10. Mai 2014

Tatort: Ohnmacht (Köln)


Wie vor einer Woche erwähnt: Nach dem guten Münchener Tatort befindet sich das Barometer nun bereits in einem Sommer-Sparmodus. Für die restlichen Folgen bis zur Sommerpause lohnt es sich nicht mehr viel Aufwand zu betreiben, obwohl es Köln ja eigentlich verdient hätte. Immerhin hat sich der WDR bei den letzten zwei Folgen aus Köln ziemlich Mühe gegeben. Franziska war extraklasse, und die Feuerteufel Mama auch relativ gut.

Das Problem ist nur, dass genau diese Qualität der letzten zwei Folgen, die Chancen auf eine erneut gute Folge praktisch gegen Null sinken lässt. Wir alle wissen mittlerweile, wie unglaublich schwierig es ist, ein gutes Drehbuch zu schreiben. Zwei einigermaßen gute Scrips in Serie, so wie es Köln gelungen ist, grenzen schon an ein kleines Wunder. Jedoch nun auch noch ein drittes in Folge ist schlicht unmöglich. Und so brauche ich gar nicht erst mit irgendwelchen Spekulationen und Vermutungen zu kommen, sondern kann mich auf die Fakten verlassen. Mathematisch kann dieser Tatort nur schlecht werden.

Und das wird er auch. Jugendgewalt. U-Bahn-Prügler. Hochaktuell. Ein Junge wird tot geschlagen, Kommissar Ballauf ist per Zufall!!! auch vor Ort, versucht zu helfen, wird selber verkloppt und vor eine einfahrende U-Bahn geschmissen. Was? Und danach löst er den Fall auf halb legalem Weg!!!, weil er natürlich als Zeuge nicht ermittlungsberechtigt ist. Klar wird das Thema sehr beklemmend sein, zu oft passieren genau solche Dinge, überall, aber der Tatort wird trotzdem scheitern. Und zwar für einmal nicht nur an dem Drehbuch, sondern vor allem auch an der schauspielerischen Leistung. Es tut mir wirklich sehr leid, aber wie soll ein Klaus J. Behrendt eine solch schwierige Geschichte authentisch spielen? Und obwohl angeblich ein Prügel-Mädel ziemlich glaubwürdig daher kommen soll, bin ich absolut sicher, dass auch die Prügel-Kids schauspielerisch nur schwer zu ertragen sein werden.
Natürlich ist es unfair und völlig vermessen, den Schauspielern die Hauptschuld für einen miesen Tatort zu geben. Oft ist ein Drehbuch so schlecht, dass es auch die Darsteller nicht retten können. Oder der Regisseur ist einfach nicht im Stande, die Schauspieler richtig zu führen und das Beste aus ihnen rauszuholen. Aber hier? Wir haben ja den Vergleich zwischen Kommissar Bär und Kommissar Ballauf seit Jahren. Und Ballauf als Hauptfigur, völlig aufgebracht, weil er von einer U-Bahn überrollt wurde?  ...
„Manchmal gibt es eben Scheisstage“, sagen die Kommissare gleich selber zum Schluss.

Erwartungs-Barometer: 3,5
Die Note danach: 4,5
Besser als erwartet. Natürlich geht das Thema unter die Haut, aber die Story halt doch mit einigen Hängern und eben Ballauf...

Köln würde besser einfach einmal pro Jahr eine Franziska-Niveau-Folge raus lassen, anstatt nun gesellschaftskritisches Mittelmass ab Fliessband zu liefern.
Aber sehen wir doch diesen Tatort einfach als Musterbeispiel, als eine Art Schulfernsehen zum Thema „Die Schwierigkeiten und Tücken im Beruf des Schauspielers – Teil 1“. Ihr werdet staunen, was es da alles zu beobachten gibt.

0 = Ballaufen
6 = Bären


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