Neulich wurde ich von einem Leser darauf aufmerksam
gemacht, dass mein Barometer jeweils etwas zu lang und zu ausführlich ausfalle.
Ich habe mitunter intensiv über diese Aussage nachgedacht, nehme die Kritik
meiner treuen Leser natürlich ernst, aber ausgerechnet jetzt, in der Woche in der
ich mich fragte, wie ich mich in meinen Zeilen etwas kürzer halten könnte, ausgerechnet
jetzt, steht der Schweizer Tatort vor der Türe. Schwierig. Nun, zumindest was
den Inhalt angeht, werde ich mich kurz und knapp halten können. Simple 3 Punkte:
1. Dieser Tatort wird bestimmt besser als der letzte aus
unserem Lande.
2. Die CSI Ermittlerin wurde nun zumindest durch eine
Schauspielerin ersetzt.
3. Luzern wagt sich an ein ganz mutiges  und brandaktuelles Thema:  Intersexualität. (Schade nur, dass alleine in
den letzten zwei Jahren ungefähr jede andere Tatort-Stadt schon einmal darüber
berichtet hat).
Einen grossen Vorteil gegenüber sämtlichen andern Teams
haben die Schweizer jedoch absolut. Die Erwartungen an den Luzerner Tatort sind
dermassen tief, dass eigentlich kein Zuschauer enttäuscht werden kann. Ihr
könnt euch sicher noch an den letzten mit Hauptkommissar Reto Flückiger erinnern.
Eigentlich gab es keine Worte, für diese abgrundtief schlechte Qualität, und
trotzdem war ich am Ende irgendwie positiv überrascht. Das nur, weil ich ihn eben
noch schlechter erwartet habe. Und so nutzen wir doch diesen Heimvorteil auch
für Luzern Teil 2. Ich meine, was will man nach der ersten Folge auch erwarten?
So simpel und einfach wäre es nun also ausgefallen, das
heutige Barometer, ganz nach dem Gusto meines Lesers. Aber leider muss ich nun doch
noch eine Randgeschichte erwähnen. Eine Geschichte, die aufdeckt, wie sich das
Schweizer Fernsehen von der ARD komplett verscheissern lässt.
Nachdem im letzten Jahr der erste neue Tatort aus der
Schweiz ausgestrahlt wurde, waren die Reaktionen in Deutschland dermassen
schlecht, dass die wichtigen Herren der ARD mitteilen liessen, dass man erst
die zweite Folge abwarten will, bevor man entscheidet, ob die Schweizer wieder in
den sogenannten Tatort-Pool aufgenommen werden würden oder nicht. Was aber
niemand wirklich wusste, ist, dass jeder, der sich in diesem ominösen Pool
befindet, auch Geld in einen Tatort-Topf zahlen muss, aus dem dann andere
Tatort-Macher schöpfen können, wenn sie grad bissl knapp bei Kasse sind. Und da
die Schweiz mit Sicherheit ein guter Geldgeber ist (selbstsprechend), war
eigentlich klar, dass sie so oder so von der ARD aufgenommen werden würden. Nur
konnten das die wichtigen Herren der ARD nach der ersten Folge unter keinen
Umständen rechtfertigen. Jetzt aber
haben eben diese wichtigen Herren der ARD vor ein paar Monaten eine erste
Rohfassung vom neuen Schweizer Tatort zu Gesicht bekommen und ihnen wurde wohl
bewusst, dass eine Aufnahme in den Pool, auch nach dieser Folge, absolut unglaubwürdig
erscheinen würde. Da man aber unter keinen Umständen auf das Schweizer Geld
verzichten wollte, hat man nun den Luzerner Tatort einfach ohne grosse Aufregung,
ganz im Stillen, noch Wochen vor der Ausstrahlung wieder aufgenommen. Keiner
hat es interessiert, keiner hat sich hinterfragt, eigentlich hat es keiner
bemerkt. Und das Problem, dass sie diesen Schrott jetzt mindestens einmal pro
Jahr zur besten Sendezeit im Ersten zeigen müssen, haben sie (zumindest bei
dieser Folge) auch ganz elegant gelöst. Da an einem Wochenende nicht zwei
Erstausstrahlungen laufen dürfen, bringen sie am Pfingstsonntag zu gewohnter
Zeit einfach einen älteren, dafür einen richtig guten aus München. Einen, den
die Deutschen gerne nochmals sehen werden und am Montag dann, wenn keine Sau
mehr Lust auf Tatort hat, können sie in aller Ruhe den Schweizer verbraten. So
lässt sich also das SF vom grossen Nachbarn auf der Nase rumtanzen und gleichzeitig
viel Geld aus der Tasche ziehen. Das wirklich Schlimme daran ist, dass man sich
im Hause zu Leutschenbach ernsthaft auf die Schulter klopft und jubiliert, dass
man nun so schnell wieder in diesem Pool aufgenommen wurde. „Die damalige
Rohfassung muss dermassen gut gewesen sein, dass die wichtigen Herren der ARD,
die Endfassung erst gar nicht mehr sehen wollten“, denken sich die etwas weniger
wichtigen Herren des SF wohl... Oder aber, war es vielleicht genauso? Lief diese
Geschichte tatsächlich genau umgekehrt zu meiner Theorie, und die wichtigen
Herren beim ersten Deutschen Fernsehen waren tatsächlich dermassen begeistert
ob dieser Folge, dass man die Schweiz noch am selben Tag wieder als Vollmitglied
haben wollte? Und sendet man vielleicht der Schweiz zuliebe am Sonntag extra eine
alte Folge aus München, damit man für den Meisterstreich aus Luzern den besten
Sendeplatz des Jahres frei halten konnte, den Pfingstmontag? Hhmmm…?!
Tja, lieber Leser, da überlege ich mir nächtelang, wie
ich mein Barometer straffen könnte, und am Ende wird diese Ausgabe eine der längsten
und eine der spekulativsten überhaupt. Und obwohl ich selber wirklich ein ganz grosser
Fan von Dingen bin, die schlicht und einfach auf das Wesentliche reduziert
sind, scheint mir nun auch irgendwie klar geworden zu sein, dass mein Barometer
(bis auf einzelne Ausnahmen natürlich) nicht für so was geeignet ist. Es muss ausführlich,
schwierig, ja geradezu langfädig und langatmig sein. Es muss sich so anfühlen,
wie die Geschichte eines durchschnittlichen Tatorts. Kunst kennt kein Tempo. Und
wer es kurz und knackig haben will, dem empfehle ich den „Blick am Abend“ zu lesen!
Erwartungs-Barometer: 0 
Die Note danach: 4,5
Die Note danach: 4,5
Empfehlung: Ich
würde unter keinen Umständen sagen, dass diese Folge eine 0 werden wird, aber
die Erwartungen liegen (wie erwähnt) bei 0!
0 = ungefähr so viel
Erwartung wie von einem Schweizer Fernsehfilm!
6 = ungefähr so viel Erwartung
wie von einem Schweizer Geldgeber!
Falls ihr kein Interesse
mehr an diesem Barometer haben solltet, könnt ihr den Newsletter jederzeit
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