7. Juni 2015

Tatort: Gier (Wien)


Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil es trotz der unglaublichen Qualität des österreichischen Tatorts immer wieder gefordert hat, dass nach all den 007- und Mafia-Folgen doch nun endlich mal wieder ein ruhiger Tatort vom Lande angebracht wäre.

Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil es nun, nachdem eine ruhige, aber wirklich hervorragende Folge aus dem Niederösterreichischen Waldviertel zum Thema „eiserner Vorhang“ gekommen ist, irgendwie schon wieder genug vom Lande, und Lust auf ein rasantes Großstadt-Spektakel aus Wien hat.

Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil es aus diesem Grund gar nicht zufrieden ist, dass Wien dieses angeschlagene Slow-TV nicht nur beibehalten, sondern gar noch einen Gang runterschalten wird.

Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil es aufgrund des konstant hohen österreichischen Niveaus so anspruchsvoll geworden ist, dass es von dieser kommenden Folge bestimmt enttäuscht sein wird.

Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil die Geschichte über eine Geburtstagsfeier vom Polizeichef und dem gleichzeitigen Unfalltod seines Patenkindes schlicht zu banal und zu konstruiert klingt, als dass es sich ob dem sonst so genialen Wiener Schmäh und den grandiosen Dialogen erfreuen könnte.

Das Barometer ist ein undankbares Arschloch, weil es ernsthaft glaubt, dass wann immer es vom Tatort Wien eine andere Richtung fordert, dieser extra, und nur wegen dem Barometer, gleich noch einen drauf setzt, nur um zu zeigen, dass man die komplett ausgereizten Themen auch an der absoluten Grenze immer noch ein wenig mehr ausreizen kann.

Der Wiener Tatort jedoch ist ein undankbares Arschloch, weil er sich das locker leisten kann. Alle andern würden untergehen, würden kläglich scheitern, Wien kann machen, was es will. Wir Schweizer sind dem Österreichischen Fernsehen heillos ausgeliefert. Es ist der heimliche Neid, es ist die unerfüllte Liebe nach Filmen, wie wir sie in unserem Lande so sehr wünschen würden, wie wir sie aber niemals kriegen werden. Der Wiener Tatort also ist das undankbare Arschloch. Wir werden einschalten, wir werden verzeihen, und wir werden bei den nächsten Folgen wieder bis über beide Ohren verliebt vor der Glotze hocken.

Erwartungs-Barometer: 4

Meiner Theorie zufolge werden wir jetzt also, bevor der vom Barometer gewünschte Tempo-Tatort aus den Wiener Gossen kommen wird, erst mal die vielleicht schlechteste Folge mit Bibi und Moritz ever erdulden müssen. Schade, aber auch kein Drama.

0 = Undankbare Arschlöcher.
6 = Undankbare Wiener Arschlöcher.

Die Note danach: 4
Der Wiener Tatort ist ein undankbares Arschloch, weil er, nur so zum Spass, eine solche miese Folge fabrizieren kann.
(Und eigentlich doch nur um das Barometer zu erzürnen.)


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