5. Februar 2017

Tatort: Der scheidende Schupo (Weimar)


Wie jeder Mensch hat auch das Barometer seine wunden Punkte, eine angreifbare Fläche. Eine seiner grössten Schwächen ist der Tatort aus Weimar. Ausgerechnet das nach Echtheit lechzende Barometer, lässt sich durch diese wirren Phantasiegeschichten erweichen und einlullen. Alle drei bisherigen Folgen haben mir wirklich gefallen. Das passt so überhaupt nicht in mein Authentizitäts-Schema. Während ich nämlich den Klamauk à la Münster kaum mehr ertragen kann, finde ich den Klamauk aus Weimar richtig gut. Die spannende Frage, für dessen Beantwortung das Barometer ja eigentlich da wäre, ist nun, wo genau der Unterschied zwischen dem Münster- und dem Weimar-Humor liegt. Aber wie ich bereits erwähnt habe, ich kann es nicht richtig erklären. Ich kann es nur erahnen.
Klar, völlig unrealistisch sind sie beide, aber während ich Münster irgendwie als billig empfinde, als plumpe Durchschnitts-Komödie, fühlt sich Weimar clever an. Sie haben von Anfang an auf die (mittlerweile beim Tatort sehr beliebte) Karte „Theater“ gesetzt, und das auf relativ hohem Niveau.
Vielleicht liegt es also an der Verschrobenheit der Figuren, an den selbstironischen Schauspielern, oder halt doch am Humor, welcher für mein Empfinden bei Weimar zwar wesentlich schärfer, aber eben auch wesentlich feiner daher kommt. Oder vielleicht ist es auch einfach die hohe Kunst, völlig Unrealistisches authentisch zu erzählen. Wer kann das schon? Tja, vielleicht aber glaube ich halt immer noch an Märchen.
Und Weimar bleibt seinem Konzept treu. Der Tatort lädt zu einer Märli-Stunde mit Mörderraten. Die Hauptfigur ist ein schrulliger Polizist, der erst einen Bombenanschlag überlebt und danach auch noch vergiftet wird. Wenn die Kommissare nicht innerhalb von 72 Stunden den Täter finden, wird der Polizist daran sterben. Auf der Suche nach dem zukünftigen Mörder, wird ihnen selbstverständlich ein Kabinett von bizarren Personen und Geschichten begegnen.

Erwartungs-Barometer: 5

Warum ich Weimar so mag, während ich Münster verachte, kann ich nicht schlüssig beantworten. Aber es spielt im Endeffekt auch gar keine Rolle. Unter dem Strich freue ich mich einfach auf die momentan einzig gute Tatort-Komödie.
Und hier noch ein Tipp für alle Leser/innen, die dem Tatort aus Weimar sehr skeptisch gegenüber stehen (ich weiss, dass es davon einige gibt): Lasst euch treiben und geniesst diese surreale Fabel. Danach werden wir über Wochen wieder nur mit der enttäuschenden Tatort-Realität konfrontiert.

1 = Humor à la Münster
6 = Auch mal ein gutes Märchen

Die Note danach: 5
Ich weiss, meine Einschätzung widerspricht jeglicher Vernunft. Ihr dürft mich gerne verfluchen, aber auch einem Barometer steht ein Joker zu.
Ich ziehe diesen bei Weimar. Hab mich bestens unterhalten!


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