5. Juli 2015

Tatort: Schutzlos (Schweiz)


Jahrhundert Sommer. Erdrückende Hitze. Wir lechzen nach Wasser, wir lechzen nach Eis. Wir lechzen nach alldem, was uns ein bisschen abkühlen könnte, aber sicher nicht nach einem weiteren lauwarmen Tatort.
Ja, ihr hört richtig. Just wenn in der Schweiz und in Deutschland vielerorts die Sommerferien beginnen, just wenn wir die stehende Hitze kaum mehr aus dem Fernsehzimmer kriegen, just dann, pisst die ARD uns Schweizern wieder mitten ins Gesicht und unterbricht ihre längst eingeläutete Sommerpause für die neue Tatort-Folge aus Luzern.

Wollte ich dieses Thema der hundsmiserablen Sendetermine noch einmal ansprechen? Unter keinen Umständen! Ich ertrage es ja kaum mehr.
Aber die ARD lässt mir schlicht keine andere Wahl. Am Anfang der Sommerpause, am Ende der Sommerpause, während eines Fußballspiels der Deutschen Nationalmannschaft und nun inmitten der Sommerpause. Man könnte meinen, dass sich das Kader des Ersten Deutschen Fernsehens für jedes neue Jahr einen noch erniedrigerenden Termin einfallen lässt. Welch verfluchte Farce. Das ist massivstes Mobbing. Das ist Rassismus pur. Eigentlich müsste das SRF die Penner vor den europäischen Gerichtshof zerren, und als Sofortmaßnahme sollten sie sowieso auf der Stelle aus dem Tatort Verbund austreten! Wer braucht schon die endarrogante ARD?
Diese durchschnittlichen Folgen mit dem Stöfeli Gubser, könnten wir auch ohne deutsche Hilfe produzieren und hätten so die Möglichkeit, unseren Tatort zur allerbesten Sendezeit, z.B. während dem Nikolaus-Dreck aus Saarbrücken zu Weihnachten ausstrahlen zu können. Auf die billigen Käseloch-Kritiken und auf die miesen deutschen Quoten können wir getrost verzichten, zumal hierzulande die Zuschauerzahlen jeweils famos sind. Was andere in Sachen EU und Schengen fordern, fordert das Barometer in Sachen Tatort. Scheiss auf Europa. So sollte man sich von einem Partner unter keinen Umständen behandeln lassen. Zeigt endlich Rückgrat. Ganz, ganz mieses Spiel.

Und angefressen wie ich jedes Mal bin, verfälscht diese ganze Situation eben auch die Erwartungs-Note vom Barometer. Denn wenn ich ehrlich bin, finde ich den Schweizer Tatort auch nicht dufte. Die letzte Folge (Verfolgt) war zwar richtig gut, aber ansonsten war der teils unterirdisch. Insbesondere die Dialoge klangen jeweils, als währen sie von sitzengebliebenen Erstklässlern verfasst worden. Aber weil das Barometer eben auch einen unheimlichen Gerechtigkeitssinn hat, kann es kaum ertragen, was da mit den Schweizern gemacht wird. Sie kriegen nicht mal die Chance, sich einem breiten Publikum in Deutschland zeigen zu können. Im Gegenteil, die Sendetermine werden immer noch schlechter. Das geht einfach nicht. Warum lässt sich das SRF so was bieten? Warum kämpft das SRF nicht? Arbeiten da eigentlich nur Muschis? Bei dieser Ungerechtigkeit werde selbst ich zum Patrioten und fuchtle mit meiner Hellebarde. Ich verteidige unser Tatort-Vaterland auf absurdeste Art und Weise und dadurch werden meine knallharten Bewertungen für die helvetische Ausgabe plötzlich butterweich. Was natürlich völlig unprofessionell ist, aber ich habe ja auch nie behauptet, dass das Barometer professioneller arbeitet als die miesen Hunde bei der Tatort-Programmplanung. Insofern könnte diese Luzerner Folge nun also noch so schlecht sein, ich würde versuchen das Gute in ihr zu finden.
Es geht um einen ermordeten Nigerianer, welcher im Drogengeschäft tätig war. Ziemlich reale Geschichte für die Schweiz. Wenn man sich jetzt also die Asylanten-Klischees und die oft peinlich schlecht gespielten TV-Drogensüchtigen (welche bestimmt zu sehen sein werden) wegdenken kann, darf man durchaus sagen, dass der Schweizer Tatort authentisch daher kommen wird. Das Thema um die schweizerische und europäische Asylpolitik könnte aktueller nicht sein. Und so gesellschaftskritische Tatorte müssen ja nicht per se lächerlich wirken. Vielleicht gibt es ja sogar mal 2-3 Sätze, die zu einem glaubwürdigen Gespräch führen werden. Das kann also durchaus ein guter Tatort werden. Zudem habe ich gelesen, dass man nahe an den Figuren ist, dass viel Wert auf Optik und vor allem auf die Musik gelegt wurde. Und wenn wir jetzt beim Ermittler noch beide Augen zudrücken, glauben wir dem Gubser mit seinem abgefuckten 5-Tage Bärtchen sogar, dass er ein einsamer Großstadtwolf mit jeder Menge Tiefgang und nicht ein endöder Strahlemann aus einer ganz mies produzierten Gute Zeiten-Ärzteserie ist. Also mit all unserem Goodwill kann das eine riesige Kiste werden. In solch schlechten Zeiten müssen wir zusammen halten.

Erwartungs-Barometer: 6!

Zusammengefasst würde ich sagen, dass sich das Einschalten auch bei diesem Wetter absolut lohnen wird.
Erstens: Weil dies ein engagierter Versuch ist, den Schweizer Tatort weiter voran zu treiben. Nach der Fasnacht-Folge und nach „Verfolgt“ könnte das bereits der dritte relativ gute Schweizer Tatort werden.
Zweitens: Aus purem Prinzip. Heil dir Helvetia! (...Äh jetzt nicht grad komplett durchdrehen, liebes Barometer.)
Hopp Schwiiz!
Denn eigentlich müsste man ja meinen, dass auch die ARD langsam merken sollte, dass der Luzerner Tatort mittlerweile besser ist als Konstanz, Ludwigshafen und Saarbrücken zusammen. Aber meine allerallerschlimmste Befürchtung habe ich euch noch gar nicht kundgetan. Meines Wissens ist eine weitere Schweizer Folge (Der Sniper) bereits abgedreht und sendefertig. Irgendwann wird die ARD diese Folge zeigen müssen. Und welcher ist der nächstmögliche Sendetermin? Jetzt stellt euch also mal vor, das Jahr 2015 wäre das erste Jahr, in welchem nicht nur ein Schweizer Tatort inmitten, sondern auch noch einer am Ende der Sommerpause kommen wird. Stellt euch also mal vor, dass in diesem Jahr gleich beide Arschlochtermine durch den Schweizer Tatort belegt werden würden. Gleich nacheinander. Letzter aus Luzern und erster gleich wieder aus Luzern. Das wäre wirklich noch die Steigerung von „Schweizer Tatort auf ARD, während die Deutsche Fußballnationalmannschaft auf ZDF um die EM spielt“. Nein, nein, so dermassen unter aller Sau können die Verantwortlichen aus Deutschland mit uns nicht umgehen. Wirklich nicht. So nieder kann kein Mensch handeln. Wir sind doch Freunde. Ich mag doch Deutschland so sehr. Nein, bitte macht das nicht mit uns. Es reicht doch jetzt. Noch tiefer (schon auf den Knien liegend) können wir nicht mehr sinken. Oder? Ich darf nicht dran denken. Scheisse, wäre das mies. Brrrrr. Mir läuft es grad eisest kalt über den Rücken. Gut, zumindest habe ich nun meine ersehnte Abkühlung, nach welcher ich so lechzte. Aber nein. Das werden sie mit einem Partner sicher nicht machen. Im Herzen sind wir doch alles Brüder und Schwestern. Also nur noch diese Folge jetzt, danach werden sie schon merken, dass die Qualität wirklich besser wurde und wir werden endlich fair behandelt werden...

0 = Schon wieder die ARD!!!!
6 = Der Rütlischwur

Die Note danach: 5
Schade Deutschland, hätte sich gelohnt, diesem Tatort eine etwas grössere Plattform zu bieten. Natürlich war das jetzt kein mega 1. August-Feuerwerk, aber doch ein Zuckerstock auf sehr beachtlichem Niveau. Lieber 1000 solche Folgen als auch nur ein weiterer Pferdekiller aus Ludwigshafen. Drecks ARD.


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