12. März 2016

Tatort: Kleine Prinzen (Luzern)


Der Tatort aus Luzern ist irgendwie auch nicht mehr, was er mal war. Wie schön waren die Zeiten, als das Barometer jeweils über die katastrophalen Drehbücher und über Schauspieler zum Fremdschämen herziehen konnte. Jeder einzelne Verriss kam einem Barometer-Festschmaus gleich.
Mittlerweile aber hat das SRF irgendwie den Rank gefunden, hat eine Art gangbaren Weg für Luzern gefunden. Zudem wurde nach all den Prügeln aus Deutschland selbst das Barometer patriotisch-milde gestimmt und bewertet seither die Gubser-Chose in einer käseglocke-artigen Seifenblase.
Zweifelsohne ist Luzern mittlerweile besser als die bedepperten drei Spacko-Teams aus Süddeutschland. Aber durch die gewonnene Konstanz in Luzern, steigt nun natürlich auch der Anspruch der anspruchsvolleren Zuschauer. Im Moment plätschert der Schweizer Tatort nämlich in einer Art Mittelmässigkeit vor sich hin, die nur Dank der rosaroten Brille des Barometers einigermassen zu ignorieren ist. Und genau so wird auch diese neue Folge daherkommen.
Es geht um einen Mord in einem Internat für die Bubis von stinkreichen Eltern. Und weil eine arabische Diplomatenfamilie involviert ist, droht eine Staatskrise.
Eigentlich passt dieses Thema perfekt in die Schweiz und in die heutige Zeit. Da gibt es wirklich nichts zu meckern. Aber wir hatten das alles irgendwie schon. Der perfekte Mord in einem Internat am Bodensee (der einzig gute Tatort, der jemals aus Konstanz kam, und der war richtig gut), oder aber der arabische Prinz mit Diplomatenpass und Kamel im bayrischen Garten. Beide Folgen bewegten sich auf einem Niveau, welches Luzern nie und nimmer erreichen wird. Aber genau das müsste bald mal geschehen. Luzern sollte sich nicht mehr mit den Spackos messen, sondern mit der Elite. Früher oder später muss eine Hammerfolge kommen, ansonsten droht die Unendlichkeit in der Bedeutungslosigkeit, und spätestens dann platzt leider auch die Barometer Seifenblase.

Erwartungs-Barometer: 4.5

Mit meiner helvetisch-milden Bewertung wird auch diese CH-Folge wieder ganz okay. Aber nachdem man sich nun doch irgendwo im unteren Mittelfeld einpendeln konnte, täte man in Luzern sehr gut daran, bald mal volles Risiko zu gehen. Einfach einmal die ganze Seele auf den Tisch und das Herz gleich hinterher. Was hat der Luzerner Tatort schon zu verlieren? Deutschland mag ihn eh nicht und beim hiesigen Sender ist das Wort Selbstkritik schlicht inexistent. Insofern könnte man ja ohne Weiteres alles riskieren! Das Barometer also gibt sich nun ein letztes Mal mit einer gemütlichen Folge am Vierwaldstättersee zufrieden, aber danach erwartet es eine deftige Reaktion in Richtung Kracher! Ansonsten wird bald Lichterlöschen sein für Kommissär Flückiger und sein laues Gefolge, da bin ich mir sicher.

1 = 4
6 = 0 oder 6

Die Note danach: 3.5
Der "Barometer mit rosa Schweizer Brille"-Kredit ist definitiv aufgebraucht. 


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