26. Dezember 2016

Tatort: Klingelingeling (München, 26.12.) ...und doch kein Tatort aus Saarbrücken am 01.01.!



Update 01. Januar 2017:
Wahrscheinlich hat man bei der ARD wieder mal das Barometer gelesen und jetzt tatsächlich auch kapiert, dass ein neues Jahr schlicht nicht mit einem Tatort aus Saarbrücken starten kann. Unmöglich! Ist okay, liebe Programmplanerlis, ihr braucht euch bei mir nicht zu bedanken, wirklich nicht. Die Tatsache, dass ihr nun in einer endpeinlichen Hauruck-Aktion diesen Tatort auch wieder verschoben habt, ist mir Dank genug. Gern geschehen.
Keine Dortmund-Terroristen und keine Saarland-Dilettanten also zum Jahresanfang. Nein, nun hat man sich für einen Polizeiruf aus Rostock entschieden. Eigentlich ganz clever. Da kann die ARD nicht viel falsch machen. Es gibt doch diverse Fachleute, die den Polizeiruf 110 aus Rostock als den besten Tatort überhaupt bezeichnen.
Insofern... Frohes neues Jahr!

So. Jetzt haben wir ein paar Theaterstücke aus aller Herren Städten gesehen, was ja auch wirklich völlig okay ist, ich mag das, aber nun wäre es höchste Zeit mal wieder einen richtigen Tatort zu zeigen. Einfach so. Einen guten Fernsehkrimi.

Ich werde in der letzten Zeit immer mal wieder gefragt, ob ich die Lust am Barometer etwas verloren habe.
Absolut! ...das lässt sich ja nicht verbergen. Obwohl, genau genommen habe ich nicht die Lust am Barometer, sondern die Lust am Tatort verloren.
Natürlich sind meine Ansprüche extrem hoch, aber das müssen sie doch sein. Wo kommen wir sonst hin?
Man muss sich auch immer mal wieder die Voraussetzungen vor Augen führen. Wir sprechen hier vom Flaggschiff eines jeden dritten Senders. Wir sprechen hier von der Königsdisziplin auf dem deutschen Fernsehmarkt. Da stehen Millionen zur Verfügung, das Beste, was der deutsche Markt zu bieten hat, kann aufgeboten werden (TV, nicht Kino!), und am Ende werden wir Sonntag für Sonntag mit sehr bescheidener Durchschnittskost abgespeist. Das lässt sich nicht leugnen. Unfassbar, was da über eine Saison gesehen für Potential verpulvert wird. Einfach so. Aus Trägheit, aus zu geringem Anspruch oder was weiss ich. Gerade die Macher müssten doch den allergrössten Anspruch haben. Mit diesen Voraussetzungen! Sie können ein Team erschaffen, können es entwickeln, weiterbringen, richtiggehend leben lassen. Das muss doch ein Traum für jeden Filmschaffenden sein. Wiesbaden z.B. probiert das, versucht neue Wege zu gehen, versucht sich von Folge zu Folge zu entwickeln. Das ist doch spannend, darum geht es doch. Und dann setzt du halt auch immer mal wieder eine Folge in den Sand, vielleicht auch deftig, aber das ist doch okay. So lange du danach wieder gutes, packendes und authentisches TV kreierst. Aber es gibt so viele Teams, die wursteln ein bisschen was vor sich hin. Gehen den altbekannten Weg, der ihnen eine ansprechende Quote garantiert und öden sich dabei zu Tode. Das ist definitiv ein Problem des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Und es ist so schade. Gut, privatisieren könnte man den Tatort ja auch nicht, sonst würden wir nur noch Schweiger und Münster Scheisse zu sehen kriegen. Aber irgendwie steckt ein grosser Teil der Teams irgendwo fest und findet keinen vernünftigen Ausweg. Öffentlich-rechtlich ist ein verfluchtes Privileg. Die Ansprüche an das Programm müss(t!)en extrem hoch sein, nur das Beste sollte geliefert werden! Und das Allerschlimmste daran, selbst ganz neu lancierte Teams, kacken massiv ab und biedern noch viel mehr rum, als alteingesessene.
Natürlich werdet Ihr nun sagen, dass das Barometer mal wieder völlig übertreibt, aber schaut euch mal die kommenden Feiertage an.
Normalerweise waren die Festtage immer auch Tatort-Festtage. Die ARD versuchte Weihnachten/Neujahr die besten Tatorte des Jahres zu platzieren, oft 3-4 Folgen in einer Woche. Es gab Highlights ohne Ende und das Barometer jubilierte wild frohlockend. Und nun? Eine bescheidene Folge aus München am 26. Dezember und ein halbspektakulärer Tatort aus Dortmund am 01. Januar. am 01.01. eine neue Folge aus Saarbrücken. Das ist alles. Gääääähhhhn! Keine Franziska, kein Weimar, keine Überraschung, absolut kein Highlight. Wie also soll das Barometer da noch Lust entwickeln können?

Klar, München hat immer eine hohe Qualität. Die Schauspieler werden wie immer auf höchstem Niveau spielen, und das Thema über die knallharte Bettelmafia zur Weihnachtszeit hat sicher seine traurig-realistische Berechtigung. Aber das Drehbuch klingt wirklich sehr bescheiden. Ich erwarte irgendetwas zwischen Sozialdrama und Adventskomödie, gepaart mit ein paar Klischeebettlern à la letztem Dresden Tatort. Naja. Ausgerechnet zu Weihnachten eine eher unterdurchschnittliche Folge meiner besten Freunde aus München also.

Zum Jahresstart dann, ist eine Folge aus Dortmund geplant gewesen. Rasanter Tatort, ohne grosse Nebengeschichten. Sicher okay, aber eher auch kein Mega-Highlight. Da es in dieser Folge aber um Terrorismus in Deutschland geht, wurde sie kurzerhand verschoben und als Ersatz nun eine Gurke aus Saarbrücken eingeschoben. Kommissar Stellbrink zum Neujahr? Der absolute Super-Gau also. Ich will noch nicht einmal wissen, worum es überhaupt geht. Das Barometer-Label sagt alles. Mit so was startet man schlicht nicht ins 2017.





Es bleibt mir also nichts anderes übrig, als an die Genialität der Tatortautoren zu appellieren und zu hoffen, dass im neuen Jahr all die privilegierten Filmschaffenden endlich wieder ihre öffentlich-rechtlichen Finger raus nehmen und ihre Ansprüche auf ein Niveau heben, welches dem Flaggschiff des Deutschen Fernsehens auch entspricht und somit auch die Lust des Barometers wieder weckt!
Das Ziel muss doch sein, mit jeder Folge besser zu werden. Alles andere ist beschämend!

Erwartungs-Barometer München (26.12.): 4

Erwartungs-Barometer Dortmund (01.01.): 4.5

Erwartungs-Barometer Saarbrücken (01.01.): 2 
(Hab zwar keine Ahnung worum es geht, aber so wie ich die kenne, kann es kaum besser als eine Zwei werden.)

Die Luft ist draussen. Endgültig. Wenn selbst über die Feiertage dermassen runtergefahren wird, weiss auch das Barometer nicht mehr weiter. Ich möchte eigentlich nicht aufhören mit meinen Kommentaren, aber wenn ich irgendwann den Tatort gar nicht mehr schaue, wird auch das Schreiben eines Barometers dazu keinen Sinn mehr machen.
Im 2017 muss was gehen und zwar zackig. Der Sonntagabend ist zu kostbar. Es gäbe noch so viele gute Filme, die ich sehen sollte und sehen möchte.

1 = Die aktuellen Festtage
6 = Die früheren Festtage

Die Note danach München (26.12.): 4
Dramatisches Thema, keine Frage, aber als Tatort, wie gedacht, sehr bescheiden.

Die Note danach Saarbrücken (01.01):


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18. Dezember 2016

Tatort: Wendehammer (Frankfurt)


Nach Stuttgart und Bremen kommt nun auch Frankfurt mit einem Cyber-Krimi daher. Doch während die zwei andern Tatorte das Thema äusserst ernst genommen haben, soll dieser hier mit einem guten Schuss Humor angereichert worden sein. Es geht um einen Paranoiden, der in einem edlen Vorort sein ganzes Haus verbarrikadiert, weil er angeblich beschattet wird. Ich mache es für einmal kurz und knapp. Frankfurt traue ich zu, dass das was werden kann. Mehr dann wieder in einer Woche.

Erwartungs-Barometer: 5

Die Glaubwürdigkeit schenken wir uns für einmal. Beklemmende Big Data Paranoia, etwas Theater-Absurdität vom Nachbar-Tatort Wiesbaden mit rein und eine ordentliche Portion gute Weimar-Komik dazu (bitte nicht Münster). So stelle ich mir diesen Tatort vor. Mein Weihnachtswunsch an die ARD:
Bitte, bitte enttäuscht das Barometer nicht schon wieder!

1 = Die kommenden Festtage
6 = Die früheren Festtage

Die Note danach: 5
Das Theater mochte ich sehr, den Sci-Fi etwas weniger...


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11. Dezember 2016

Tatort: Dunkelfeld (Berlin)


In einem TV-Magazin habe ich Folgendes gelesen: „Seit das neue Berliner Team im Amt ist, stellt der Zuschauer sich die Frage: „Wie starb Gregor Maihack?“
Was??? Ich für mich stelle mir da eher die Frage: „Wer zum Teufel ist Gregor Maihack?“
Und überhaupt. Was genau ist eigentlich in diesen drei Folgen passiert? Ich hab keine Ahnung. Ich erinnere mich an eine durchgeknallte Kommissarin, die ihrer Familie nicht gerecht wird, weil sie lieber das Steilgehen in abgefuckten Berliner Clubs geniesst (wer soll es ihr verübeln) und an einen coolen Kommissaren, der beim Männerfick gefilmt wurde.
Vage dämmert mir, dass er neben den eigentlichen Fällen auch immer noch den Mörder eines Freundes sucht, und die Kommissarin an seiner Glaubwürdigkeit zweifelt. Ich musste im TV-Magazin also auch den zweiten Satz noch lesen, um zu erfahren, wer Gregor Maihack ist. „Endlich wird sich klären, wie der Partner von Kommissar Karow vor zwei Jahren ums Leben kam“.
Aha! Das Problem daran ist nur, dass mich das absolut nicht interessiert. Nicht mal ein Fünkchilein. Die Berliner Folgen sind so wirr und lahm, dass man sich wirklich fragen muss, ob Berlin mittlerweile komplett von Süddeutschland und der Schweiz besetzt ist.
Na, zumindest scheint, dass es in dieser finalen Episode nur noch um das eine Thema geht, und nicht auch noch nebenbei ein anderer Fall geklärt werden muss. Das könnte die Folge ein bisschen aufwerten. Aber ohne euch die Vorfreude nehmen zu wollen, prophezeie ich nun, dass Frau Ermittlerin ihrem Partner Karow erst wirklich glauben wird, wenn er schon deftig in Schwierigkeiten ist, sie ihn dann aber trotzdem irgendwie rausholen wird, aber somit wohl wieder ihre Familie im Stich lassen muss. Ich hoffe, es wird etwas raffinierter, befürchte aber das Gegenteil.

Erwartungs-Barometer: 4

Eine episodenübergreifende Story, die keinen Menschen interessiert, und Fälle an die man sich, vor lauter horizontaler Erzählweise, kaum noch erinnern kann. Das neue Konzept hat mich bisher auf ganzer Linie enttäuscht. Es ist zu hoffen, dass die angebliche Aufklärung der „Backstory“ heute wie eine Art Befreiung wirken wird. Für den Berliner Tatort, aber auch für das Barometer. Danach wäre eigentlich ein kompletter Neuanfang angebracht. Vielleicht mal mit richtig guten Drehbüchern und von mir aus gerne auch mit Ritter & Stark!

1 = Die Realität des Berliner Tatorts
6 = Das Potential des Berliner Tatorts

Die Note danach: 4.5
Immerhin.


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4. Dezember 2016

Tatort: Wofür es sich zu leben lohnt (Konstanz)


Keine zwei Wochen ist es her, als ich mich mit dem Luxus-Problem rumschlagen musste, ob ich nun eine 5 oder eine 5.5 geben soll. Nun sitze ich da und frage mich, wofür es sich zu leben lohnt? Und was ich zu einem Tatort aus Konstanz überhaupt noch schreiben soll? 
So also fühlt es sich an, wenn man ganz unten bemerkt, dass man kurz zuvor ganz oben war, und es damals nicht einmal richtig zu schätzen wusste. Schande über mein Haupt. Das ist wahrscheinlich meine gerechte Strafe.

Für euch aber habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht:

Zuerst die schlechte (die ist offensichtlich): Der Tatort kommt vom Bodensee.
Und nun die gute: Es ist der allerletzte aus Konstanz!

Zumindest also hat sich die hartnäckige, die unermüdliche, die teils äusserst anstrengende Arbeit des Barometers für einmal ausbezahlt. Schlussendlich war es wahrscheinlich der Spacko-Award, welchem sich selbst die ARD nicht mehr entziehen konnte. Und so sahen sich die Verantwortlichen gezwungen, zumindest eine Katastrophen-Reihe abzusetzen. Es ist ein Anfang, aber das Barometer ist versucht, nicht zu ruhen, bis auch die andern zwei Spacko-Teams in Frieden beerdigt sein werden.



Die Konstanzerlis jedoch schöpfen zum Abschluss noch einmal aus dem Vollen. Viel Nebel über dem See, noch mehr Nebel in der Geschichte und natürlich auch Nebel im Kopf vom Klara Blümchen. Mag sein, dass die Story über einen Politiker, der tot in einem Boot auf dem See treibt (oh wow, wie originell) minim besser sein wird als andere Konstanz-Folgen, aber unter dem Strich wird auch dieser Tatort exakt widerspiegeln, warum der Bodensee-Tatort zu den schlechtesten überhaupt gehört. Da hilft auch der Auftritt der guten alten Fassbinder-Spezis von Eva Mattes nichts. Zu viele Themen, zu viel Wirrwarr, zu öde Stadt, zu ruhiger See und wie erwähnt, überall viel zu viel Nebel.

Erwartungs-Barometer: 3

Zumindest ist man in Konstanz konsequent. Anstatt ein verlogenes Schluss-Feuerwerk, um am Ende gar noch irgendwelchen künstlichen Abschlussschmerz zu erzeugen, machen sie es dem Zuschauer äusserst einfach und bieten dieselbe Durchschnitts-Scheisse wie eh und je. Fair enough.

1 = Noch kein Ende bei Ludwigshafen und Saarbrücken
6 = Das Ende von Konstanz

Die Note danach: ?
Also falls das eine Art Kunst war, hab ich sie irgendwie nicht so recht verstanden. Darum weiss ich jetzt gar nicht wie ich diesen Tatort bewerten soll.


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