6. Mai 2012

Tatort: Die Ballade von Cenk und Valerie (Hamburg)



Nun ist es also soweit. Der letzte Hamburger Tatort mit Cenk Batu. Ich gebe zu, sogar für mich schwingt etwas Wehmut mit. Mehmet Kurtulus ist unbestritten ein ganz grosser Schauspieler. Er wird wohl nicht nur mir, sondern all den eingefleischten Tatort Fans fehlen. Die Kritiken waren zwar steht‘s gut, aber die Quoten einfach zu schwach. An ihm lag es sicher nicht, und es gab ja auch wirklich gute Folgen, aber die Grundgeschichte funktionierte offensichtlich für einen Grossteil der Zuschauer nicht. Und das ist genau das, was ich in meinem letzten Hamburg Barometer so kritisiert habe. Jede Geschichte für sich, jede einzelne Folge, würde ins sich selber vielleicht als Undercover Story funktionieren. Aber vor ein paar Monaten hat sich Kommissar Batu binnen weniger Wochen an die Spitze der St. Pauli Al-Qaida geschummelt und heute, kein halbes Jahr später ist er als Bankenexperte unterwegs. Das geht nicht. Solche Agenten opfern oft ihr ganzes Leben, um zumindest irgendwann mal an so was wie den Neffen oder den Friseur eines wichtigen Mannes zu kommen. Und hier, zege zege und der Bato ist Best Buddy und Bombenbauer vom gefährlichsten Mann Deutschlands. Nebenbei noch schnell mit dem Handy seine neue Flamme angerufen (sich also dermassen dumm verraten) und ein halbes Jahr später knackt er schon wieder die nächste Organisation oder die nächste Firma. Notabene alles an der Alster. Das ist einfach zu unglaubwürdig. Selbst Kurtulus meinte in einem Interview: „Man kann nicht 30 Jahre in derselben Stadt verdeckter Ermittler sein“ und versuchte damit wohl seinen überraschend frühen Abgang zu rechtfertigen. Aber er hat Recht und sein Terror-Tatort hat dieses Manko nur noch unterstrichen. Weit übers Ziel hinaus geschossen. Aber lassen wir das alles nun beiseite. Es geht ja dieses Mal nicht um eine Schläfer Zelle, sondern um eine verdeckte Ermittlung in einer Bank. Klingt zwar wesentlich realistischer, aber die Story wird wieder dermassen übertrieben und überladen sein, dass ich eigentlich zum hanseatischen Rundumschlag ausholen müsste. Werde ich aber nicht tun. Für einmal bin ich milde gestimmt und lasse Gnade walten. Schauen wir diesen letzten Tatort doch einfach als einzelne Geschichte an. Geniessen wir zum Abschluss noch einmal einen wirklich spannenden Fall, mit einem wirklich guten Ermittler. Denn die wirre Story verspricht eben auch einen surrealen und äusserst temporeichen Abend.
Der letzte Tatort also vor der Ära Til Schweiger. Ich war ja einer der wenigen unter den Tatort-Fans, die sich über diese News gefreut haben. Ich war mir sicher, dass der NDR mit einem solchen Superstar eine richtig gute Story entwickeln werden wird. Jetzt, ein paar Monate später, ist meine Euphorie „leicht“ geschwunden. Mittlerweile geht man davon aus, dass der Schweiger den Tatort auch gleich mitproduzieren wird. Was darauf hindeuten würde, dass er sich vielleicht doch einen Kleinohrkokoowääkükenhasen-Kommissaren auf den Leib schneidern lässt. Und das wiederum wäre natürlich eine absolute Katastrophe. Jedenfalls hat er sich schon mal mächtig Feinde geschaffen, in dem er als erste Amtshandlung gleich den verstaubten Vorspann erneuern wollte. Ich bin zwar definitiv seiner Meinung, aber die Kenner kreischten auf und Til wurde selbst von andern Kommissaren übel gerügt. Wie es wirklich werden wird, wissen wir wohl erst Anfang 2013.
Til Schweiger hat zumindest in einem BZ-Interview schon mal viel Action versprochen und er meinte: "In den ersten fünf Minuten von meinem Tatort wird mehr die Post abgehen als in den letzten 20 Tatort-Folgen zusammen". Wir sind gespannt.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4,5

Empfehlung: Gönnen wir Cenk Batu einen würdigen Abschied, drücken paar Augen zu und lassen uns mitreissen!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von T. Fink als Retter beim HSV!
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von R. Schmutz als Superstar beim ETV!

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