Sechs Tatorte ist sie alt, die neue Saison, und die
mittelmässige Folge aus Luzern war bisher mit Abstand die beste. Das sagt
eigentlich alles aus über den momentanen Zustand unser aller liebstes
Krimikind. Tristesse pur und kein Ende in Sicht.
Ich weiss, unter der Barometerleserschaft gibt es ein
paar grosse Verfechter/innen des Dortmunder Tatorts, und auch die Kritiken für diese
Folge klingen wieder überschwänglich. Für mich jedoch hat der Ruhrpotter seinen
Kredit lange schon verspielt. 
Natürlich, ich kann die Begeisterung irgendwie
nachvollziehen. Dortmund lotet Grenzen aus, aber aus meiner Sicht wird unter
dem Strich schlicht zu viel Potential verschenkt. Man hat den vielleicht besten
Schauspieler überhaupt im Tatort, drückt ihm aber eine dermassen übertriebene
Rolle auf, dass selbst der Faber selber nicht mehr glaubt, was er da eigentlich
spielt. Man hätte eine solch spannende Stadt, zeigt die jedoch mehrheitlich in
einer billigen Klischeeorgie. Zusammen mit einem alkoholkranken Jungkommissaren,
der sich in stetiger Ambivalenz zu seinem kätzchensüssen Ermittler-Gspändli befindet
und einer weiteren Kommissarin mit massiven familiären Problemen und dem Hang
zum Stricher-Vernaschen, fühlt sich das Barometer schlicht überfordert. Es ist
zu viel. Von allem zu viel. Das ist so schade. Lange hab ich gehofft, dass man
beim WDR kapiert, dass von allem nur die Hälfte, sicher einen viermal besseren
Tatort geben würde. Quasi wie bei einer halbierten Zentrifugalkraft. 
Doppelte Geschwindigkeit = vierfache Zentrifugalkraft. 
Also halbe Geschwindigkeit = minus vierfache
Zentrifugalkraft... oder so. 
Aber nein. Mit jedem neuen Tatort legte Dortmund in
irgendeinem Bereich noch eine Schippe drauf. 
Dass ich einmal so was sage: Man kann auch einfach ein
Fass zu viel aufmachen. Und so musste meine Anfangs-Euphorie Folge für Folge
dem Desinteresse weichen. Dortmund ödet mich nur noch an. Faber, der austickt,
ein Team, das prinzipiell nur brüllt, streitet, säuft oder bumst und eine Stadt
voller Nazis, Araber und Fussballfans. 
Und als wäre das alles nicht genug, geht es in dieser
neuen Folge mal wieder um eine harte Rockerbande. Der absolute Supergau also...
...nicht ganz. Während mich nämlich das Team und die
Rocker wirklich nix die Bohne interessieren, taucht eine neue Figur auf, welche
meine Neugierde weckt.
Ein interner Ermittler von der Dienstaufsichtsbehörde ist
an Faber dran. „Endlich“, ist man versucht zu schreien. „ENDLCIH“!
Denn erstens wird es allerhöchste Zeit, dass all das Tun
von Kommissar Psycho mal ein bisschen intern thematisiert wird. Im richtigen
Leben wäre der ja längstens in der Klapse und niemals Chef einer Mordkommission.
Und zweitens, was noch viel wichtiger ist: Dieser interne
Ermittler wird von Milan Peschel gespielt. Wie viele Glücksmomente hat uns der
Milan auf der Bühne schon beschert? Kaum zählbar. Einer der ganz gossen
deutschen Theaterschauspieler! Er war auch immer mal wieder im Tatort zu sehen,
jedes Mal sehr gut, aber bisher abonniert auf den sympathischen Verlierertypen.
Immer der arme Aussenseiter. Jetzt aber taucht er als widerwärtiger Terrier
auf, der sich in Fabers Wade beisst. Ob das funktioniert, kann ich nicht sagen,
ihn jetzt aber endlich mal in einer völlig andern Rolle zu sehen, wird fürs
Barometer sehr spannend! 
Ich vermute, dass das für mich die einzige Spannung
bleiben wird, und das obwohl sich halb Deutschland mächtig auf diesen Tatort
freut!
Erwartungs-Barometer:
4
Erwartungs-Barometer
für alle Dortmund-Tatort-Fans: 5
Milan Peschel also
für einmal in einer komplett anderen Rolle. Für das Barometer der
einzige Grund bei Dortmund überhaupt noch einzuschalten. Aber es ist ein triftiger,
immerhin! 
Schon etwas
bedenklich, wenn ich mich mit solchen Nichtigkeiten zum Zuschauen pushen muss. Aber
was soll ich auch tun, kann ja meine Vorfreude auf den Gesamt-Tatort auch nicht
erzwingen.
Denn das Gesetz
der Zentrifugalkraft gilt auch hier. 
Doppeltes „Über-ütere“(Kommissariat
Faber & Co. + die Rocker) = vierfacher Schwachsinn!
1 = Momentanes Tatort-Niveau 
6 = Die Hoffnung auf den Sonntag 23. Oktober 2016
Die Note danach: 4.8
Immerhin: Milan Peschel brilliert als interner
Ermittler und endlich fährt Dortmund ein bisschen runter. Nur ein bisschen,
aber schon wird’s besser. So wirklich scheint jedoch das Gesetz der Zentrifugalkraft
nicht zu funktionieren:
Doppelte Qualität (Tatort wird glaubwürdiger +
grandioser Auftritt von der Dienstaufsichtsbehörde) = maximal dreimal mehr
Freude!
 
Falls dieser Barometer-Blog
nicht euren Vorstellungen entspricht, könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen: