere 5, die sie mal war. So leid es mir auch tut.
Natürlich werden die Kommissare wieder sehr gut spielen, natürlich wird dieser Tatort in der gewohnt hohen Qualität gemacht worden sein. Aber das Drehbuch? Schwierig.
Es geht um einen toten Jungen, der sich selbst auf Kinderporno -Seiten angeboten hat. Ein hartes Thema keine Frage. Aber an diesen „wir sind so krass am Puls der Zeit“- Thematiken scheitert doch der Tatort mal für mal. Es ist so schwierig, solche Geschichten glaubwürdig zu inszenieren, dass ich es selbst meinem sicheren Isar-Hafen nicht zutraue. Wirklich nicht.

Erwartungs-Barometer: 4

Natürlich wird das der bisher mit Abstand beste Tatort dieser Feiertage, aber selbst 90 Minuten Livebilder des Isar-Wehrs in Oberföhring wären spannender als das bislang gezeigte. Dieser Tatort wird gute Ansätze haben, aber ich vermute zu viele Ungereimtheiten und zu viele Unglaubwürdigkeiten. Unter dem Strich wird uns München die Festtagslaune nicht retten können. Die ist so was von dahin, es bräuchte eine Bombe. Und München ist in dieser Form wahrscheinlich nicht mal ein Bömbchen.

0 = Alles was jemals aus Saarbrücken kam.
6 = Mein geliebtes München, zuverlässig wie es war. Damals im Jahre 2004.

Die Note danach: 4.5
Ja genau, Pädophile lassen sich einfach so beim Chatten filmen und geben auch noch ihren richtigen Namen an, während die Polizei Minderjährige verhören kann, ohne dass auch nur ein einziges Mal die Eltern dabei sind. Also wenn ihr euch schon an ein solch schwieriges Thema wagt, liebe Drehbuchautoren, dann macht doch zumindest nicht solch einfache Fehler. Ist ja sonst schon komplex genug. Wie gedacht. Vieles war sehr gut, Machart wie immer top, aber für eine frühere Münchener Fünf reicht es einfach nicht. 


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26. Dezember 2014

Tatort: Weihnachtsgeld (Saarbrücken)


Das Festtags-Drama hat gerade erst begonnen und geht nun mit einem Weihnachts-Tatort in die nächste Runde. Der einzig spannende Moment an diesem Krimi, wird die Frage sein, ob momentan eher Erfurt (das Team vom letzten Sonntag) oder Saarbrücken die schlechtesten Tatort Folgen produziert.
Es wird ein Kopf an Kopf-Rennen. Fakt ist, hundsmiserabel sind sie beide, die Frage ist nur, welcher noch ein Quäntchen schlechter ist. Spannung pur, oder?

Was spricht für Erfurt auf dem letzten Platz?
- Der Rotlicht-Tatort aus Erfurt vom letzten Sonntag.
- Der Studenten-Tatort aus Erfurt vor einem Jahr.
- Die eigentlich geniale Grundidee von diesem Tatort aus Saarbrücken. Angeblich wird mit einem Mordfall die Weihnachtsgeschichte nacherzählt. Wenn das gut gemacht ist, kann das ein richtig interessanter Versuch werden.

Was also spricht für Saarbrücken auf dem letzten Platz?
- Der Fakt, dass es Saarbrücken ist, welcher die Weihnachtsgeschichte nacherzählen wird. Die nächste Fremd-Schäm-Katastrophe ist doch vorprogrammiert.
- Folge 1 aus Saarbrücken. Stellbrink watet in Gummistiefeln durch die knietief liegende Scheisse in Saarbrücken.
- Folge 2 aus Saarbrücken. Stellbrink kämpft auf seinem Töffli gegen eine Rockerbande.
- Folge 3 aus Saarbrücken. Stellbrink mausert sich in der mittlerweile dritten Geschichte ohne Geschichte endgültig zum grenzdebilen Ermittler. Er muss gegen einen Flash-Mob und nach wie vor mit einer ganzen Horde Laienschauspieler kämpfen.

Erwartungs-Barometer: 2

So oder so. Heute erleben wir ein weiteres Debakel. Aber da sich das Barometer gerne festlegt, würde ich sagen, dass Saarbrücken noch eine Prise beschissener wird. Der Tatort aus Erfurt war zumindest auf dem Niveau von 1977, heute erwarte ich gar kein Niveau. Eine Schande für diesen Sendetermin, um welchen sich jedes Jahr etliche Tatort-Teams bewerben. Und eine noch die viel grössere Schande für diese eigentlich vielversprechende Grundidee von der Weihnachtsgeschichte.

0 = Diesjährige Tatort-Festtage
6 = Frühere Tatort-Festtage

Die Note danach: 0
Also was soll man da noch sagen? Schlechter als Saarbrücken kann es nicht mehr werden. Erfurt war ein Meisterwerk dagegen. 


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20. Dezember 2014

Tatort: Der Maulwurf (Erfurt)


Ich möchte wirklich in keiner Art und Weise pessimistisch klingen, aber eins muss ich vorweg nehmen. Dieses Jahr werden die beschissensten Tatort-Feiertage aller Zeiten. Normalerweise ist es ja so, dass sich die ARD ihre Prunkstücke, ihre Perlen gerne für das Jahresende aufspart. Aber so wie ich die Sache sehe, erwarten uns in diesem Jahr absolut desaströse Weihnachtstage. Erfurt, Saarbrücken, Weimar, alleine die Städte lassen mich würgen. Und selbst mein sicherer Hafen an der Isar wird das Debakel für einmal nicht verhindern können. Aber mehr dazu in den folgenden Tagen.
Momentan haben wir mit den TKKG-Bubis aus Erfurt wirklich genügend üble Kost, welche wir verdauen müssen. Bzw. eigentlich sind es ja eher die 3 Fragezeichen. Erfurt. Bekanntlich ein völlig neues Team, welches erst einen Fall gelöst hat. Dieser war aber so hundsmiserabel, dass ich Erfurt als dafür perfekte geeignet halte, ganz schlechte Zeiten einzuläuten.
Natürlich müssen wir einem solch neuen Team etwas Zeit lassen. Natürlich hat jedes Team eine zweite Chance verdient. (Danach eine dritte, dann eine vierte und auch eine fünfte.) Vielleicht findet der MDR ja einen feinen Weg für die 21 Jump Streeties aus dem Östen, welchen auch das Barometer bereit zu gehen ist. Ein junges Team ist ja nicht prinzipiell schlecht, im Gegenteil. Aber vielleicht sollte man halt auch hinter der Kamera etwas Frische rein bringen und nicht 90jährige Drehbuchautoren „voll krasse“ Fremdschäm-Dialoge schreiben lassen. Das ist peinlich ohne Ende und wirkt doch sehr altbacken, auch wenn die Ermittler quasi alle noch minderjährig sind. Der erste Fall zumindest war Langeweile pur. Nun gut. Fehler kann man machen, aus Fehlern kann man lernen und darum öffnet das Barometer für diese Folge nochmals all seine Sinne, auch wenn die Geschichte eine weitere Katastrophe vermuten lässt.
Der Erfurter Rotlichtkönig flieht aus dem Knast und erschiesst dabei einen Bullen. Zudem hat er damals bei seiner Verhaftung an allen beteiligten Polizisten Rache geschworen. Die alten Cops also sind in akuter Gefahr, die jungen Wilden müssen ran. Genial.

Erwartungs-Barometer: 3

Ich kenne genau eine einzige Person, welche die erste Folge von Erfurt gut fand. Ausgerechnet eine, der ich einen sehr sehr guten Filmgeschmack attestiere. Mal sehen, vielleicht hat sie damals etwas am Erfurter Tatort gesehen, was ich noch nicht sah. Schön wäre es, für alle Beteiligten, wohl eher aber, wird Folge Nummer Zwei aus Erfurt tatsächlich der traurige Anfang der beschissensten Tatort-Festtage aller Zeiten.

(...zumal in diesem Tatort angeblich nur alkoholfreies Bier bestellt wird. Aber selbst das ist ja für einige Leser ganz normal.)

0 = Junges uralt inszeniert.
6 = Bewährtes ganz jung inszeniert.

Die Note danach: 2,5
Gäääähhhnnn. So stelle ich mir die Inszenierung eines Tatorts aus den 70er Jahren vor. Aber Hauptsache die Ermittler sind jung und frisch.


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7. Dezember 2014

Tatort: Der sanfte Tod (Hannover)


Genau zwei Jahre ist es her, seit sich Madame Lindholm das letzte Mal durch die niedersächsische Prärie ermittelte. Böse Zungen in meiner Leserschaft behaupten, dass ihre Abwesenheit keiner Sau aufgefallen sei. Dass keine Sau sie vermisst habe. Aber wirklich nur sehr böse Zungen, denn mir hat sie gefehlt. Richtig gefehlt. Und den Säuen übrigens auch. Aber dazu später.
Natürlich, Maria Furtwängler ist bieder. Der Tatort aus Hannover ist bieder. Aber wisst ihr was? Hannover ist bieder. Niedersachsen ist bieder. Also passt das doch perfekt. Was nützt mir eine Stadt wie Berlin, wenn der ganze Tatort kreuzbrav ist? Das passt ja überhaupt nicht. Aber zu einer biederen Region passt nun einmal eine biedere Kommissarin. Und da funktioniert nun einmal ein biederer Tatort. Bieder ist in Hannover echt. Bieder ist Authentizität in Niedersachsen. Warum sollte es eine ohrenbetäubende Freakshow aus der Kohlenquelle sein, wenn es die da niemals geben würde? Und genau darum habe ich den Tatort aus Hannover schmerzlich vermisst. Viel zu oft müssen wir uns mittlerweile mit Geschichten rumschlagen, die absolut nicht in die Ecken passen, in welche sie hingedrängt werden. Aus den grandiosen Weltstädten kommt das Biedere und die Weltgeschichten versucht man in den biederen Kleinstädten anzusiedeln. Funktioniert alles nicht. Wenn aber Bieder-Fälle authentisch sind, weil sie bieder inszeniert sind und an biederen Orten mit biederen Kommissaren spielen, dann mag ich nämlich diese biederen Tatorte. Bieder ist doch völlig okay, wenn es passt.
Und so klingt auch dieser Fall äusserst bieder. Einer der mächtigsten Fleisch-Fabrikanten im sogenannten Schweinegürtel Niedersachsens entgeht nur knapp einem Mordanschlag. Also von wegen, keine Sau hat Maria Furtwängler vermisst. Eine ruhige, aber spannende Geschichte. Schöne Bilder aus der Provinz, schwierige Charaktere in einer schweinischen Familiengeschichte. Also biederer könnte die Story nicht klingen, aber gut kann sie ja trotzdem sein.

Erwartungs-Barometer: 5        

Lustig, vor kurzem hat mich ein Leser gefragt, ob ich Niedersachsen kenne. Er möchte da ein paar Tage in Urlaub fahren. Ich habe ihm schwer davon abgeraten, die Region sei quasi das Biedertum. Alleine Hannover und Braunschweig gehören mit zu den biedersten Grossstädten in ganz Deutschland, wie bieder müssen denn die kleineren Orte sein? Das Einzige was ich in diesem Bundesland besuchen würde, sei die Nordseeküste, habe ich ihm gesagt. Alles andere ist viel zu bieder. Dieser Tatort wird meine Aussagen nur noch unterstreichen und ich bleibe dabei. Ich würde nie mehr nach Niedersachsen reisen, viel zu bieder, aber für einen unaufgeregten und authentischen Land-Tatort, ist die Biederkeit ein Segen!

... und ach ja, er hat Göttingen gebucht.

0 = Biedere Regionen oder biedere Tatorte oder biedere Figuren.
6 = Biedere Tatorte in biederen Regionen mit biederen Figuren.

Die Note danach: 4.5
... fast etwas zu wenig bieder.


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