14. März 2013

Spannender Kommentar zu Hamburg


Ich habe einen äußerst interessanten Blogeintrag gekriegt. Er hat mich insofern extrem gefreut, weil er mir gezeigt hat, wie aufmerksam das Barometer zum Teil gelesen wird. Das weiss man ja nie so genau. Spannend daran ist, dass dieser Eintrag eine grosse Schwäche des Barometers offenbart. Er zeigt auf, wie labil der Autor in seinen Einträgen ist, wie sehr er sich von ganz bestimmten Gefühlen leiten lässt, und wie irgendwie jeden Sonntag ein anderes Mass gilt.
Und irgendwie fand ich diesen Aspekt so interessant, dass ich ihn gerne als Blogeintrag mit euch teilen möchte.

Auszug Kommentar:

Kriminaltango hat gesagt…
„Mit der Bewertung des Tatorts bin ich überhaupt nicht einverstanden. Wie kann man die Schauspielqualitäten von Maria Furtwängler in Frage stellen, aber gleichzeitig Til Schweiger über den grünen Klee loben obwohl dieser ungefähr gleich viel Mimik besitzt. Der Spagat zwischen bemühten alleinerziehenden Vater und knallhartem Action-Cop war nie unglaubwürdiger inszeniert. Til Schweiger versuchte mit diesem Tatort seine Kitafilme mit einem Schuss Hollywood Actionfilm zu vermischen, doch das Resultat war noch schlechter als seine letzten Filme (wer sich Kokowähh2 oder Keinohrhasen2 anschaut weiss wovon ich spreche. Ok der eine ist ein Kinderfilm…). Das Element mit dem Flirt mit der Staatsanwältin wirkt vielleicht im Kindergarten (wie mit der Schauspielerin in Keinohrhasen) noch einigermassen glaubwürdig aber war völlig aufgesetzt. Das Zusammenspiel mit seiner Tochter funktionierte in Kokowääh ebenfalls sehr gut, aber bitte mit einer 15jährigen Tochter, der man noch das Frühstücksei mache da hört der Spass auf. Eigentlich strotzte der gesamte Tatort nur so von unrealistischem Plunder wie die live Hacking-Szenen oder die per Zufall offene Baustelle an der Elbphilharmonie. Seine geile Assistentin verkümmerte in ihrer Rolle und der Hackerbuddy hat eher in einem Eddie Murphy Film etwas zu suchen als beim guten alten Tatort. Ok es geht um Unterhaltung und zumindest das ist dem Tatort einigermassen gelungen. Dass die Krankenschwester von Goodbye Lenin noch die Krankenschwester im Spital war (glaub ich zumindest), war einer der raren Höhepunkte für mich. Ich gebe ihm eine knappe 4.25“


Antwort vom Barometer:

Lieber Kriminaltango

Herzlichen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich ehrlich extrem, wie aufmerksam du meine Beträge liest. Mein Blog könnte unbeständiger nicht sein, oft ist er gespickt mit Widersprüchen, aber nur selten kriege ich ein Feedback, welches das bemängelt. Ich habe also keine Ahnung, wie sehr sich meine Ambivalenz beim Leser überhaupt bemerkbar macht. Und nun weist du mich ausgerechnet auf eine Sache hin, die mir selber gar nicht so aufgefallen ist. Lassen wir mal die ganze Story, und die nicht vorhandene Glaubwürdigkeit beiseite und konzentrieren uns auf deinen Hinweis, was die Hauptdarsteller von Hamburg und Hannover angeht. Du hast natürlich zu 100% Recht. Es ist schon ziemlich grenzwertig, die Furtwängler als eine, zwar clevere, aber schlechte Schauspielerin zu betiteln, wenn ich gleichzeitig den Schweiger für eigentlich genau dieselbe Sache, als hervorragenden Schauspieler hochleben lasse. Das funktioniert so überhaupt nicht und beweist, wie sehr dieses Barometer von meinen jeweiligen Tageslaunen abhängig ist. Es hält sich an keinen klaren Maßstab und basiert auch irgendwie auf einer Null-Relevanz-Strategie.

Und doch:

Was ich zu meiner Verteidigung anfügen kann, ist die Tatsache meiner lang erforschten Furtwängler-Studie. Von Maria Furtwängler habe ich in der letzten Zeit viele Tatorte gesehen und habe das in meiner Studie intensiv ausgewertet. Von Til hingegen habe ich seit Jahren nichts mehr gesehen. Ich kriege jeweils schon beim Trailer seiner Teddybär-Filme konstanten Brechreiz, darum konnte ich ihn vor dem Tatort eigentlich auch nicht richtig beurteilen. Ich glaube der letzte deutsche Schweiger-Film, den ich gesehen habe war Barfuss, und da fand ich ihn ziemlich gut. Aber auch das kann einfach eine Laune oder eine Stimmung gewesen sein. Vielleicht hat der damals irgendwo grad meine tiefromantische Ader getroffen. Wenn ich nämlich jetzt daran denke, dann bin ich mir nicht sicher, ob ich den wirklich noch gut finden würde. Der strotzt ja auch vor purer Sülze.

Wenn ich nun also in einem Kurzverfahren Til Schweiger nach der Furtwängler-Studie bewerten müsste, dann käme ich wohl tatsächlich exakt auf dasselbe Resultat wie bei Maria. Beide sind nicht wirklich gute bzw. vielseitige Schauspieler, aber beide sind sehr clever und spielen in ihrem spezifischen Fach jedoch sehr gut! Das würde ich genauso unterschreiben…

… wenn es nicht doch einen ganz grossen Unterschied geben würde:

Til Schweiger ist für mich der wesentlich spannendere Typ. Für mich ist Frau Furtwängler als Person, als Mensch die pure Langeweile, hingegen einer Bar-Tour durch Berlins Kneipen mit dem Herrn Schweiger, wäre ich definitiv nicht abgeneigt. Ich weiss, das hat nichts mit dem schauspielerischen Können zu tun, aber dafür umso mehr mit der Wahrnehmung jedes einzelnen Zuschauers (von denen ich nun mal einer bin). Auch wenn unter dem Strich vielleicht beide nicht die grössten Schauspieler sind, so interessiert er mich als Figur 100mal mehr. Und das Interesse an einem Menschen, an einer Figur, ist zwar selbstverständlich noch objektiver gesteuert, als die Bewertung des schauspielerischen Talents, aber dieses Interesse, ist extrem wichtig. Daran denkt man viel zu wenig, und es fällt den meisten gar nicht auf. Es gibt beste Hollywood-Schauspieler, die für ihr unheimliches Können gefeiert werden, die man in x verschiedenen Rollen sieht, über die man staunt und frohlockt, aber wenn man ganz genau hinschaut, sieht man auch bei denen, dass sie eigentlich immer nur genau dasselbe machen. Egal ob Komödie, Liebesfilm oder Mafiaepos. Sie spielen einfach nur sich selber. Man würde sie alleine an ihrem Schatten erkennen, egal in welchem Film. Aber da sie extrem spannende Typen sind, funktionieren sie in solch verschiedenen Rollen, und man kann nicht anders, als ihnen zusehen zu wollen. Diese Gabe macht sie so einzigartig. Til würd ich natürlich nicht grad in diese Kategorie heben, aber ich schaue im doch gerne zu. (Wenn er nicht grad mit seiner Tochter knuddelt). Womit wir wieder am Anfang der Diskussion stehen. Ich bleibe dabei und bewerte Til Schweiger höher, als Maria Furtwängler. Nicht weil er ein besserer Schauspieler ist (du hast absolut Recht mit deinem Einwand), sondern einfach weil ich ihm wesentlich lieber zuschaue. So komplex das Barometer manchmal scheint, so simpel gestrickt ist unter dem Strich, der der es schreibt! Und darum funktioniert plötzlich auch die abstruseste Unterhaltungs-Story, während mich bei andern Folgen selbst kleine Fehler in der Geschichte, völlig aus dem Tatort werfen.

Absurd, aber irgendwie auch logisch simpel!
Das Barometer

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