20. November 2016

Tatort: Es lebe der Tod (Wiesbaden)


Äusserst kontrovers war sie, die tausendste Folge. Von „Langeweile pur“ bis „absolut grandios“ war alles zu lesen. Das Barometer jedenfalls war zufrieden. Ein nicht alltäglicher Tatort, über welchen heftig diskutiert wurde. Genau das wollen wir doch sehen. Ob nun das Rotkäppchen im Wald von Wölfen verfolgt wurde, oder sich ein Volvo von selber geöffnet hat, ich fand den gut.
Nicht „richtig gut“, sondern einfach „gut“.
Womit wir auch gleich beim Thema wären.
Gut; richtig gut; perfekt!
5; 5.5; 6

Die Suche nach der Perfektion habe ich ja eigentlich aufgegeben. Aber selbst der letzte richtig gute Tatort, also die letzte klare 5.5, liegt mittlerweile ein Jahr zurück. Ist schon ziemlich bedenklich für das Flaggschiff des Deutschen Fernsehens. In jedem Jahr nur eine richtig gute Folge?
Natürlich waren sowohl München wie auch die Jubiläumsfolge letzten Sonntag teilweise nahe dran. Aber unter dem Strich braucht es einfach noch ein bisschen mehr, um richtig gut zu sein.
Das überraschend Tolle jedoch für uns Tatort-Feinschmecker, es scheint, als ob sich auch die ARD nicht mehr zufrieden gibt mit mittelmässig bis einfach nur gut. Auch die Verantwortlichen ganz oben scheinen nach einer richtig guten Folge zu lechzen. Nur so ist zu erklären, dass nach diesem Kammerspiel im Taxi bereits die nächste Chance auf eine Granate in den Startlöchern steht. Alles schreit nach dieser Fünfeinhalb!
Und darum wird Kommissar Murot aus Wiesbaden von der Leine gelassen!

Unvergessen bleibt der beste Tatort aller Zeiten „Im Schmerz geboren“, welcher ja irgendwie gar kein wirklicher Tatort war. Die einzige 6 seit ich das Barometer schreibe. Der war perfekt! Aber so gierig sind wir doch schon lange nicht mehr. Die richtig gute Folge, die 5.5, welche mit grosser Wahrscheinlichkeit bevorsteht, wird uns völlig ausreichen.

Der Hessische Rundfunk geht nämlich ähnlich zu Werke wie bei den letzten Folgen. Das gleiche Team steckt hinter dieser Nummer. Wieder wird grosses Geschütz aufgefahren, die ganz guten Autoren durften ran, und wieder wurde in spektakulärem Kinoformat gedreht. Also nicht erschrecken, ob den schwarzen Kino-Balken. Wieder riskiert Wiesbaden alles, wieder werden wir auf mehr Ebenen denken müssen, als bei einem Durchschnittstatort.
Die Ausgangslage ist simpel. „Ein Serienmörder hat es auf Murot abgesehen“. Ein Duell auf höchstem Niveau!
Mehr will ich weder wissen, noch nachlesen, noch verraten. Ich will überrascht werden. Ich will jubilieren!

Erwartungs-Barometer: 5.5

Auch wenn Psychopaten mit Psycho-Fotowänden zu Hause (es wird bestimmt wieder eine geben!) für mich ja eigentlich der Tatort-Killer sind, so wird das hier keine Rolle spielen. Nach der Entwicklung, welche Murot in Wiesbaden durchgemacht hat, wissen wir, dass uns nicht realistisches Krimi-Fernsehen, sondern anspruchsvolle Theater-Kunst erwarten wird. Meine Euphorie scheint mehr als nur berechtigt. Ich erahne einen famosen Thriller und Schauspieler, die brillieren werden! Und so lege ich mich klar fest: Es wird die erste 5.5 seit einem Jahr!

1 = Die langen Durststrecken zwischen den richtig guten Folgen.
6 = Es lebe das Kammerspiel.

Die Note danach: 5
War das nun ein guter Tatort, ein schamloses Abkupfern bei Seven, oder ein spannendes Theaterstück? Ich weiss es nicht. Aber eines weiss ich. Ich fand diesen Tatort gut. Nicht richtig gut, aber zumindest gut. Das Warten aber auf eine 5.5 geht weiter. Sehr schade.

PS: Und diese Psycho-Fotowand hat mich halt doch auch wieder genervt. Im richtigen Leben hat wohl kaum je einer eine solche Zuhause stehen, wenn im Tatort aber ein Psychopath dargestellt werden soll, gehört das zum Standard. Hört doch auf mit diesem Scheiss.


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13. November 2016

Tatort: Taxi nach Leipzig


Die Liebe entgleitet mir allmählich, irgendwie ist mir mein Tatort abhanden gekommen. Ich bin gleichgültig, bin tatortmüde.
Zweifellos liegt das Problem bei mir und nicht etwa beim Tatort. Meine Ansprüche sind schlicht zu hoch. Wenn selbst eine gute Folge aus München meine Erwartungen nicht mehr erfüllen kann, muss ich mir tatsächlich ernsthaft Gedanken machen, ob diese Krimi-Reihe wirklich noch mein Herzblut kreisen lassen kann. So habe ich die letzten zwei Folgen auch gar nicht mehr gesehen. Bremen klang hanebüchen und von meinem geliebten Kiel wollte ich schlicht nicht auch noch enttäuscht werden. Wie ich gehört und auch gelesen habe, hab ich nichts verpasst. Lag also richtig, mit dem vermuteten Nonsens.
Jetzt aber will ich mich ein letztes Mal aufraffen. Mit den nächsten beiden Folgen will ich meiner Hingabe zum Tatort nochmals eine Chance geben. Ich will nochmals versuchen so verspielt an den Tatort ranzugehen, wie ich das früher jeweils konnte. Ganz unverbraucht und mit viel Vorfreude.
Für die tausendste Folge hat man sich bei der ARD nämlich was ganz Geniales ausgeheckt. Fast als hätten die Verantwortlichen dabei auch ein bisschen ans treue Barometer gedacht. Fast, als möchten sie mich auch weiterhin ein bisschen an ihrer Seite haben.
Anstatt ein Feuerwerk zum Jubiläum, wagt man nämlich eine feine Geschichte. Kein Spektakel ist angesagt, sondern ein Kammerspiel. Klar, dass sie da meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf der Stelle haben.
Obwohl in sämtlichen Medien gross über diese 1000. Folge geschrieben wurde, konnte ich mich der Berichterstattung grösstenteils entziehen. Viel weiss ich nicht. Der Titel ist derselbe, wie bei der allerersten Folge, die Geschichte jedoch wird eine andere. Frau Lindholm und Herr Borowski sitzen mit einem psychisch labilen Ex-Soldaten im Taxi und fahren nach Leipzig. Eine Ausgangslage, wie sie für das Barometer besser nicht sein könnte. Eine Situation, in welcher die Qualität einer jeden Schauspielerin und eines jeden Schauspielers knallhart entlarvt wird. Natürlich kann eine solche Geschichte gewaltig in die Hosen gehen, aber sie kann eben auch brillant funktionieren. Und wie gesagt, ich will dem Tatort nochmals eine Chance geben!

Erwartungs-Barometer: 5

Das Axel Milberg ein guter Schauspieler ist, wissen wir alle. In dieser Folge wird aber nun auch Maria Furtwängler beweisen können, ob sie weit mehr kann, als nur die kühle Blonde aus dem Norden. Zudem ist auch die Rolle des Taxifahrers für einen Glanzauftritt geradezu prädestiniert. Dieses Dreier-Stück zusammen mit einem hoffentlich raffinierten Drehbuch, könnte beim Barometer das Tatort-Feuer endlich wieder zum Lodern bringen!

1 = Langweilige Gleichgültigkeit.
6 = Endlich wieder leidenschaftliche Vorfreude.

Die Note danach: 5.25
Mein Optimismus hat sich ausbezahlt. Mir hat dieser Tatort wirklich gefallen. Extrem schade, dass die Autoren ihrer Geschichte nicht bis zum Ende vertraut haben. Dieser billig gesuchte Schluss mit dem Wachmann, der auch noch zum Mörder wird, war völlig überflüssig und hat die lang ersehnte 5.5 leider verspielt. Ein kompletter Zusammenbruch des ansonsten so hohen Niveaus. Ein simpler Schluss hätte gereicht, alles war tragisch genug, und dann kommt ein solch feiger Furz. Aber immerhin, 80 Minuten richtig guter Tatort.


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