Der Tatort aus Bremen war ja immer eine Art Geheimtipp
des Barometers. Im Stillen, ohne gross in den Medien aufzutauchen, haben die
ihr Ding sehr solide und immer wieder richtig gut durchgezogen. In der letzten
Zeit reichte jedoch genau dieses bescheidene Erfolgsgeheimnis den Hansestädtern
irgendwie nicht mehr aus. Gute Tatorte, ohne grosse Aufregung, scheinen heute
nicht mehr gewünscht. Dabei sind es genau diese, die mittlerweile fehlen, weil
ein Jeder irgendeine Granate platzieren möchte, welche sich im Endeffekt ja sowieso
nur als weiterer Blindgänger entpuppt. Und so konnte auch das Team aus Bremen
irgendwann dem Spektakel nicht mehr widerstehen und hat angefangen absurde
Privatgeschichten und noch absurdere Kriminalgeschichten einzubauen. Das ganze
gipfelt nun in dieser Folge. Die Kommissare müssen wegen einem Mordfall
im Bremer Müllabfuhr-Milieu ermitteln, welches aus lauter Verbrechern besteht.
Ein knallharter Tatort in einer Parallelgesellschaft, von welcher der
Normalbürger gar nie was mitbekommt, könnte ja durchaus spannend sein. Ich bin
immer für neue Schauplätze und groteske Einfälle. Aber ich befürchte, dass
die orange leuchtenden Figuren dermassen überzeichnet sein werden, dass
das eher eine Müllmann-Mafia à la Münster Tatort sein wird, als eine
authentische Geschichte mit tragisch spannenden Figuren, wie in den früheren
Bremer Tatorten. Aber wer soll es Bremen auch übel nehmen? Es ist doch genau
das, was das Publikum heute will. Alles überzeichnet, alles overactet, alles
eine Schippe brutaler oder natürlich alles klamaukig. Nur ja keinen cm
Anspruch, damit wäre der Grossteil der Deutschen Fernsehzuschauer am
Sonntagabend komplett überfordert. Und den will man sicher nicht verärgern. Irgendwann
konnte halt auch Bremen der magischen 10 Millionen Zuschauergrenze nicht mehr widerstehen.
Und die erreicht man nur noch mit Action, Comedy oder Spektakel, sicher nicht
mit guten Drehbüchern. Der Beweis dafür: Der Karriere-Plan des Bremer Tatorts
scheint aufzugehen. Je mehr Bremen von diesem alten, sympathischen Weg abkam,
desto höher wurde die Quote! Mit über 9 Millionen sind sie mittlerweile sehr nahe
dran, geknackt haben sie sie aber noch nie. Mal sehen, ob es die Müllmänner
richten werden.
Erwartungs-Barometer: 4
Quote: 9,7 Millionen
Drehbuch: Wirr
Plot: WTF?
Motiv: ???
Highlight: Der Schweizer Roeland Wiesnekker
Barometer Prognose: Exakt
Die Note danach: 4
Drehbuch: Wirr
Plot: WTF?
Motiv: ???
Highlight: Der Schweizer Roeland Wiesnekker
Barometer Prognose: Exakt
Die Note danach: 4
Ich gebe zu, bei Köln letzte Woche habe ich mich vertan.
Er war nicht ganz so schlecht gespielt und die Geschichte war wesentlich besser
als gedacht. Und so hoffe ich natürlich sehr, dass mich mein Gefühl auch diese
Woche wieder täuscht. Im Endeffekt wollen wir ja möglichst gute Tatorte, und
erst in zweiter Linie möglichst exakte Barometer-Prognosen. Wer weiss,
vielleicht schafft ja mein gutes altes Bremen den Spagat zwischen 10 Millionen
und feinem Drehbuch. Das wäre die wahre Sensation!
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