24. Februar 2019

Tatort: Ein Tag wie jeder andere (Nürnberg)






Was ist das für ein geschmeidiger Abschluss für das Barometer? Ein Happy End, wie es bezaubernder nicht hätte geschrieben werden können. Die Perfektion ist erreicht, das Leben ist ein solch gutes und Murot erlöst den Tatort von den Toten. 
Stimmiger und kitschiger kann man nicht gehen. Ende gut, alles gut.

Es gibt nur ein Problem. Trotz mega Höhepunkt mit dieser Sechs, geht es mit dem Tatort schlicht zu gut weiter, als dass wir, nach all der Scheisse, nun genau in diesem Moment damit aufhören sollten.

Wer in einer Stadt ohne Sperrstunde gross geworden ist, mag dieses Gefühl nicht kennen, uns Bernern jedoch ist es mehr als nur geläufig. Egal in welchem Club, egal in welcher Disco, so oft befand man sich in dieser Situation.
Punkt 3.29 Uhr kocht der Saal, die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, aus den Boxen dröhnt die beste Musik des Abends, natürlich genau unser Lied, aber es wird das letzte sein. Der Veranstalter dimmt das Licht bereits einen klitzekleinen Tick heller.
Was für ein Ende dieser Nacht, heftig und honigsüss. Aber genau da liegt das Problem. Es ist schlicht zu gut, um aufzuhören. Das weiss auch ein jeder DJ.
Eigentlich muss er Schluss machen, die Stadt will es so, aber er schafft es nicht. Der Moment ist zu gut. Und so spielt er zumindest noch die Songs, die man nur zu diesem Zeitpunkt bringen kann. Ein „Me and Bobby McGee von Janis Joplin“ zum Beispiel. Die Masse tanzt und lässt sich gehen, mit genau diesem jetzigen Barometer-Gefühl. Jeder auf der Tanzfläche weiss, es ist vorbei, es wäre der perfekte Moment um zu gehen, aber keiner tut es. Es ist schlicht zu gut. Und so passiert, was vier Stunden früher keiner für möglich gehalten hätte. All die vielen aufs Aussehen bedachten Jungs, all die kontrollierten und sich gefallenden Mädels, alle liegen sie sich aufgelöst in den Armen und singen aus voller Kehle „W.Nuss vo Bümpliz“. Keiner hat auf dem Höhepunkt aufgehört. Keiner verliess die Party als er sie noch in Würde hätte verlassen können. Zu verlockend war die Stimmung, zu verlockend waren die 2-3 Rausschmeisser-Songs, welche noch gespielt werden konnten, bevor das Licht dann tatsächlich angeht und sich ein jeder nervt, warum er nicht vor 10 Minuten auf dem Zenit gegangen ist. Es hätte doch so gepasst. Aber die Aussicht diesen so seltenen Moment der Perfektion noch ein bisschen festhalten zu können ist schlicht zu verlockend um der ganzen Sache im intensivsten und dem vom Universum dafür vorgesehenen Moment ein Ende zu bereiten. Und genau so geht es jetzt dem Barometer. Jetzt ist der Moment um aufzuhören, aber es geht nicht. Zu gut ist die Musik, zu schön ist es in diesem Club, nach all den Flops in den letzten Jahren. Und wir Berner wissen, jetzt kommen noch 2-3 richtig feine Songs. Nicht die grössten Party-Kracher, aber die, die jetzt noch gespielt werden können. Und genau die müssen wir doch noch mitnehmen. Egal wie sehr ich mich danach verfluchen werde.

Erwartungs-Barometer: 5.25

Eben, der Tatort aus Nürnberg, der kommt ja heute. „Ein Tag wie jeder andere“?
Sicher kein Tatort wie jeder andere.
Es ist ja offensichtlich auch nicht ein Februar, wie jeder andere.

6 = Auf dem Höhepunkt des Abends die Party verlassen.
1 = Mit den letzten Gästen bei grellem Scheinwerferlicht armselig torkelnd die Party verlassen.

Oder vielleicht doch:

6 = Mit den letzten Gästen bei grellem Scheinwerferlicht armselig torkelnd die Party verlassen.
1 = Auf dem Höhepunkt des Abends die Party verlassen.

Die Note danach: 5
Am Ende kam sie doch noch, die Psycho-Foto-Wand.
Aber für 3.30 Uhr, mit einem am Kessel, passt dieser Tatort doch ganz gut.

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16. Februar 2019

Tatort: Murot und das Murmeltier (Wiesbaden)



Manchmal im Leben kommen die freudigen Dinge unerwartet, wenn man kaum damit gerechnet hat. Mitten in einem unspektakulären Februar, ohne grosses Tamtam, einfach so.
Atmet tief durch, setzt euch hin und entspannt die Sinne.
Es könnte sein, dass wir endlich mal wieder einen richtig, richtig guten Tatort zu sehen kriegen werden.
Mitten in einem unspektakulären Februar, einfach so.
Gut, die Geschichte klingt verrückt. Eher nach riskantem Absturz, denn nach pompösem Vollerfolg. Aber gerade von Wiesbaden wissen wir ja, dass es durchaus mit Hochseilakten umzugehen weiss. Ein paar richtig feine Wagnisse haben uns Murot und sein Team schon beschert, gegipfelt in „Im Schmerz geboren“. Unvergessen bleibt diese einzige Sechs, die während der bisherigen Barometerzeit vergeben wurde.
Nur wurde damals heiss diskutiert, ob das überhaupt noch ein Tatort war, oder ob der eigentlich ausser Konkurrenz bewertet hätte werden müssen.
Und auch bei dieser Folge werden Zweifel aufkommen, ob das nun ein Tatort ist oder nicht.
Aber weder wollte ich viel darüber lesen, noch will ich jetzt gross darüber schreiben.
Der Titel sagt eigentlich, was wir wissen müssen. Für alles Weitere müsst ihr dieses wiesbadnerische Experiment einfach schauen. Unbedingt.

Erwartungs-Barometer: 5.75

„Im Schmerz geboren“ wird er wohl kaum toppen, aber absolut sehenswert wird dieser Tatort alleweil. Da lege ich mich fest.
Nur, was sagt es eigentlich über den Tatort aus, wenn die besten Folgen immer die sind, welchen man vorwerfen kann, dass sie keine richtigen Tatorte sind?
Hmmm.
Aber darüber können wir uns ab Montag wieder Gedanken machen. Lasst uns für einmal einfach die unerwartete Freude geniessen, einfach so, in einem völlig unspektakulären Februar.

6 = Das Erreichen der Perfektion
1 = Das Warten auf die Perfektion

Die Note danach: 6
Am Ende wird alles gut! 
Und wenn es noch nicht gut ist, 
ist es noch nicht das Ende.
Oscar Wilde

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3. Februar 2019

Tatort: Das verschwundene Kind (Hannover bzw. Göttingen)


Ungefähr so habe ich den Januar erwartet, und trotzdem schmerzte das Niveau gewaltig. Will man so ins neue Jahr starten? Das ist doch weder für die Zuschauer/innen, noch für die Macher/innen befriedigend.
Also wer will das? Wer ist dafür verantwortlich?

Und das Barometer? Erst einmal habe ich die Monatsvorschau nun getestet, und schon muss ich den Versuch unterbrechen.
Was kommen wird, bedarf schlicht grösserer Beachtung, als ein paar Zeilen in einer monatlichen Abhandlung.
Aber dazu ein anderes Mal mehr. Für den Moment bleibt der Unterbruch unbegründet, im Gegenteil, diese Folge aus Hannover wird kaum der Rede wert sein und würde perfekt in eine uninteressierte Monatsvorschau passen.
Normalerweise mag ich die Drehbücher mit der relativ arrogant auftretenden Kommissarin Lindholm ganz gerne.
In der letzten Zeit jedoch, hat sie immer mal wieder irgend in einem Kaff eine Ermittlerin zur Seite gekriegt und sich dann mehr oder weniger gezofft mit der. Das finde ich bizzeli öde. Und angeblich wird das nun in diesem Tatort auf die Spitze getrieben. Strafversetzt nach irgendwo in fucking Göttingen (Kriminaltango sei gegrüsst) sind zwei Alfa-Fräuleins halt eins zu viel. Nicht nur in der Geschichte, leider auch für uns.
Eigentlich geht es um die Suche nach dem „verschwundenen Kind“ (welches übrigens die 15jährige Mutter eines toten Säuglings ist). Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Autoren viel zu sehr auf den Konflikt und das Private der beiden Gockelinnen fokussieren, anstatt auf eine spannende Story. Wie so oft im Tatort.

Erwartungs-Barometer: 4

Die Note danach: 4.5
Ohne diese endpeinlichen Zickereien, die natürlich in einer tollen Freundschaft endeten, wäre das ein ganz ansehnlicher Tatort gewesen.
Und wirklich gut gespielt. Julia und ihr Halbbruder waren richtig überzeugend.
Schade nur, dass die Autoren wieder mal nicht auf der Höhe waren. Neben dem Gezoffe auch noch diese falsche Fährte mit Julias eigenem Vater. So absurd. Sie hatten ja die DNA von ihr und vom Kindesvater. Da hätte man selbst mit einem Drei???-Detektiv-Experiment-Kasten sofort rausgefunden, dass die beiden verwandt wären, wenn es ihr eigener Vater gewesen wäre. Warum schreibt ein professioneller Autor solche Fehler in ein Drehbuch?
Schade um den guten Rest.  

Eine eher enttäuschende Folge, eines sonst relativ konstant beachtlichen Tatort-Teams. Aber das passt zu den bisherigen Ausgaben im 2019. Das Januarloch hält an, auch im Februar.

6 = Göttingen im ICE
1 = Göttingen im Regio


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