10. März 2019

Tatort: Für immer und dich (Schwarzwald)



Was würdest du tun, wenn du DJ wärst und nun am schwierigsten Punkt dieses Abends stehst?
Du hast den Laden gerockt, richtig geil, die Party war fantastisch.
„Me and Bobby McGee“, „Son of a Preacher Man“ oder sonst was in dieser Art hast du eben gespielt, als ersten der drei Rausschmeisser-Songs. Die Nr. 2, Patent Ochsner, ist gerade noch am Ausklingen, die Leute grölen die letzten Zeilen, der Betreiber tigert nervös an deine Seite und schreit, dass jetzt wirklich Schluss sei. Der absolut letzte Song, sie wollen ja nicht die Polizei im Hause. Ist das klar?
Knapp ein Viertel der Tanzfläche ist noch gefüllt und du hast genau noch diesen einen letzten Song. Diesen wirklich allerallerletzten Song des Abends. Was bringst du nun?
Jüre Hofer hat am Ende vom Down at the doctors immer „Gold“ von Prince gespielt, dieser fantastische Titel war sein Markenzeichen. Mit 7.22 Min natürlich auch perfekt, um die Party zu beenden. In Deutschland hab ich als Schlusspunkt ab und an sogar „Die Internationale“ gehört, und an billigen Lollipop-Feten wird jeweils „Wer hat an der Uhr gedreht“ gespielt.
Aber was bringst du? Was bringt das Barometer? Da ich mich auch nach reichlich überlegen nicht entscheiden konnte, habe ich mich an den wahrscheinlich besten DJ im Grossraum Bern, was solche Partys angeht, gewannt. Für ihn gibt es keine Zweifel. Nach dem was bisher gespielt wurde, kannst du jetzt eigentlich nur noch „My Way“ von Frank Sinatra bringen, und danach darauf warten, dass die Organisatoren das Licht ungemütlich heller werden lassen.
Ich danke für den goldrichtigen Vorschlag vom Profi. „My Way“ ist es! Jedoch nicht vom Frankie Boy. Erstens bin ich nicht der ganz grosse Sinatra Fan und zweitens machen DJ’s ja oft so auf „ich kenn im Fall noch ganz andere Versionen als nur das Original“. Darum gebe ich nun fürs Barometer auch mal den B-Side Wichtigtuer und entscheide mich für das Cover von Elvis Aron - The King - Presley!
Jetzt musst du loslassen. Ab jetzt liegt es nicht mehr in deinen Händen. Es ist vorbei.
So lasst uns also alle gemeinsam, all ihr Helden und Heldinnen, die noch geblieben sind, diesen letzten Song des Abends geniessen und nicht daran denken, was nachher sein könnte.
Dieser Tatort aus dem Schwarzwald. Kein Song, den du dir zuhause anhören würdest, aber wenn er hier und jetzt in diesem Club, unter diesen Umständen läuft, ist er gut. Ist er richtig, richtig gut.
Kein Tatort, den du wünschen würdest, wenn du eine Wahl hättest, aber unter diesen Umständen, an diesem Sonntagabend, ist er gut. Vielleicht sogar richtig gut.

„Für immer und dich“ wurde nach einer wahren Geschichte gedreht.
Der Fall der Maria aus Freiburg hat damals in ganz Deutschland für Schlagzeilen gesorgt. Ein 13-jähriges Mädchen wird vermisst, über fünf Jahre ist es unterwegs, freiwillig, mit einem viel älteren Typen. Vor einigen Monaten ist das Paar nach Hause zurückgekehrt, der Mann wurde verhaftet. 
Spannend daran, dieser Tatort war bereits vor der Rückkehr abgedreht, noch bevor man wusste, was aus ihnen geworden ist. Das Ende ist also komplett offen.

Erwartungs-Barometer: 5.25

Nun stehen wir also auf dem noch glitzernd glänzenden Parkett. Alleine tanzend, aber anständig betrunken, und noch immer im Glauben alles richtig gemacht zu haben heute Abend. Der Song nimmt uns mit, geht tief, passt perfekt. Elvis. Meine Fresse, ist das gut. Genau wie dieser Tatort. Intensiv, geht unter die Haut, wird uns mitnehmen. Was für eine Stimmung, keiner will nach Hause. Lasst uns diesen Moment festhalten. Für immer. Das Leben ist ein solch gutes!

6 = Träume, gute Musik und gute Tatorte
1 = Das Erwachen

Note danach: 5.25
"Für immmer und dich" von Rio Reiser kannst du als letzten Song natürlich auch spielen, keine Frage.


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