Nun endlich kann
sich das Barometer wieder auf eine etwas intensivere Art dem Tatort widmen.
Unser aller geliebtes Kind! Aber nicht nur die Barometer-Redaktion war die
letzten Wochen auf Ferienmodus eingestellt, auch der Tatort selber schien sich
mal wieder eine gemütliche Urlaubs-Auszeit genommen zu haben. Dortmund letzten
Sonntag war zumindest sowas wie ein Lichtlein am rabenschwarzen Horizont, nun wäre es aber an der Zeit, endlich mal
wieder ein richtiges Fass aufzumachen. „Ein Fass aufmachen“, welch billige
Floskel. Und doch eine meiner allerliebsten. Aus meiner Sicht kann nicht besser
umschrieben werden, was ich jeweils damit sagen will. Aber kommt das auch so
an? Interpretieren die Leute, die diese Zeilen lesen, auch genau das, was ich
damit meinte? Aufgrund der verschiedenen Bedeutungen und Herkünfte, bezweifle
ich es.
Bedeutungen:
etwas zur
Sprache bringen; etwas Neues einführen; etwas in Erscheinung treten lassen;
etwas ins Rollen bringen; viel Aufhebens machen; für Aufregung sorgen; etwas
Grosses leisten; jemanden Überraschen, etwas sehr Gutes machen
Herkunft I:
Die Redensart
„ein Faß aufmachen“ ist jüngeren Datums und offensichtlich eine Eindeutschung
der englischen Redensart 'to make a fuss about something', wobei das englische
Wort 'fuss' deutsch zum 'Faß' wurde. Die Redensart bedeutet sowohl viel
Aufhebens um eine Sache machen als auch ausgelassen feiern.
Herkunft II:
Als die
Braukunst erfunden wurde, und auch noch lange danach, war es nicht möglich, die
Fässer wieder so zu verschließen, dass der Inhalt nicht schlecht wurde (Hygiene
ringsum war entsetzlich, Kohlensäure war auch wenig drin und verflog dann
schnell).
Also musste man nach dem Öffnen des Fasses auch alles austrinken.
"Ein Fass aufmachen" ist daher das Synonym dafür, dass es "ordentlich zur Sache geht".
Also musste man nach dem Öffnen des Fasses auch alles austrinken.
"Ein Fass aufmachen" ist daher das Synonym dafür, dass es "ordentlich zur Sache geht".
Nun, ein Fass
aufmachen ist also ein dehnbarer Begriff und so muss ich davon ausgehen, dass
ein jeder der das Barometer liest „ein Fass aufmachen“ auf seine ganz eigene
Art entschlüsselt. Die Grundbedeutung ist zwar simpel, aber die Auslegung kann
völlig verschieden sein. Ich für mich, meine damit nicht zwingend, dass es
knallen muss, dass eine halbe Stadt explodieren muss, oder dass 10 Leichen
durch die Havel treiben müssen. Ein Fass kann man auch mit einer leisen
Geschichte aufmachen. Man kann auch mit ganz feinen Tönen etwas Grosses leisten
oder jemanden überraschen. Ich meine mit einem aufgemachten Fass also schlicht
und einfach einen richtig guten Tatort machen. Egal in welcher Form. Hamburg
ist geradezu perfekt, um sich dem Fass etwas tiefgründiger zu widmen. (Also so
tiefgründig, wie eine solch oberflächliche Schreibe, wie das Barometer nun mal
sein kann). 
Hamburg hat in
diesem Jahr gleich zwei neue Teams lanciert. Zum einen Til Schweiger. Und ja,
Til hat ein Fass aufgemacht, und wie. Halt auf seine Art. Auf die
auszutrinkende und explodierende Art. Für einen Tatort ging es wirklich
ordentlich zur Sache. Darüber lässt sich nicht diskutieren, ein Fass wurde
aufgemacht. Ob man das so mag oder nicht, darüber lässt sich jedoch streiten,
und darüber haben wir ja auch gestritten. Gell, Tango. 
Das andere Team
jedoch hat aus meiner Sicht zum Einstand völlig enttäuscht. Eigentlich erstaunlich
bei diesen guten Schauspielern und bei diesem Team hinter dem Konzept. Aber
irgendwie hat man da die Sache mit dem Fass etwas falsch verstanden. Nur weil mitten in der Stadt ein paar Autos brennen, und
solche Bilder natürlich spektakulär ausschauen, bedeuten die aber noch lange
kein geöffnetes Fass. Und neben dem brennenden Auto ermordet einer in
aller Ruhe seine Ehefrau, aber keiner hat es gesehen. Dafür hat eine Bürgerwehr
aus gebehinderten Rentnern kurzerhand einen Besoffenen zu Tode geprügelt, weil
der auch durch das Viertel torkelte bla bla bla… Völlig verkackt. In dieser
Folge (Feuerteufel) wurde leider das Fass selber in die Havel geschmissen und
zwar ungeöffnet! 
Der grosse
Vorteil daran ist aber, dass es nun noch verschlossen ist. Der Inhalt sollte
also noch nicht schlecht sein und auch Kohlesäure müsste noch reichlich
vorhanden sein. Das Fass könnte jederzeit geöffnet werden. Wie wäre es zum
Beispiel mit jetzt? Anstatt Feuereffekte braucht dieses Team nämlich viel eher
eine ruhige Geschichte. Eine, in der sich die Schauspieler und die Figuren
entfalten können, eine in der man den Kommissaren näher kommen und in denen man
sie kennen lernen kann. Ja, vielleicht müsste das Fass ja auf der Unterseite
geöffnet werden. Nur ein kleines Löchlein. Eins, durch das eine gute Geschichte
und ein paar Talente langsam entweichen können. Wenn man schon den Til hat, der
die halbe Stadt zu Kleinholz verarbeitet, dann sollte man doch unbedingt das
andere Team auf einer ruhigen Schiene fahren lassen. 
Dieser Tatort
spielt nun auf der Insel Langeoog, nicht allzu weit weg von Hamburg. Er lässt
sich Zeit. Wir lernen die Figuren kennen. Die traumhaften Bilder der Nordsee
tun ihren Teil dazu. Endlich mal spielt ein Tatort an dieser wunderschönen
Küste. Endlich, bin ich versucht zu schreien. 
Diese Folge wäre
mit Sicherheit der bessere Einstand für Team 2 gewesen! Aber das bedeutet
leider noch lange nicht, dass das Fass nun auch wirklich geöffnet wird. Wenn
ich die Story lese, dann habe ich grosse Bedenken. Eine Kleine-Insel-Situation
ist immer sehr schwierig. Die Kommissare sind privat da und geraten an einen
Fall, in welchem sie eigentlich gar nicht ermitteln dürften. Ein Junge hat
offenbar auf Ecstasy am Strand einen Mord begangen, kann sich aber nicht mehr
daran erinnern. Da der Kommissar den Buben jedoch kennt, glaubt er die
Geschichte nicht so ganz. Und neben all den Drogen taucht plötzlich auch noch
die Nina Kunzendorf auf, die ja eigentlich in Frankfurt nicht mehr ermitteln
wollte. Halleluja. 
Erwartungs
Note: 4,5  
Die
Note danach: 4  (Drehbuch? Logik? Sinn?)
Hamburg -
Team 2 - Chance 2 ! Bitte macht ein Fass oder zumindest ein Fässchen auf. Ich
glaube noch nicht wirklich daran. Bin sehr vorsichtig geworden, was Drehbücher
angeht. 
Vielleicht
ist es auch einfach besser, wenn das Fass weiterhin verschlossen bleibt, dann
wird der Inhalt nicht schlecht und kann somit einfach mal wieder von einem Schweiger oder einem Borowski an der andern
Küste geöffnet werden. 
0 = Dallas
6 = Minneapolis
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