Ich habe einen äußerst interessanten Blogeintrag gekriegt. Er hat mich insofern extrem gefreut, weil er mir gezeigt hat, wie aufmerksam das Barometer zum Teil gelesen wird. Das weiss man ja nie so genau. Spannend daran ist, dass dieser Eintrag eine grosse Schwäche des Barometers offenbart. Er zeigt auf, wie labil der Autor in seinen Einträgen ist, wie sehr er sich von ganz bestimmten Gefühlen leiten lässt, und wie irgendwie jeden Sonntag ein anderes Mass gilt.
Und irgendwie fand ich diesen Aspekt so interessant, dass ich ihn gerne als
Blogeintrag mit euch teilen möchte.
Auszug Kommentar:
Kriminaltango hat gesagt… 
„Mit der Bewertung des Tatorts bin ich
überhaupt nicht einverstanden. Wie kann man die Schauspielqualitäten von Maria
Furtwängler in Frage stellen, aber gleichzeitig Til Schweiger über den grünen
Klee loben obwohl dieser ungefähr gleich viel Mimik besitzt. Der Spagat
zwischen bemühten alleinerziehenden Vater und knallhartem Action-Cop war nie
unglaubwürdiger inszeniert. Til Schweiger versuchte mit diesem Tatort seine
Kitafilme mit einem Schuss Hollywood Actionfilm zu vermischen, doch das
Resultat war noch schlechter als seine letzten Filme (wer sich Kokowähh2 oder
Keinohrhasen2 anschaut weiss wovon ich spreche. Ok der eine ist ein
Kinderfilm…). Das Element mit dem Flirt mit der Staatsanwältin wirkt vielleicht
im Kindergarten (wie mit der Schauspielerin in Keinohrhasen) noch einigermassen
glaubwürdig aber war völlig aufgesetzt. Das Zusammenspiel mit seiner Tochter
funktionierte in Kokowääh ebenfalls sehr gut, aber bitte mit einer 15jährigen
Tochter, der man noch das Frühstücksei mache da hört der Spass auf. Eigentlich strotzte
der gesamte Tatort nur so von unrealistischem Plunder wie die live
Hacking-Szenen oder die per Zufall offene Baustelle an der Elbphilharmonie.
Seine geile Assistentin verkümmerte in ihrer Rolle und der Hackerbuddy hat eher
in einem Eddie Murphy Film etwas zu suchen als beim guten alten Tatort. Ok es
geht um Unterhaltung und zumindest das ist dem Tatort einigermassen gelungen.
Dass die Krankenschwester von Goodbye Lenin noch die Krankenschwester im Spital
war (glaub ich zumindest), war einer der raren Höhepunkte für mich. Ich gebe
ihm eine knappe 4.25“
Antwort vom Barometer:
Lieber Kriminaltango
Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Es
freut mich ehrlich extrem, wie aufmerksam du meine Beträge liest. Mein Blog
könnte unbeständiger nicht sein, oft ist er gespickt mit Widersprüchen, aber
nur selten kriege ich ein Feedback, welches das bemängelt. Ich habe also keine
Ahnung, wie sehr sich meine Ambivalenz beim Leser überhaupt bemerkbar macht.
Und nun weist du mich ausgerechnet auf eine Sache hin, die mir selber gar nicht
so aufgefallen ist. Lassen wir mal die ganze Story, und die nicht vorhandene
Glaubwürdigkeit beiseite und konzentrieren uns auf deinen Hinweis, was die
Hauptdarsteller von Hamburg und Hannover angeht. Du hast natürlich zu 100%
Recht. Es ist schon ziemlich grenzwertig, die Furtwängler als eine, zwar
clevere, aber schlechte Schauspielerin zu betiteln, wenn ich gleichzeitig den
Schweiger für eigentlich genau dieselbe Sache, als hervorragenden Schauspieler
hochleben lasse. Das funktioniert so überhaupt nicht und beweist, wie sehr
dieses Barometer von meinen jeweiligen Tageslaunen abhängig ist. Es hält sich
an keinen klaren Maßstab und basiert auch irgendwie auf einer
Null-Relevanz-Strategie. 
Und doch:
Was ich zu meiner Verteidigung anfügen kann,
ist die Tatsache meiner lang erforschten Furtwängler-Studie. Von Maria
Furtwängler habe ich in der letzten Zeit viele Tatorte gesehen und habe das in
meiner Studie intensiv ausgewertet. Von Til hingegen habe ich seit Jahren
nichts mehr gesehen. Ich kriege jeweils schon beim Trailer seiner Teddybär-Filme
konstanten Brechreiz, darum konnte ich ihn vor dem Tatort eigentlich auch nicht
richtig beurteilen. Ich glaube der letzte deutsche Schweiger-Film, den ich
gesehen habe war Barfuss, und da fand ich ihn ziemlich gut. Aber auch das kann
einfach eine Laune oder eine Stimmung gewesen sein. Vielleicht hat der damals irgendwo
grad meine tiefromantische Ader getroffen. Wenn ich nämlich jetzt daran denke,
dann bin ich mir nicht sicher, ob ich den wirklich noch gut finden würde. Der
strotzt ja auch vor purer Sülze.
Wenn ich nun also in einem Kurzverfahren
Til Schweiger nach der Furtwängler-Studie bewerten müsste, dann käme ich wohl
tatsächlich exakt auf dasselbe Resultat wie bei Maria. Beide sind nicht
wirklich gute bzw. vielseitige Schauspieler, aber beide sind sehr clever und
spielen in ihrem spezifischen Fach jedoch sehr gut! Das würde ich genauso
unterschreiben…
… wenn es nicht doch einen ganz grossen
Unterschied geben würde:
Til Schweiger ist für mich der wesentlich spannendere
Typ. Für mich ist Frau Furtwängler als Person, als Mensch die pure Langeweile,
hingegen einer Bar-Tour durch Berlins Kneipen mit dem Herrn Schweiger, wäre ich
definitiv nicht abgeneigt. Ich weiss, das hat nichts mit dem schauspielerischen
Können zu tun, aber dafür umso mehr mit der Wahrnehmung jedes einzelnen
Zuschauers (von denen ich nun mal einer bin). Auch wenn unter dem Strich
vielleicht beide nicht die grössten Schauspieler sind, so interessiert er mich
als Figur 100mal mehr. Und das Interesse an einem Menschen, an einer Figur, ist
zwar selbstverständlich noch objektiver gesteuert, als die Bewertung des
schauspielerischen Talents, aber dieses Interesse, ist extrem wichtig. Daran
denkt man viel zu wenig, und es fällt den meisten gar nicht auf. Es gibt beste Hollywood-Schauspieler,
die für ihr unheimliches Können gefeiert werden, die man in x verschiedenen
Rollen sieht, über die man staunt und frohlockt, aber wenn man ganz genau
hinschaut, sieht man auch bei denen, dass sie eigentlich immer nur genau
dasselbe machen. Egal ob Komödie, Liebesfilm oder Mafiaepos. Sie spielen
einfach nur sich selber. Man würde sie alleine an ihrem Schatten erkennen, egal
in welchem Film. Aber da sie extrem spannende Typen sind, funktionieren sie in
solch verschiedenen Rollen, und man kann nicht anders, als ihnen zusehen zu
wollen. Diese Gabe macht sie so einzigartig. Til würd ich natürlich nicht grad
in diese Kategorie heben, aber ich schaue im doch gerne zu. (Wenn er nicht grad
mit seiner Tochter knuddelt). Womit wir wieder am Anfang der Diskussion stehen.
Ich bleibe dabei und bewerte Til Schweiger höher, als Maria Furtwängler. Nicht
weil er ein besserer Schauspieler ist (du hast absolut Recht mit deinem
Einwand), sondern einfach weil ich ihm wesentlich lieber zuschaue. So komplex
das Barometer manchmal scheint, so simpel gestrickt ist unter dem Strich, der
der es schreibt! Und darum funktioniert plötzlich auch die abstruseste
Unterhaltungs-Story, während mich bei andern Folgen selbst kleine Fehler in der
Geschichte, völlig aus dem Tatort werfen.
Absurd, aber irgendwie auch logisch simpel!
Das Barometer 
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