27. März 2016

Tatort: Fünf Minuten Himmel (Freiburg)


Als hätten wir in Süddeutschland nicht schon Tatorte genug, muss der SWR nun auch noch in Freiburg eine Reihe lancieren bzw. eigentlich zwei Reihen. Aber dazu später mehr. Freiburg im Breisgau, neben Konstanz die wahrscheinlich langweiligste Stadt der Welt.

Aber positiv eingestellt, wie das Barometer nun mal ist, komme ich erst einmal zu den erfreulichen Punkten dieses Tatorts. Freiburg ist ja bekanntlich die Grünen-Hochburg Deutschlands, und somit wurden natürlich auch die Dreharbeiten komplett auf Öko eingestellt. Die Filmschaffenden waren auf dem Fahrrad unterwegs, die Schauspieler wurden mit Elektroautos auf das Set gebracht, und die Kameraleute verwendeten nur Akkus, keine Batterien. Wow. Und so erstaunt es nicht, dass dieser Tatort für den CSR-Nachhaltigkeitspreis nominiert ist. Wow, wow, wow. Imposant.
Die ganz grosse Frage, die sich nun dem Barometer stellt, ist jedoch, ob sich dieses Gutmenschentum und dieser (durchaus bemerkenswerte) Öko-Gedanke auch positiv auf den Inhalt des Films auswirken werden?

Selbstverständlich nicht! Ich frage mich sogar, ob Freiburg dem Spacko-Award fast noch näher kommen wird, als irgendeinem Nachhaltigkeitspreislein.
Vor lauter Umweltfanatismus schien nämlich ein gutes Drehbuch völlig vergessen worden zu sein. Und spätestens jetzt sind wir bei den negativen Punkten angelangt.
Wieder eine neue Serie. Wieder ein Desaster. Und nun werden wir merken, wie gut der Volksmusik-Einstieg aus Dresden eigentlich war. Welch Meisterwerk der Neulancierungen, dieser Frauentrupp doch war. Freiburg nämlich wird als neues Team wieder ganz unten rein säbeln. Fangen wir bei der Hauptkommissarin an. Heike Makatsch. Also Entschuldigung. Heike Makatsch. Warum zum Teufel soll Heike Makatsch Tatort-Kommissarin werden? Weil man sie vor über 20 Jahren mal auf Viva gesehen hat? Heike Makatsch? Und ach ja, die war mal mit dem 007-Daniel Craig zusammen. Dann machen wir doch aus ihr eine obercoole Ausland-BKA-Polizistin, die aus England zurück ins beschauliche Freiburg kommt und mit ihrer Art natürlich allen vor den Kopf stösst. Juheee, was für eine grandios neuartige Idee. Kann die das spielen? Ach, völlig egal. Hauptsache, die Zuschauer kennen sie irgendwoher! Und weil Freiburg neben Konstanz ja eben die wahrscheinlich langweiligste Stadt der Welt ist, müssen wir natürlich unbedingt die krassen Seiten zeigen. Mütter in abgefuckten Sozialwohnungen (gibt es die überhaupt in Freiburg?) und Mädels, die sich für einen Kick die Kehle zuschnüren lassen (so langweilig scheint es da zu sein). Das ist tough. Das ist mal knallharter Krimi.
„Wir zeigen die Kehrseite der grünen Gentrifizierung“, sagt Heike Makatsch dazu. Wir zeigen was?
„Gentrifickdich. Mir kehrt es gleich meinen Magen zur grünen Seite“, sagt das Barometer dazu.
Und ach ja, weil man halt doch auch noch ein Fass aufmachen will, wird am Schluss eine ganz Hütte geflutet. Und so vermute ich, dass auch dieser Tatort-Einstieg deftig absaufen wird, auch wenn die Kritiken teils ganz anders sagen.

Erwartungs-Barometer: 3

Sie sind kaum mehr zu zählen, die verkackten Neulancierungen im Tatort. Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie das in der heutigen Zeit in einem Land wie Deutschland überhaupt möglich sein kann. Aber es kommt noch viel absurder! Der Tatort Freiburg wird danach weitergeführt, aber mit einem neuen Team (unter anderem mit Harald Schmidt). Was? Und Heike Makatsch wird angeblich auch bleiben, aber weil Freiburg ja dann besetzt ist, und sie so krass kosmopolitisch ist, wird ihre Figur irgendwie immer in einer andern Stadt ermitteln. WAS?
Lasst das so konservativ wirkende Barometer doch in Ruhe mit diesem modernen Scheiss. Es möchte einfach mal wieder ein simples Team in einer spannenden Stadt. Ein simpler und spannender Krimi!

1 = Freiburger
6 = Wünnenwiler

Die Note danach: 3
Und gleich die nächste total labile Mudder-Tante mit dramatischstem Hintergrund. Weder glaube ich der Heike, noch den peinlichen Teenies, noch der Stadt Freiburg, geschweige denn dem langweiligen Drehbuch und schon gar nicht dieser hundsmiserablen Grossmutter-Mutter-Tochter-wieder schwanger-Story. Nicht nur schlecht, sondern einfach auch total irrelevant, dieser Tatort.


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19. März 2016

Tatort: Zorn Gottes (Ja woher eigentlich???)


Für einmal fehlte mir die Zeit, mich mit dem Tatort zu befassen. Aber irgendwie spielt das bei diesem Team auch keine Rolle. Dass es hier an jeglichem Grundkonzept fehlt, ist ja längst bekannt. Mittlerweile kapiert aber auch kein Mensch mehr, wo dieser Tatort überhaupt spielt. Selbst auf eine Grossregion könnte ich es kaum mehr eingrenzen. Die machen irgendwo irgendwas, warum also soll ich mich noch damit auseinandersetzen?

Welch geniale Idee stand ganz am Anfang. Neben dem Til, der Hamburg in Schutt und Asche legt, soll es in dieser hochattraktiven Stadt auch noch ein zweites Team geben. Eines, das sich um die anspruchsvollen Tatort-Zuschauer kümmern soll. Also eigentlich um uns. Das Konzept klang extrem vielversprechend, und mit Wotan Wilke Möhring wurde einer der ganz geilen deutschen Schauspieler verpflichtet. Die Erwartungen des Barometers waren enorm. Mittlerweile muss ich mir aber ernüchtert eingestehen, dass diese Tatort-Reihe die vielleicht grösste Enttäuschung überhaupt ist. Natürlich gibt es massiv schlechtere Teams, keine Frage, aber die Diskrepanz zwischen Potential und Endergebnis ist wahrscheinlich nirgends grösser. Ich weiss bis heute nicht, was diese Serie eigentlich will. Problem ist wohl, dass sie es selber nicht wissen. Es ist absolut kein Gesamt-Konzept ersichtlich. Natürlich könnte genau dieses fehlende Konzept das Konzept sein, aber das wäre definitiv zu hoch fürs Barometer. Solche Konzepte finde ich doof. Was haben die in dieser kurzen Zeit nicht alles für Richtungen eingeschlagen? Von brennenden Autos in Hamburg, über Drogenrausch-Mord auf einsamer Insel, bis zu einem Superbösewicht, der Kampfdrohnen steuert. Aufgelöst wurde absolut nix. Irgendwann landete Falke bei der Bundespolizei, seine Region wurde von Hamburg auf Norddeutschland ausgeweitet und seither kämpft er für Flüchtlinge und gegen Osterhasen. Über diese neue Folge weiss ich, wie erwähnt, herzlich wenig. Die Blondine wurde durch eine noch toughere Blondine ersetzt und ermittelt wird dieses Mal wegen einem vermuteten Terroranschlag auf den Flughafen Hannover. Hannover? Warum nun Hannover? Da würden sie doch bei der Leiche glatt auf die Lindholm treffen. Wie auch immer. Bloss nicht nachfragen.

Erwartungs-Barometer: 4.5

Konzeptlosigkeit und irgendwo in Norddeutschland rum- kommissarlen scheinen hier Konzept. Sehr schade bei diesem Fundus an Qualität, welchen man mit Hamburg und Wotan gehabt hätte. Aber nach sechs Folgen habe ich die Hoffnung aufgegeben, dass sich hier noch was ergeben wird. Auch nicht mit IS in Niedersachsen und neuer Blondine. Die alte war ja nicht das Problem. Die Leute hinter dem fehlenden Konzept sind es.

1 = CB vor 3 Wochen
6 = CB heute

Die Note danach: 5 (Eigentlich 4.5, aber die überragenden Schauspieler geben einen Bonus).
So frech, da verhindert der Papa mit der neuen Blondine einen Terroranschlag, damit er es noch rechtzeitig zum Date mit dem Sohnemann schaffen wird, und der sagt einfach ab. Und ja klar, gleicher Name, gleicher Schal. An Absurdität nur noch von Falkes neuem Job bei der Flughafenpolizei zu übertreffen.... Ach was, scheiss auf ein Grundkonzept, Wotan Wilke ist ne geile Sau.


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12. März 2016

Tatort: Kleine Prinzen (Luzern)


Der Tatort aus Luzern ist irgendwie auch nicht mehr, was er mal war. Wie schön waren die Zeiten, als das Barometer jeweils über die katastrophalen Drehbücher und über Schauspieler zum Fremdschämen herziehen konnte. Jeder einzelne Verriss kam einem Barometer-Festschmaus gleich.
Mittlerweile aber hat das SRF irgendwie den Rank gefunden, hat eine Art gangbaren Weg für Luzern gefunden. Zudem wurde nach all den Prügeln aus Deutschland selbst das Barometer patriotisch-milde gestimmt und bewertet seither die Gubser-Chose in einer käseglocke-artigen Seifenblase.
Zweifelsohne ist Luzern mittlerweile besser als die bedepperten drei Spacko-Teams aus Süddeutschland. Aber durch die gewonnene Konstanz in Luzern, steigt nun natürlich auch der Anspruch der anspruchsvolleren Zuschauer. Im Moment plätschert der Schweizer Tatort nämlich in einer Art Mittelmässigkeit vor sich hin, die nur Dank der rosaroten Brille des Barometers einigermassen zu ignorieren ist. Und genau so wird auch diese neue Folge daherkommen.
Es geht um einen Mord in einem Internat für die Bubis von stinkreichen Eltern. Und weil eine arabische Diplomatenfamilie involviert ist, droht eine Staatskrise.
Eigentlich passt dieses Thema perfekt in die Schweiz und in die heutige Zeit. Da gibt es wirklich nichts zu meckern. Aber wir hatten das alles irgendwie schon. Der perfekte Mord in einem Internat am Bodensee (der einzig gute Tatort, der jemals aus Konstanz kam, und der war richtig gut), oder aber der arabische Prinz mit Diplomatenpass und Kamel im bayrischen Garten. Beide Folgen bewegten sich auf einem Niveau, welches Luzern nie und nimmer erreichen wird. Aber genau das müsste bald mal geschehen. Luzern sollte sich nicht mehr mit den Spackos messen, sondern mit der Elite. Früher oder später muss eine Hammerfolge kommen, ansonsten droht die Unendlichkeit in der Bedeutungslosigkeit, und spätestens dann platzt leider auch die Barometer Seifenblase.

Erwartungs-Barometer: 4.5

Mit meiner helvetisch-milden Bewertung wird auch diese CH-Folge wieder ganz okay. Aber nachdem man sich nun doch irgendwo im unteren Mittelfeld einpendeln konnte, täte man in Luzern sehr gut daran, bald mal volles Risiko zu gehen. Einfach einmal die ganze Seele auf den Tisch und das Herz gleich hinterher. Was hat der Luzerner Tatort schon zu verlieren? Deutschland mag ihn eh nicht und beim hiesigen Sender ist das Wort Selbstkritik schlicht inexistent. Insofern könnte man ja ohne Weiteres alles riskieren! Das Barometer also gibt sich nun ein letztes Mal mit einer gemütlichen Folge am Vierwaldstättersee zufrieden, aber danach erwartet es eine deftige Reaktion in Richtung Kracher! Ansonsten wird bald Lichterlöschen sein für Kommissär Flückiger und sein laues Gefolge, da bin ich mir sicher.

1 = 4
6 = 0 oder 6

Die Note danach: 3.5
Der "Barometer mit rosa Schweizer Brille"-Kredit ist definitiv aufgebraucht. 


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6. März 2016

Tatort: Auf einen Schlag (Dresden)


Der neue Tatort aus Dresden!
Ein reines Frauenteam muss in seinem ersten Fall in der ostdeutschen Volksmusikszene ermitteln. Die Mädels natürlich jung, dynamisch, rotzfrech und mit Power ohne Ende, ihr Chef, ein Ossi, wie er im Klischeeheft steht. Nebenbei das Schlagerduo Toni und Tina, welches bald einmal zum Solo wird.

Auf den ersten Blick ist alles angerichtet für einen weiteren grandios verkackten Einstieg eines neuen Tatort-Teams. Ich wollte bereits wieder meiner mittlerweile extrem angestauten Premieren-Frustration freien Lauf lassen und in gewohnter Manier über die verpasste Start-Möglichkeit eines richtig geilen Tatorts herziehen. Zu oft hatten wir das nun. Und ja, es ist frustrierend. Den Sendern stünde jeweils die ganze Welt an Ideen offen, und sie bedienen sich doch immer einer stereotypen altbackenen und seichten Klischee-Suppe. Bestes Beispiel war der Kinder-Tatort aus Erfurt, welcher ja nach zwei Folgen gleich wieder eingestellt wurde, und welcher, wie jetzt Dresden, auch vom MDR produziert wurde. Ein weiteres Debakel also liegt auf der Hand. Ungefähr in diese Richtung wollte ich das Barometer nun zum Einstieg des neuen Teams schreiben. Die Grundinformationen klingen nach Ossi-Flop.
Aber irgendwie hegte ich doch meine Zweifel, ob der simplen Barometeransicht. Irgendwie glaube ich, dass sich Dresden vielleicht doch etwas abheben könnte von den andern enttäuschenden Neulancierungen. Also nein, eigentlich glaube ich es nicht. Ich hoffe es. Es ist einmal mehr die verzweifelte Hoffnung des Barometers. Und es zeigt einmal mehr den unschuldigen Optimismus, welcher das Barometer, neben dem ganzen Gemotze, auch immer mal wieder an den Tag legen kann. Der Autor dieses Krimis, Ralf Husmann, schrieb nämlich bereits die Drehbücher für die geniale Serie „Stromberg“. Es ist also offensichtlich, dass uns eine Komödie erwarten wird. Aber wer Stromberg kennt, der weiss wie bitterböse und tragisch-komisch Comedy sein kann.
Und so hoffe ich, dass die rotzfrechen Kommissarinnen nicht einfach nur rotzfrech lustig, sondern auch raffiniert lustig sind. Dass die Sprüche nicht einfach nur Sprüche sind, weil man Sprüche wollte, sondern dass die Sprüche Sprüche sind, die gesagt werden mussten. Sprüche, die eine Geschichte ergeben. Eine Komödie, eine Tragödie, einen guten Tatort. Ich würde ja niemals eine richtig gute Komödie kritisieren. Gerade die besten Komödien sind doch eigentlich Tragödien. Und wenn das Drehbuch hier tatsächlich einen Weg zwischen Comedy und Drama finden sollte, wäre das ein absoluter Glücksfall für den Tatort. Davon sind nämlich die andern Tatort-Blödel-Komödien kilometerweit entfernt! Meine Benotung besteht an diesem Wochenende also eigentlich aus purer Hoffnung. Denn auch was die Schauspielerei angeht, bin ich noch etwas unschlüssig. Gerade die eine Kommissarin traf in früheren Rollen nicht wirklich den Barometergeschmack. Aber fairerweise muss man sagen, dass das vielleicht die vorgegebenen Rollen waren. Wenn ich mir nämlich den beachtlichen Palmarès der beiden Hauptdarstellerinnen anschaue, kann ich mich nur respektvoll verbeugen. Ich hoffe also, dass ich auch in diesem Bereich positiv überrascht werde.

Erwartungs-Barometer: 5

Mit all dem Wissen der letzten Jahre, sieht Dresdens Neueinstieg nach einem weiteren Flop aus, da muss man ehrlich sein. Zu möchte-gern modern, zu „wir sind alle münsterlustig“, zudem vollgepackt mit Volksmusik und Ostdeutschland Klischees. Mein Glaube aber an das Gute sagt mir, dass Dresden es ein bisschen anders angehen wird. Keine Ahnung. Es scheint alles gleich, aber vielleicht machen sie es für einmal genau mit dem gewissen Etwas. Vielleicht treffen sie genau den richtigen Ton. Vielleicht erfreuen sie uns mit einer richtig gelungenen Premiere. Ein Power-Frauen Team ist längst überfällig und Volksmusik ist ja nicht prinzipiell scheisse. Im Gegenteil. Gerade in Ostdeutschland ist das pure Kultur. Tief verankert in der Gesellschaft. Das kann also durchaus funktionieren.
Es wäre nichts als nur fair, wenn der Tatort meine gutgläubige Naivität endlich mal wieder belohnen würde. Eine 5 reicht mir doch schon aus! Mehr will ich gar nicht.

1 = Schlager am Teich
6 = Schlager im Hafen

Die Note danach: 4.75
Vieles fand ich richtig gut, einiges leider nicht. Aber immerhin.


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