Ich will keine Sekunde verschwenden. Absolut keine Zeit
verlieren. Das ist es. Das ist Tatort! Genau für diese so selten gewordenen
Folgen, tun wir uns all die Scheisse an. So muss ein Tatort sein, so macht uns
Tatort Freude. So beweist der Tatort, warum er zum besten gehört, was das
deutsche TV zu bieten hat. Völlig unerwartet, mitten in der alltäglichen
Tatort-Lethargie, haut mein geliebtes Team aus München, welches fast verloren
schien, einen raus. Endlich mal wieder, muss man sagen. Endlich! Und mit einer
Sekunde ist alles anders. Es fühlt sich so gut an. So echt. Eine solch tiefe
Freude! Mit einer Sekunde sind wir hellwach, sind wir bereit. Diese raren
Momente dürfen wir auf keinen Fall verpassen. Wenn es drauf ankommt, sind wir
da. Ist das Barometer da. 
Fast wie wenn du mit deinen besten Freunden eine Nacht lang
durchgesoffen hast und dich taumelnd und lethargisch im Halb-Koma auf den
Heimweg machen willst und plötzlich fällt einer deiner Jungs bei Minus
Temperaturen in den See. Du hörst dieses Klatschen. Diese eine Sekunde. Und du
hast keine Ahnung, wie dein Körper das schafft, aber du bist mit einer Sekunde
wieder hellwach. Du bist da. Du bist bereit. Als hättest du keinen einzigen
Tropfen Alkohol im Blut. Mit einer Sekunde sind all deine Sinne schärfer als je
zuvor und du funktionierst, als ob du nie etwas anderes gemacht hättest, als
Freunde aus eiskalten Gewässern zu ziehen. Du bist da, du bist bereit. So
nüchtern wie nie.
So fühlt sich das an. Dieses endöde Tatort Wachkoma, in dem
wir uns mittlerweile befinden, aber dann kommt München. Dann hörst du dieses
Klatschen in der Isar, und du weißt, jetzt ist der Moment. Jetzt lohnt es sich
bereit zu sein. Mit einer Sekunde sind all deine Sinne schärfer als je zuvor
und du funktionierst, als ob du nie etwas anderes gemacht hättest, als gute
Tatorte zu schauen! Du bist da, du bist bereit. So nüchtern, wie nie.
Gerade die Bayern haben uns in der letzten Zeit ja gewaltig
verarscht. Die letzten zwei Folgen (Dominik Graf-Debakel und peinlichster
Internet-Youtube-Enthüllungs-Star-Schrott) waren eine absolute Katastrophe und
ich machte mir ernsthafte Sorgen um die ansonsten seit Jahrzehnten soliden
Tatorte aus München. Himmeltraurig, was da produziert wurde. Aber die Leute im
Filmland Bavaria sind schlicht zu gut, um nicht selber zu merken, dass das in
eine desaströs falsche Richtung läuft und als gäbe es nichts Einfacheres, legen
sie nun eine Folge vor, die in der Jahresrangliste 2014
vermutlich sehr weit oben zu finden sein wird. Einfach so. „Wir hoben a
bissl gschlammpt, ober, jetz nach der Brotzeit, hoben wir wieder a Datort gmacht,
ge“. In München geht das. So viel Talent schwirrt da rum. Einfach mal wieder
kurz aufs Wesentliche konzentrieren und schon kommt dabei ne Bombe raus. Wenn
auch eine aus sehr tiefer Seele.
„Bei jedem Menschen gibt es einen Punkt, an dem er einsam
ist. Lisa Brenner kannte ihn. Als man an einem grauen Morgen ihre Leiche vor
einem Hochhaus findet, heruntergestürzt aus dem 12. Stock, hinterlässt sie eine
Reihe von Männern, die sie verehrt und geliebt haben. Lisa war ihnen allen so
nah und zugetan, dass am Ende keiner wusste, ob wirklich er gemeint war.“ © BR
Gut, das Barometer findet natürlich auch bei diesem Tatort
Spuren, die auf eine Notenreduktion hindeuten könnten. Dass ausgerechnet einer
der Kommissare einer der Liebhaber war, ist wieder einer dieser Zufälle, die
ich eigentlich nicht mehr akzeptieren wollte. Und die schleppend mühsame Suche
nach dem neuen Assistenten geht nun mit einem 21jährigen Milchbubi in die
nächste Runde. Wir alle wissen ja mittlerweile, wie Teams an der versuchten
Jugendlichkeit scheitern können. Aber wer weiss, vielleicht kann München diese
beiden Hänger geschickt kaschieren? Zumal das vermeintliche Milchbubi extrem
talentiert sein soll. Ob die Geschichte bis ganz zum Schluss durchhalten kann,
wird sich weisen. Aber Drehbuch, Machart und Schauspieler werden jedenfalls auf
sehr hohem Level agieren.
Erwartungs-Barometer: 5,5
Die Note danach: Gute 5
Vergelt´s Gott. München ist zurück. Und wie! „Mit einem
Feuerwerk vom aller feinsten“ wie ich so gerne zu pflegen sage. Ein
bombastisches, aber ein leises. Ein grandioses, aber ein bescheidenes. Genau
so, wie ich es liebe. Diese Folge ist ein absolutes Muss, danach kann ich mich,
bzw. können wir uns alle eigentlich in die frühzeitige Sommerpause
verabschieden. Mehr als 2-3 Knallfrösche und Frauenfürze wird es vor dem Sommer
nicht mehr zu sehen geben.
0 = Wie von einem Fake-Feuerwehrmann an einer 80’s Party.
6 = Wie von der Blaulichtparty der Jungpolizei München.
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