Bei einigen habe ich es
ja bereits angekündigt. Mir ist eine absolute Sensation geglückt. Nach fast 10
Jahren der Unwissenheit, nach fast 10 Jahren des mystischen Rätselns, nach fast
10 Jahren des Tüftelns, habe ich es nun endlich geschafft.
Ich habe das
strenggeheime Gewürzrezept von Imren’s Schawarma-Fleisch geknackt. Ich habe es
dechiffriert und mittlerweile vom Meister persönlich bestätigt bekommen.
Unfassbar!
Und wisst ihr was? Weil
ihr solch treue Leser meines Dauerstusses seid, werde ich euch die
entscheidenden drei Zutaten nun verraten: 
- Sternanis
- Nelken
- Zimt
So einfach klingt es,
und doch ist es an Raffinesse nicht zu überbieten. Die Mixtur macht es aus! 
Jeweils bereits beim ersten
Bissen strömt dieses weihnachtliche, und doch irgendwie unbeschreibliche
Glückgefühl dieser endgenialen Würze bis in die hinterletzte Ecke unseres
Geschmackszentrums. Eine Explosion an festlicher Stimmung. Obwohl Imren selber
kaum was mit Advent zu tun hat, beschenkt er uns Happen für Happen mit purer
Lebensfreude, egal zu welcher Jahreszeit. Und jetzt, da ich die Zutaten kenne,
verstehe ich auch, warum uns der Geschmack immer wieder als eine Art
glühend-tragisches Liebesgedicht berühren kann. 
Zweifelsohne hat diese
endspektakuläre Enthüllung mit dem Tatort aus Berlin absolut nichts zu tun.
Aber genau das ist das Problem. Der Tatort sollte damit zu tun haben. Er sollte
unbedingt damit zu tun haben. Er sollte sich genau um solche Phänomene kümmern,
er sollte uns genau auf dieser Ebene die Stadt erläutern.
Er sollte sich mit aller
Kraft darum bemühen das Rezept von Imren zu knacken, er sollte rausfinden,
warum in Berlin das ganze Jahr Weihnachten ist und doch irgendwie nie
Weihnachten wird. Er sollte im Späti Harz4 Leute erfinden, die heiratswillige
Türkinnen aufsuchen, er sollte in Nähcafés Stoffgitarren basteln, er sollte den
Jamba Mitarbeitern Brötchen in die Tasche stecken, er sollte leere Club Mate
Flaschen einsammeln und mit dem Pfandgeld die Stadt entdecken, er sollte
magische Nachtbusfahrten und magnetische Nächte thematisieren, er sollte mit
der BVG-Belegschaft Pause machen, er sollte vor der Kohlenquelle rote Brause
posaunen, er sollte in der Volksbühne die Bestuhlung rausreissen, er sollte
unbedingt Serdar und Woli porträtieren, er sollte im Kurvenstar die Türe aus
den Angeln heben, er sollte in Cuvry-Palästen die Wände golden pinseln, er
sollte mit Pablo Schimpanso von der Bühne kippen, nur um danach vom grössten
aller Zauberer wieder zurück ins Leben gehext werden zu können, er sollte sich
um ältere Kantinen und neuere Spreewaldarenen kümmern, er sollte verflucht
nochmal einfach all die paradiesischen Geschichten von den Bäumen im Treptower
Park pflücken, um sie danach direkt auf dem Sender vernaschen zu können! 
Ich weiss, ich
wiederhole mich immer und immer wieder. Aber warum nur kapiert das keiner?
Wie habe ich mich auf
das neue Team aus Berlin gefreut. Wie habe ich gehofft, dass die energetisch
geladene Luft dieser Stadt nun endlich auch für den Tatort genutzt werden wird.
Stattdessen tappt man in die dümmste aller Tatort-Fallen und fokussiert auch
hier auf die privaten Geschichten der Kommissare. So bleiben uns von Berlin
also eine sexbesessene Kommissarin, die sich verhält wie eine 12jährige, und
ein Kommissar, der unbedingt den Mafia-Tod seines früheren Partners aufklären
will. Interessiert uns das? Wohl kaum. Die eigentlichen Stories jedoch bleiben
total blass. Oder ist euch irgendwas von den Geschichten geblieben? Wohl kaum.
Weiter kann man von Imren’s gülden-weihnächtlichem Gaumenergusses nicht
entfernt sein. 
Aber anstatt sich in der
nun kommenden dritten Folge endlich mal auf ein richtig gutes Drehbuch zu
konzentrieren, will man in diesem Tatort die Zuschauer mit einem Männerfick des
schwulen Kommissaren schocken. So viel zum Thema vernaschen.
Gäääääääääähhhhhhhhhnnnnnnnnnn. Wirklich krasser Schock im Jahre 2016. Bravo
bravo, ganz toll erfunden! So was sieht man heute doch selbst auf der
Jugendtheaterbühne des ICF Emmentals. Natürlich sollen Kommissare schwul sein,
natürlich kann man das thematisieren, absolut, aber doch nur, wenn es die
Geschichte vorantreibt. Wenn es zu einer guten Gesamtstory dazu gehört. Aber
ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Szene im Berliner Tatort nur als billige
Effekthascherei eingebaut wurde, weil man borniert mit Stock im Arsch vor dem
Mcbook Pro sitzt und absolut keine Idee hat, was die Strassen eigentlich zu
erzählen hätten. Diese Szene wurde eingebaut, damit die Presse nicht vermeldet,
wie himmeltraurig die beschissenen Drehbücher aus der selbst ernannten
Filmhauptstadt Europas noch immer sind. Oder wie wäre sonst zu erklären, dass
die deutsche Bild Zeitung seit Tagen mit Bildern vom nackten Hauptkommissaren
beliefert wird, während man über die Story eigentlich nichts zu lesen kriegt?
Selbst nach der Premiere des Tatorts soll dieser Fick angeblich das einzige
Thema gewesen sein. Spricht leider ganz und gar nicht für den eigentlichen
Fall.
Erwartungs-Barometer: 3.5
Ich bin wirklich masslos enttäuscht vom neuen Berliner
Team. Bei Ritter und Stark waren zwar die Drehbücher genau so lausig, aber
zumindest gefielen die zwei Kommissare. Jetzt nerven auch noch die. Da wende
ich mich doch lieber wieder den paradiesischen Geschichten und dem Gewürzrezept
von Imren zu. Es duftet schon durch alle Zimmer. Das wird ein
Traum-Grill-Sommer, ein verfluchter Festschmaus. Der Tatort leider nicht.
1 =
Südostdeutsche Drehbuchautorinnen, die in Berlin leben
6 =
Südosteuropäische Dürüm Magier, die in Berlin leben
Die Note danach: 4
Zweifelsohne gut gemacht, aber dieser ganze Komplott?!?! Äääh. Und diese "Mama ist so eine schlechte Mama"-Story?!?! Äääh.
Zweifelsohne gut gemacht, aber dieser ganze Komplott?!?! Äääh. Und diese "Mama ist so eine schlechte Mama"-Story?!?! Äääh.
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