14. März 2015

Tatort: Die Wiederkehr (Bremen)


Ich kann durchaus verstehen, dass einige Leser etwas verwundert auf die sehr gute „Note danach“ reagiert haben, mit welcher ich den Wiener Tatort beschmückt habe. Und so ganz rechtfertigen kann ich die 5.5 nicht. Vielleicht ist es einfach auch eine Art Wertschätzung für das bisherige Lebenswerk von Moritz und Bibi. Denn eben gerade weil die Geschichte ihre Hänger hatte, war es für mich umso faszinierender, wie mich die Österreicher bei der Stange halten konnten. Der Dialekt noch immer in meinen Ohren, die Freude noch immer im Herzen. In jeder einzelnen Dialog-Zeile aus Wien steckt mehr Humor drin, als in sämtlichen Münster, Saarbrücken und Weimar Tatorten zusammen. Und die schimpfen sich ja alle Komödien. Also vielleicht war die gute Note auch einfach für all die Glücksmomente, die uns Wien schon beschert hat. Aber ich gebe zu, so ganz rational lassen sich meine Reaktionen darauf nicht erklären. Aber das ist auch egal. Denn eigentlich sollte es genau so weiter gehen.
Bremen war einst eines meiner Lieblingskinder, weil so unaufgeregt, weil so unspektakulär gut. Auch schwierig erklärbar, aber immer irgendwie stimmig. Leider ist Bremen mittlerweile genau so dem Mittelmass verfallen, wie viele andere Städte auch. Lange hallte der Glanz des „Modernes“ nach, lange konnten wir alle von diesem einen grossen Auftritt zerren, aber halt doch nicht für immer. Irgendwann lebt es sich nicht mehr nur von früheren Erfolgen. Irgendwann müsste was Neues kommen. Irgendwann ist der Luigi halt kein grosser Hochseekapitän mehr, sondern einfach nur noch ein kleiner, schlechter Torhüter. Irgendwann zählt in Bremen auch ein Bundesligaspieler nicht mehr viel. Der Bremer Lack ist ab, wer weiss, ob es das „Modernes“ überhaupt noch gibt, wer weiss, was aus dem UHC Stadtmusikanten geworden ist, der Tatort aus Bremen jedenfalls ist irgendwie vorbei. Inga Lürsen interessiert mich nicht mehr. Auch dieser Fall nicht wirklich.

Vor 10 Jahren verschwand ein Mädchen. Ihr Vater wurde verdächtigt und erhängte sich in der Zelle. Fall geklärt. Heute nun, taucht das Mädchen wieder auf und alles scheint ganz anders. Oder doch nicht? Ein Familiendrama also. Ein Missbrauchsfall. Mädchen wird ermordet oder verkauft oder auch nicht. Plötzlich gibt es doch noch ein unglaubwürdiger Bösewicht, und überhaupt. Sicher eine emotionale Sache, eine sehr tragische Geschichte, aber dem Drehbuch traue ich nicht. Überrascht mich auch nicht, dass angeblich vier Leute dran gewerkelt haben. Klingt alles zu wirr, viel zu konstruiert, genau so wie Bremen leider in der letzten Zeit daher kommt. Sehr schade für dieses Team. Sehr schade für das „Modernes“.

Erwartungs-Barometer: 4

Vielleicht müssten wir einfach mal wieder hin und den Sönke besuchen, dann würde auch der Tatort wieder besser.

0 = Alle Torhüter von damals (bis auf Pauser).
6 = Alle Kapitäne und Feuerwehrmänner von damals.

Die Note danach: 4.25
Bis zum Auftauchen des lächerlichen Bösewichts und der lokalen Presse war der richtig gut. Ab da baute er leider kontinuierlich ab und wurde, trotz aller Tragik, irgendwie fast so abstrus wie erwartet. Wird irgendwie Zeit, dass das Barometer in Kreativurlaub fährt.


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