8. März 2015

Tatort: Grenzfall (Wien)


Noch einmal möchte ich mich bei all den geschätzten Lesern entschuldigen, die sich Woche für Woche auf mein seriös erarbeitetes Urteil verlassen. Unter dem Strich hab ich mich mit meiner Note wahrscheinlich noch nie so vertan, wie bei der letzten Folge aus Frankfurt. Tut mir wirklich leid. Mein eigener Anspruch an meine zuverlässigen Prognosen ist natürlich um einiges höher. Bei mehr als einer halben Note daneben, rollen auf der Barometerredaktion immer Köpfe, das ist mein Versprechen an den Kunden!

Diese Woche wird es wahrscheinlich etwas einfacher. Wien ist schon wieder zurück, und mit einer 5 liegt man bei Wien meistens ziemlich gut.
Auffallend: Immer wenn ich an Wien etwas kritisiere, machen sie genau dazu noch eine viel grössere Folge. Einfach um dem Baromter zu zeigen, wie nichtig es doch eigentlich ist. Danach, in der übernächsten Folge, kommen sie meinen Wünschen jedoch meistens doch noch nach. Das mag ich sehr. Wirklich sehr.
So habe ich das letzte Mal bemängelt, dass Bibi und Moritz doch eigentlich nun genug grosse kriminelle Organisationen zu Fall gebracht haben, und dass sie sich doch bitte einem völlig neuen Thema widmen sollen. Vielleicht auch mal wieder eine entschleunigte Folge auf dem Lande. Und genau darum mussten sie erst noch kurz mit Hilfe des Mossad das iranische Atomprogramm zur Strecke bringen, bevor sie nun doch Gehör für den Wunsch des Barometers finden!

Es ist ein Geschichts-Fall nach wahren Begebenheiten. 1968 verschwand ein junger Fischer an der österreich-tschechoslowakischen Grenze. Damals noch der Eiserne Vorhang, heute einfach nur noch das wunderschöne Waldviertel in Niederösterreich. Natürlich gibt es auch heute einen Mordfall und irgendwie haben beide Verbrechen miteinander zu tun.
Vor kurzem versuchte ja auch schon Konstanz einen früheren und einen heutigen Mordfall zu verbinden und scheiterte kläglicher als kläglichst daran. Das Skelett im Stadtkeller, angeblich aus Zeiten der Revolution, wirkte für mich eher wie ein Skelett in der Geisterbahn im Europapark, aus Zeiten meiner Jugend. Natürlich sprangen die in der Geschichte wesentlich weiter zurück, machten sich so die Aufgabe sicher etwas schwieriger, aber Österreich zeigt nun dem Bodensee, wie man so was richtig macht. Völlig egal zu welcher Zeit.

Erwartungs-Barometer: 5
(Im Gegensatz zu Frankfurt, riskiere ich heute eher wenig.)

Was ist es, das ich, das wir, am Tatort aus Österreich so innig liebe/n? Schwierig zu definieren. Natürlich sind es die Schauspieler, natürlich ist es der Wiener Schmäh, aber es ist eben noch viel mehr. Österreich beherrscht irgendwie die hohe Kunst äusserst dicht zu inszenieren und trotzdem zu entschleunigen. Das funktioniert immer wieder vorzüglich.
Und Österreich schreibt herrlich trocken-witzige Dialoge wie kein anderes Team. Und das Verrückte: Diese Punkte werden auf einem solch unglaublich hohen Niveau zelebriert, dass einem gar nicht mehr auffällt, dass die Story selber eigentlich kaum besser ist, als die aus Konstanz.

0 = Dialoge aus der Schweiz und aus einer Grenzstadt.
6 = Dialoge aus Österreich und an einem Grenzfluss.

Die Note danach: 5.5

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