16. November 2014

Tatort: Vielleicht (Berlin)


Das Barometer also macht weiter, die Berliner Kommissare Ritter und Stark definitiv nicht. Sehr clever, vom Rundfunk Berlin-Brandenburg, die zwei Hauptdarsteller zu entlassen, da sie doch das einzig richtig Gute am Berliner Tatort waren. Tja. Eine grosse Folge zum Abschied wollte der RBB noch drehen und damit beim Publikum punkten. Aber da starke Ritter bekanntlich nichts für sentimentale Grütze übrig haben, kündigte eben dieser Ritter nach der letzten abgedrehten Folge fristlos und wird nun nicht mehr zu sehen sein. Ein wahrer Ritter halt. Recht hat er. Der Stark hingegen schwächelte und liess sich zu einer Solo-Abschiedsgala überreden. Hätte ja auch wirklich was werden können. Wird es aber nicht. Der Berliner Tatort um Ritter und Stark, bzw. jetzt nur noch um Stark, wird wahrscheinlich genau so enden, wie er angefangen hat und wie er immer war. Mit einer unendlichen Stadt im Rücken, mit einem unglaublichen Potential in der Hose, welches aber Mal für Mal von Drehbuchseite dilettantisch verpufft wurde.
Was hätte man nun zum Abschluss für eine geniale Geschichte machen können! Irgendwas Spezielles. Irgendwas Bleibendes. Irgendein richtig gutes Drehbuch. Eine Folge, welche der Einzigartigkeit dieser Stadt für einmal, zumindest annähernd, gerecht werden würde. Aber nein, man entschied sich für einen Hauch von Übermenschlichem und für eine Story, die mit der Stadt Berlin einmal mehr nur am Rande zu tun haben wird. Meine Fresse. Eine Frau sieht Morde voraus und Stark versucht der Sache auf den Grund zu gehen. Judihui.
Gut, etwas muss man den Berlinern lassen. Wenn schon die Geschichten nichts mit Berlin zu tun haben, dann dieses Mal zumindest der Titel. Feiner könnte man die Stadt und den Tatort mit einem Wort nicht beschreiben. „Vielleicht“.
Berlin ist ja quasi vielleicht. Lebt es sich in dieser Stadt? Liebt es sich in dieser Stadt? Lohnt es sich in dieser Stadt? Kriegt man Minze im Winter in dieser Stadt? Wird der Flughafen zu Ende gebaut in dieser Stadt? Macht es Sinn starke Ritter zu entlassen? Macht es Sinn für eine hochverschuldete Stadt, ein altes Stadtschloss wieder aufzubauen? Wird es irgendwann mal einen richtig guten Tatort aus Berlin geben? Sieht die Frau wirklich Morde bevor sie geschehen? Sieht sie gar, wie Kommissar Stark sterben wird? Gibt es solche Kräfte wirklich? Vielleicht, vielleicht, vielleicht. Geht mir Berlin wirklich immer noch so nahe? Vielleicht. Man weiss das alles nicht so genau. Sicher jedoch ist, „Vielleicht“ wird viele Fragen offen lassen, wird zum Nachdenken anregen. Und unter normalen Umständen kann das ja äusserst reizvoll sein, aber irgendwie habe ich mir von Berlin zum Abschied ihrer Ermittler einfach mal ein richtiges Statement erhofft. Einmal mehr wird mir jedoch klar, wie hoffnungslos naiv ich nach wie vor bin, wenn es um Berlin geht. Alles bleibt mystisch, sogar der Tatort.
Vielleicht wird es tatsächlich die beste Folge aus Berlin seit langem, aber vielleicht wird es auch einfach kein würdiges Ende für die Hälfte eines würdigen Teams. Nach all den Enttäuschungen, nach all den hundsmiserablen Drehbüchern aus Berlin, kann ich mir nämlich beim besten Willen nicht vorstellen, dass nun plötzlich ein geniales Script erarbeitet wurde, auch nicht zum Abschluss. Wenn ich ein Ritter wäre, ich hätte mich genauso aufs Pferdchen gesetzt um das unfertige Stadtschloss Hals über Kopf zu verlassen. Muss ja nicht immer alles zu Ende erzählt sein. Oder doch? Vielleicht.

Erwartungs-Barometer: 4,5

Ich mochte dieses Duo wirklich, und ich hoffe aus tiefem Herzen, dass mit ihrem bedauerlichen Abgang zumindest auch der ganze Drehbuch-Mief-Mob entsorgt werden wird, welcher uns die letzten Berliner Jahre kräftig versaut hat. Jetzt aber lasse ich es gut sein und wir können uns entspannt auf bisschen Toten-Hokuspokus einlassen, denn danach steht eine goldige Neuorientierung im traumhaften Berlin an! Ich bin mir absolut sicher, dass das neue Team durch die Decke gehen wird. Auch international. Vielleicht.

0 = Vielleicht Scheissenfels
6 = Vielleicht SGBAT Berlin

Die Note danach: 4,5
Vielleicht wäre der ganz gut gewesen, aber irgendwie geht da was nicht auf.
Trude hätte den Mörder von Lisa schon mal wahrnehmen müssen, bzw. vielleicht schon mal mit ihm gesprochen haben müssen, damit sie den Tod von Lisa voraussagen kann. Aber falls sie das hätte, wäre der Mann vor ihrer eigenen Türe dann nicht ein für sie komplett Fremder gewesen. Sie musste nicht wissen, dass es der Mörder ist, aber sie hätte ihn von irgendwo her kennen müssen. Oder mache ich da einen Denkfehler? Und warum eigentlich war ausgerechnet Trude sein nächstes Opfer? Diese verflucht unglaubwürdigen Tatort Zufälle sind dermassen überflüssig. Da sind sämtliche Träume von Trude realistischer...

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