19. Februar 2017

Tatort: Tanzmariechen (Köln)


Seit ich den Tatort regelmässig schaue, wurden sage und schreibe 59 neue Folgen aus Köln gesendet. Das ist Rekord! Ergo habe ich also fast vier volle Tage meines Lebens mit dem Schauen von Kölner Tatorten verbracht. Fuck. Vier Tage, in welchen die Freude des Barometers kontinuierlich sank.
Als kleiner Vergleich dazu: In derselben Zeit wurden beispielsweise nur 28 Folgen mit Borowski gedreht. Das um Welten bessere Kiel hatte also quasi nur zwei Tage Zeit, mir die Freude wieder zurückzugeben. Wenn ich das nun auf Barometer-Denk-Niveau runterbreche, ist die Rechnung ganz simpel. Halb so viele Folgen ergeben mindestens doppelt so gute Qualität.
Es ist also genau so, wie ich seit Jahren schon sage. Köln sollte die Produktion massiv drosseln und sich dafür voll und ganz auf hochstehendes Fernsehen konzentrieren. Die Mittel sind ja offensichtlich vorhanden. Warum man jedoch in Köln partout nicht auf die weisen Worte des Barometers hören will, ist mir ein Rätsel. Wer macht schon lieber Vieles, anstatt Gutes? Wer macht lieber Fläche, anstatt Qualität? Unprofessionelleres Denken geht nicht, gerade für eine öffentlich-rechtliche Anstalt. Es ist schlicht absurd und irgendwie auch sehr kurzfristig gedacht. Am Ende des Tages, oder vielleicht auch erst ganz am Ende des Lebens, wird sich die Qualität durchsetzen, davon bin ich überzeugt.
Was man also z.B. in Kiel schon längstens weiss, scheint in Köln niemanden zu interessieren, und so wird dort weiterhin ein Tatort nach dem andern gedreht. Durchschnittlich sind das vier Folgen pro Jahr. Wie gesagt, Spitzenposition. Ich weiss gar nicht, wie das machbar ist. Wahrscheinlich drehen die gleich am nächsten Tag weiter, wenn sie eine Folge abgedreht haben. Oder je nach Aufwand werden vielleicht sogar zwei Folgen gleichzeitig gedreht. Das würde nun auch endlich erklären, warum Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär in der letzten Zeit so abgewrackt und so uninspiriert daherkommen. Sie sind schlicht und einfach zu müde. Überarbeitet. Nicht auf dem Revier, sondern auf dem Set. Und es würde nun auch endlich erklären, warum Kommissar Ballauf manchmal diesen depperten Eindruckt erweckt, als ob er sich völlig im falschen Film befinden würde. Er ist es. Wenn du natürlich morgens noch intensiv gegen eine rechtsextreme Bürgerwehr kämpfen musst, und am Nachmittag dann eine Szene mit dem Tanzmariechen ansteht, kann es durchaus vorkommen, dass einer völlig verwirrt in die Kamera glotzt. Ja wenn du nicht mehr weißt für welchen Film du momentan drehst, welches Drehbuch nun grad ansteht, dann erklärt das wirklich Einiges. Tja, und so wird auch diese Folge genau so daherkommen, wie alle in den letzten Kölner Jahren. Bär und Schenk tappen unmotiviert durch einen öden Kriminalfall und am Ende wird der Mörder relativ belanglos überführt. Ob da im Endeffekt eine Mutter sitzt, die ihre Kinder umgebracht hat, ein paar Flüchtlinge unter Verdacht stehen, die es eh nicht waren oder nun ein paar bekloppte Fasnächtler durch das Bild grölen, spielt doch irgendwie überhaupt keine Rolle. Unter dem Strich sind es nur weitere 90 verschwendete Minuten unserer Leben.

Erwartungs-Barometer: 3.5

Ganz egal, dass eben erst ein Kölner Tatort lief, pünktlich zum Fasching braucht es natürlich eine „Kölle Alaaf“-Folge mit den Herren Kommissaren im Kostüm. Und die wird genau so, wie wir es mittlerweile kennen. Lustlose Quantität anstatt lustvolle Qualität. Und auch wenn der grosse WDR nicht auf das Barometer hören will, so hätte es sich zumindest für einmal gelohnt, von der kleinen Schweiz ein bisschen was abzukupfern. Gerade in Luzern weiss man doch bestens, wie ein guter Fasnachts-Tatort daherkommen muss. In Köln offensichtlich nicht, prophezeie ich.

1 = Sehr flache Fläche
6 = Sehr steile Abende

Die Note danach: 3
Die Kölner beherrschen das solide Filmhandwerk, dass muss man ihnen lassen. Bei so viel Erfahrung, ist das aber auch zu erwarten. Leider aber haben sie vor lauter Arbeiten irgendwie nicht bemerkt, dass sich in den letzten zwanzig Jahren ein bisschen was geändert hat beim Film. Biederer kann man kaum mehr inszenieren. Alles immer noch genau wie vor 59 Folgen. Schade. Aus dem Karneval-Milieu wäre so viel mehr rauszuholen.


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