18. Oktober 2015

Tatort: Kollaps (Dortmund)


Man könnte es auch Shitstorm nennen, was das Barometer nach dem Urteil über den Polizeiruf 110 über sich ergehen lassen musste. Insbesondere ein Punkt wurde mir von mehreren Seiten angelastet. Ausgerechnet das Barometer, welches sich immer für Authentizität und Realismus im Tatort stark macht, weiss nun genau diese Eigenschaften beim Polizeiruf nicht zu würdigen. Sei doch der Polizeiruf vielleicht nicht ganz auf dem filmtechnischen Niveau eines guten Tatorts, jedoch wesentlich realistischer auf so manchen Ebenen. Insbesondere der Kernpunkt eines Krimis, die Polizeiarbeit, werde im Durchschnitt sicher authentischer dargestellt, als bei den immer verrückter werdenden Tatortexperimenten.
Und wer das Barometer kennt, der weiss, dass es nach einer Kritik dieser Art, hier nun eigentliche zur Gegenoffensive blasen würde. Mit dem Tatort vom letzten Sonntag hätte es gar beste Argumente um zu belegen, dass der Tatort durchaus auch authentisch sein kann. Gab sehr starke Momente und gerade die Tristheit dieser Kleinstadt fand es grandios getroffen. Ich befand mich also quasi dabei, weit auszuholen, um die Authentizität des Tatorts mit Pauken und Trompeten zu proklamieren, als ich im letzten Moment gesehen habe, welche Folge diese Woche zu sehen sein wird. Dortmund!
Dortmund, die Mutter aller unrealistischen Tatortgeschichten (natürlich neben all den Kasperlitheater-Teams, aber die werte ich erst gar nicht mehr als Tatorte, sind ja Kasperlitheater).

Ein Mädchen stirbt, weil es die auf dem Spielplatz gefundenen Drogen für Süßigkeiten hält. Verdächtigt werden die dealenden Flüchtlinge. Krimi, Drama, Politik und der sich fortlaufend aufbauende private Ärger dieses Teams. In Dortmund wird wieder alles rein gepackt, was nur irgendwie reinzupacken ist. Natürlich wurde Faber von Folge zu Folge etwas menschlicher. Seit die Drehbücher ihn nicht mehr auf Dachrändern tanzen lassen, und er auch keine Büroeinrichtungen mehr kurz und klein schlagen muss, kann der grossartige Schauspieler, seine Ambivalenz hundert mal besser zum Ausdruck bringen. Aber unter dem Strich wird uns auch hier wieder eine geballte Ladung Dortmund um die Ohren gepfeffert.

Erwartungs-Barometer: max. 4.5

Ein deftiger Fall. Äusserst beklemmend, ein hartes Stück. Vielleicht gar etwas realistischer als zu Dortmunder Anfängen, aber aufgrund der aufgeblasenen Privatproblemen und all dem Kollaps, nach wie vor weit entfernt von der angeblich authentischen Polizeiarbeit, beim Polizeiruf 110.

0 = Meine unprofessionelle Polizeirufeinschätzung.
6 = Werde ab jetzt jeden Polizeiruf schauen um seriöser beurteilen zu können.

Die Note danach: 5
Ach, ach Dortmund, langsam aber sicher habt ihr mich, mit dieser „jeder ermittelt für sich selber“-Deproscheisse. Gut, das Team könnte schon auch mal ein guteLaune-Bonbon vertragen.


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