3. Mai 2014

Tatort: Am Ende des Flurs (München)







Ich will keine Sekunde verschwenden. Absolut keine Zeit verlieren. Das ist es. Das ist Tatort! Genau für diese so selten gewordenen Folgen, tun wir uns all die Scheisse an. So muss ein Tatort sein, so macht uns Tatort Freude. So beweist der Tatort, warum er zum besten gehört, was das deutsche TV zu bieten hat. Völlig unerwartet, mitten in der alltäglichen Tatort-Lethargie, haut mein geliebtes Team aus München, welches fast verloren schien, einen raus. Endlich mal wieder, muss man sagen. Endlich! Und mit einer Sekunde ist alles anders. Es fühlt sich so gut an. So echt. Eine solch tiefe Freude! Mit einer Sekunde sind wir hellwach, sind wir bereit. Diese raren Momente dürfen wir auf keinen Fall verpassen. Wenn es drauf ankommt, sind wir da. Ist das Barometer da.
Fast wie wenn du mit deinen besten Freunden eine Nacht lang durchgesoffen hast und dich taumelnd und lethargisch im Halb-Koma auf den Heimweg machen willst und plötzlich fällt einer deiner Jungs bei Minus Temperaturen in den See. Du hörst dieses Klatschen. Diese eine Sekunde. Und du hast keine Ahnung, wie dein Körper das schafft, aber du bist mit einer Sekunde wieder hellwach. Du bist da. Du bist bereit. Als hättest du keinen einzigen Tropfen Alkohol im Blut. Mit einer Sekunde sind all deine Sinne schärfer als je zuvor und du funktionierst, als ob du nie etwas anderes gemacht hättest, als Freunde aus eiskalten Gewässern zu ziehen. Du bist da, du bist bereit. So nüchtern wie nie.
So fühlt sich das an. Dieses endöde Tatort Wachkoma, in dem wir uns mittlerweile befinden, aber dann kommt München. Dann hörst du dieses Klatschen in der Isar, und du weißt, jetzt ist der Moment. Jetzt lohnt es sich bereit zu sein. Mit einer Sekunde sind all deine Sinne schärfer als je zuvor und du funktionierst, als ob du nie etwas anderes gemacht hättest, als gute Tatorte zu schauen! Du bist da, du bist bereit. So nüchtern, wie nie.

Gerade die Bayern haben uns in der letzten Zeit ja gewaltig verarscht. Die letzten zwei Folgen (Dominik Graf-Debakel und peinlichster Internet-Youtube-Enthüllungs-Star-Schrott) waren eine absolute Katastrophe und ich machte mir ernsthafte Sorgen um die ansonsten seit Jahrzehnten soliden Tatorte aus München. Himmeltraurig, was da produziert wurde. Aber die Leute im Filmland Bavaria sind schlicht zu gut, um nicht selber zu merken, dass das in eine desaströs falsche Richtung läuft und als gäbe es nichts Einfacheres, legen sie nun eine Folge vor, die in der Jahresrangliste 2014 vermutlich sehr weit oben zu finden sein wird. Einfach so. „Wir hoben a bissl gschlammpt, ober, jetz nach der Brotzeit, hoben wir wieder a Datort gmacht, ge“. In München geht das. So viel Talent schwirrt da rum. Einfach mal wieder kurz aufs Wesentliche konzentrieren und schon kommt dabei ne Bombe raus. Wenn auch eine aus sehr tiefer Seele.

„Bei jedem Menschen gibt es einen Punkt, an dem er einsam ist. Lisa Brenner kannte ihn. Als man an einem grauen Morgen ihre Leiche vor einem Hochhaus findet, heruntergestürzt aus dem 12. Stock, hinterlässt sie eine Reihe von Männern, die sie verehrt und geliebt haben. Lisa war ihnen allen so nah und zugetan, dass am Ende keiner wusste, ob wirklich er gemeint war.“ © BR

Gut, das Barometer findet natürlich auch bei diesem Tatort Spuren, die auf eine Notenreduktion hindeuten könnten. Dass ausgerechnet einer der Kommissare einer der Liebhaber war, ist wieder einer dieser Zufälle, die ich eigentlich nicht mehr akzeptieren wollte. Und die schleppend mühsame Suche nach dem neuen Assistenten geht nun mit einem 21jährigen Milchbubi in die nächste Runde. Wir alle wissen ja mittlerweile, wie Teams an der versuchten Jugendlichkeit scheitern können. Aber wer weiss, vielleicht kann München diese beiden Hänger geschickt kaschieren? Zumal das vermeintliche Milchbubi extrem talentiert sein soll. Ob die Geschichte bis ganz zum Schluss durchhalten kann, wird sich weisen. Aber Drehbuch, Machart und Schauspieler werden jedenfalls auf sehr hohem Level agieren.

Erwartungs-Barometer: 5,5
Die Note danach: Gute 5

Vergelt´s Gott. München ist zurück. Und wie! „Mit einem Feuerwerk vom aller feinsten“ wie ich so gerne zu pflegen sage. Ein bombastisches, aber ein leises. Ein grandioses, aber ein bescheidenes. Genau so, wie ich es liebe. Diese Folge ist ein absolutes Muss, danach kann ich mich, bzw. können wir uns alle eigentlich in die frühzeitige Sommerpause verabschieden. Mehr als 2-3 Knallfrösche und Frauenfürze wird es vor dem Sommer nicht mehr zu sehen geben.

0 = Wie von einem Fake-Feuerwehrmann an einer 80’s Party.
6 = Wie von der Blaulichtparty der Jungpolizei München.


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