10. März 2013

Tatort: Willkommen in Hamburg (Hamburg)



Nach dem letzten Tatort habe ich folgende Nachricht gekriegt.
„Ist gut und recht, der tatort. Aber komischerweise möchte ich irgendwie einfach wieder mal nen 08/15- fall ohne riesenverschwörungsgebilde dahinter sehen.“

Lieber Leser, ich muss dich leider enttäuschen. Du musst für mindestens eine weitere Woche auf einen 0815-Tatort warten. Denn jetzt kommt Hamburg. Jetzt kommt TIL „the Kino-Gott“ SCHWEIGER!
Und glaubt mir, mit 0815-Tatort wird der so wenig zu tun haben, wie die 7gün Sükür-Liga mit einem regelkonformen Spielbetrieb. Til selber meinte ja, dass in den ersten zehn Minuten mehr Action zu sehen sein wird, als in den restlichen 34 Folgen, die im 2013 ausgestrahlt werden, zusammen.
Aber was bedeutet das nun für unsere geliebte Krimi-Reihe?
Fakt ist, Til wird ein Fass aufmachen, wie kein anderer je zuvor. Und obwohl man sich kaum mehr erinnern kann, dass der auch mal in ein, zwei guten Filmen mitgespielt hat, so sollte man einige Dinge nicht vergessen: Wenn einer in Deutschland perfekte Unterhaltung bieten kann, dann ist es er! Keiner weiss so gut, was bei den Leuten ankommt und keinem würde ich einen Action-Tatort eher zutrauen als ihm.
In der letzten Zeit haben sich ja einige Städte genau in diesem Genre versucht, aber funktioniert hat es in keiner Art und Weise. Bremen oder Wien sind nun mal nicht Hollywood. Til Schweiger hingegen schon. Also zumindest ein bisschen. Und so liest man im Vorfeld bereits vom hanseatischen Popcorn-Tatort. Treffender könnte man es wohl kaum ausdrücken. Natürlich, es fragt sich definitiv, ob es überhaupt einen Popcorn-Tatort braucht. Die hartgesottenen Fans werden sich in den Kneipen mit ihrem Restgarn an die TV-Geräte knöpfen, damit keine öffentlichen Vorführungen von diesem Teufelszeug zu Stande kommen kann, und ich weiss, dass auch der eine oder andere Barometer-Leser schlicht zu cool ist, um sich auf einen Popcorn-Tatort, geschweige denn auf einen Schweiger, einlassen zu können. Aber ihr alle, die den Til verflucht, ihr, die das Popcorn-Kino verflucht, ihr seid genau die, die kommerzielle Kunst aus Prinzip scheisse findet, ihr seid die, die z.B. nach Titanic über di Caprio hergezogen seid. Und wann immer ich einen von euch gefragt habe, ob er mir neben Titanic auch nur einen Film von Leo nennen könne, in dem er nicht oscarwürdig gespielt hat, bekam ich nichts als betretenes Schweigen zur Antwort. Da wart ihr plötzlich alle Schweiger. Klar, Til mit Di Caprio zu vergleichen ist natürlich völlig vermessen, aber Mainstream bedeutet noch lange nicht, dass ein Film nicht auch gut sein kann.
Ich muss zwar zugeben, ich habe mir nach Keinohrhasen all die weitern Vieraugkokowääherzenkacke-Filme nicht mehr angesehen, sie sind die Pest, aber trotzdem weiss ich, dass Til Schweiger ein hervorragender Schauspieler ist. Er spielt sicher nicht allzu facettenreich, aber sein Fach beherrscht er wie kein anderer in Deutschland und hat zudem als Regisseur und Produzent ein perfektes Gefühl für den Zuschauer und für gute Unterhaltung. So bringt er auch immer eine gewisse Selbstironie mit in seine Filme, macht auf knallhart, aber nimmt sich doch nicht so ernst. Und weil er eben nicht nur Schauspieler ist, sondern immer auch an das Gesamtprodukt denkt, wird der Tatort selbstverständlich nur mit Elite-Darstellern ausgestattet, die dem Niveau Schweiger auch entsprechen. Der zweite Kommissar ist so gut besetzt, dass der Til aufpassen muss, nicht an die Wand gespielt zu werden. Obwohl dafür, dass das im Endeffekt dann doch nicht passieren kann, hat der Drehbuchautor (also Schweiger) schon vorgesorgt und hat dem Fahri Yardim einen doch ziemlich beschränkten Spielradius ins Script geschrieben. Denn zu allererst, geht es hier um Mr. Schweiger und erst danach um den Tatort! Auch wenn der Regisseur und der Autor offiziell ganz andere Namen tragen, so ist doch sonnenklar, dass der Til seine Finger überall im Spiel hat, genau wie bei all seinen Kinohits, die in den letzten Jahren Deutschland eroberten. Und somit ist auch klar, was uns erwarten wird. 0,1% Anspruch, 99,9% Popcorn.
Für den grossen Clou wird es leider trotzdem nicht reichen. Denn unter dem Strich ist Til zwar Hollywood, aber wie erwähnt, halt doch nur ein bisschen. Aber immerhin: Gute deutsche Action, gute deutsche Unterhaltung, nicht mehr und nicht weniger.
Und somit erübrigt es sich irgendwie auch, etwas zu der Geschichte zu schrieben.

Erwartungs-Barometer: 5
(...bzw. eine 2 - Für alle die, die prinzipiell zu cool für Mainstream sind).
Die Note danach: 5

Ich bin der Meinung, dass es neben zwei Clowns, ein paar Psychopaten, einer lesbischen Oma und einem aufgespritzten Playboy-Hasen durchaus noch Platz für einen Actionhelden in einem Popcorn-Tatort geben kann. Aber natürlich nur, wenn er auch gut gemacht ist, und wenn dafür all die andern Städtchen endlich die Finger davon lassen, und sich wieder auf ihre 0815-Tatorte konzentrieren.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von der 7gün Sükür- Liga.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Manta, Manta!

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3 Kommentare:

Schreibtischtäter hat gesagt…

Kann man so machen

Kriminaltango hat gesagt…

Liebes Tatortbarometer,

Ich bin noch nicht lange dabei, aber das Tatortbarometer gehört für mich schon fast zum Sonntag wie eine gute alte Berner Züpfe oder der faule Bäru vor einer Bauernhütte. Ich nehme das Wort „Held“ beileibe nicht oft in den Mund, aber der Autor ist für mich einer der grössten Helden in der Geschichte des Blogging!

So genug der Lodhudelei, mit der Bewertung des Tatorts bin ich überhaupt nicht einverstanden. Wie kann man die Schauspielqualitäten von Maria Furtwängler in Frage stellen, aber gleichzeitig Til Schweiger über den grünen Klee loben obwohl dieser ungefähr gleich viel Mimik besitzt. Der Spagat zwischen bemühten alleinerziehenden Vater und knallhartem Action-Cop war nie unglaubwürdiger inszeniert. Til Schweiger versuchte mit diesem Tatort seine Kitafilme mit einem Schuss Hollywood Actionfilm zu vermischen, doch das Resultat war noch schlechter als seine letzten Filme (wer sich Kokowähh2 oder Keinohrhasen2 anschaut weiss wovon ich spreche. Ok der eine ist ein Kinderfilm…). Das Element mit dem Flirt mit der Staatsanwältin wirkt vielleicht im Kindergarten (wie mit der Schauspielerin in Keinohrhasen) noch einigermassen glaubwürdig aber war völlig aufgesetzt. Das Zusammenspiel mit seiner Tochter funktionierte in Kokowääh ebenfalls sehr gut, aber bitte mit einer 15jährigen Tochter der man noch das Frühstücksei machen da hört der Spass auf. Eigentlich strotzte der gesamte Tatort nur so von unrealistischem Plunder wie die live Hacking-Szenen oder die per Zufall offene Baustelle an der Elbphilharmonie. Seine geile Assistentin verkümmerte in ihrer Rolle und der Hackerbuddy hat eher in einem Eddie Murphy Film etwas zu suchen als beim guten alten Tatort. Ok es geht um Unterhaltung und zumindest das ist dem Tatort einigermassen gelungen. Dass die Krankenschwester von Goodbye Lenin noch die Krankenschwester im Spital war (glaub ich zumindest), war einer der raren Höhepunkte für mich. Ich gebe ihm eine knappe 4.25

Barometer Redaktion hat gesagt…

Lieber Kriminaltango
Vielen Dank für deinen Kommentar. Es freut mich, dass dir das Barometer gefällt. Eine Antwort auf deinen Einwand kannst du im neuen Blogeitrag lesen. Danke nochmals und herzliche Grüsse
Das Barometer

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