26. März 2017

Tatort: Nachbarn (Köln)


Ich mache es ganz kurz.
Heutige Story: Vorstadtglückseligkeitsnachbarschaftsstreit
Barometer Wunsch: Einmal mehr – Nennenswerte Qualität, statt solide Quantität!

Das ist nun bereits die dritte Folge aus Köln in diesem Jahr. Ich hab schlicht nix mehr zu Bär und Schenk zu sagen.

Erwartungs-Barometer: 4

So lange sich der Tatort aus Köln nicht massiv verbessert (oder dramatisch verschlechtert), gibt es nichts mehr darüber zu berichten.

1 = Abgelöschte Tatorte
6 = Aufregende Tatorte

Die Note danach: 5
Ich muss zugeben, ziemlich unerwartet für mich, aber dieser Tatort hat mir irgendwie gefallen. Einfamilienhäusle-Horror, feine Charakterzeichnung und unaufgeregte Kommissare.
Tja, wenn du jeden Monat einen Tatort raushaust, ist halt irgendwann auch einfach mal ein guter dabei.

Und hier noch was für alle Städter, denen die Vorstadt-Beziehungen etwas zu komplex waren:












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19. März 2017

Tatort: Borowski und das dunkle Netz (Kiel)


Es ist an der Zeit euch die Wahrheit zu schreiben. Ich hatte bis heute nicht den Mut, euch davon zu erzählen, weil ihr mich mit Bestimmtheit für verrückt erklärt hättet. Aber über dem Tatort und dem Barometer herrscht eine Art Geist, welchem ich heillos ausgeliefert bin. Und erst diese Woche, dank dem neuen Tatort aus Kiel, habe ich endlich Antworten bekommen, auf all die Fragen, die ich seit langem hatte. So, nun ist es raus.
Aber erst einmal von vorne.
Seit jeher hatte ich das Gefühl, dass ich beim Schreiben des Barometers beobachtet werde. Irgendwie fühlte es sich immer so an, als ob mir eine Art Wesen über die Schulter schaut, mich kontrolliert und mich gegebenenfalls bestraft. Ich konnte zwar den Tatort kritisieren, so scharf ich wollte, so lange ich bei den Fakten blieb, meldete sich keiner. Aber sobald ich auch nur eine kleine Unwahrheit in die Tasten haute oder mich selber versucht habe zu belügen, bestrafte mich dieses ominöse Phantom postwendend. Clever und ganz perfide. Ob das nun mit einem Saarbrückener Tatort oder gar mit körperlichen Schmerzen war, irgendetwas Fieses liess es sich immer einfallen. Und obwohl ich mittlerweile überzeugt war, dass da ein Gespenst rumgeistert, konnte ich seine Anwesenheit nicht erklären, geschweige denn belegen. Ich wusste nur, dass ich auch bei Hasstiraden ehrlich bleiben musste, dann hatte ich meine Ruhe.
Als ich nun letzten Sonntag den Satz „Das Barometer muss aufpassen, dass es Stadt und Tatort nicht zu sehr vermischt“ beendet hatte, haute es mir einen Zwick in den Rücken, dass ich kaum noch aufstehen konnte. Der Tatort-Geist liess es mich sofort spüren, dass ich in diesem Moment einen völligen Quatsch geschrieben hatte. Tatort und Stadt lassen sich in einem Barometer natürlich kaum auseinander halten. Alles ist irgendwie verbunden. Alles kommt irgendwie zusammen.
Und je mehr ich mich diese Woche damit beschäftigt habe, desto klarer wurde mir die Absicht dieses Geistes. So gemein er auch ist, er hat dieselbe Motivation wie ich. Er will einfach nur guten Tatort. Und wie von einem Blitz getroffen kapierte ich, dass am Ende das Barometer eine viel grössere Verantwortung hat, als ich je dachte. Welch Schrecksekunde. Das Barometer ist mitschuldig an den teils miserablen Tatorten. Es sind oft Bestrafungen meines Geistes. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen, dass der unerklärbare Absturz des Kieler Tatorts in jüngster Zeit einzig und allein mein Fehler ist.
Was hat uns Kiel über die Jahre für unfassbar viel Freude bereitet. Natürlich hat das Barometer diese enorme Qualität der Kieler Drehbücher immer wieder bis zum Exzess gefeiert, aber ich habe dabei die Stadt vergessen. Ich habe viel zu sehr getrennt und habe im Barometer schlicht nie an die Stadt Kiel gedacht. Es tut mir so leid. Lange, viel zu lange, liess mir diese Spukgestalt das durchgehen, aber irgendwann hatte sie die Schnauze voll. So viel guten Tatort aus einer Stadt, und ich undankbarer Sauhund habe dieses Kiel im richtigen Leben noch nie besucht. Welch elende Ignoranz! Es ist die einzige Tatort-Stadt, die das Barometer noch nie vor Ort gesehen hat. Wenn ich ganz ehrlich bin, da wäre ich auch sauer. Stinkesauer.
Nur so also ist zu erklären, dass die Kieler Aussetzer hatten, die man so noch nie von ihnen gesehen hat. Der Geist hat das Spiel umgedreht. Warum auch sollte sich irgendjemand anstrengen um dem Barometer tolles Fernsehen zu liefern, wenn es zwar Saarbrücken und Ludwigshafen gesehen hat, aber noch nie in Kiel war! Ja, warum? Es tut mir wirklich unendlich leid. Für euch alle.
Und nun kommt die eigentliche Wendung, quasi der endgültige Beweis, dass es dieses Wesen wirklich gibt. Noch bevor ich diese Woche nämlich all das rausgefunden habe, hatte ich mich entschieden, dass ich im 2017 endlich mal Kiel besuchen werde. Ich wollte ja schon lange mal hin, es hat sich aber bisher nie ergeben. Nun aber hat sich das Barometer entschieden, das endlich nachzuholen, und siehe da...
Die guten Kritiken zu diesem neuen Tatort aus Kiel überschlagen sich. Teilweise ist gar von einem Meisterwerk die Rede! Unfassbar gutes Fernsehen sollen wir zu sehen kriegen.
Soweit würde ich jetzt definitiv nicht gehen. Ich war ja noch nicht wirklich in der Stadt, und ich glaube nicht, dass sich der hässliche Geist alleine durch die Ankündigung meines Trips gleich so beschwichtigen lässt, dass er uns nun mit einem Meisterwerk belohnen würde. Nein, das glaube ich nicht. Aber, und das ist ein Fakt, der Geist scheint zufrieden mit meinen Plänen und zieht sich vorerst zurück. Mein Rücken ist wieder okay und der Kieler Tatort ist zurück auf dem Podest.
Diese Folge klingt wirklich vielversprechend. Irgendwas zwischen Cyber-Krimi und Freakshow, angereichert mit Comic-Einlagen soll es werden. Borowski scheint für uns wieder volles Risiko zu gehen. Das gefällt, das macht Mut.
Dummerweise habe ich den Trailer gesehen, inklusive Auftritt eines miserablen IT-Nerds*. Bei solchen Figuren schrillen bei mir bekanntlich sämtliche „Nicolas-Cage-Overacting-Terror-Alarmglocken“. Sehr ambivalent. Und auch sonst erwarte ich eine Geschichte am Rande des Abgrundes. Könnte jeden Moment kippen.
Aber wirklich Negatives getraue ich mich im Moment nicht zu prophezeien. Zu gross ist die Gefahr, dass mein Geist damit nicht einverstanden sein könnte. Geniessen wir also diesen einen geisterfreien Sonntag. So wie ich das Barometer kenne, wird es ihn noch früh genug zurückrufen.

Erwartungs-Barometer: 5 (+/-)

Zweifelsohne wird das eine spezielle Folge. Eine, die durch die Decke oder durch den Keller gehen kann. Das liebe ich.
Zudem ist dieser Tatort sowohl für Kiel wie auch für mich eine Art Schlüsselmoment. Für Kiel und Borowski ist es äusserst wichtig uns zu zeigen, dass die kurzen Aussetzer nichts mit ihnen zu tun hatten, und dass der Kieler Tatort nach wie vor top ist und für mich könnte diese Folge nun endgültig beweisen, dass es den von mir seit langem vermuteten Tatort-Barometer-Geist wirklich gibt. Uuhaahahahahahahahaha.

1 = Geister, die sich fügen.
6 = Geister, die mich rügen.

Die Note danach: Allerhöchstens eine 4.5, eigentlich eher tiefer...
Mut zum Risiko in Ehren, aber das war jetzt wirklich nix. Eher ein Cyberkrimi für Leute, die noch nie was mit dem Internet zu tun hatten. Und teilweise auch wirklich mies gespielt/besetzt. Vielleicht ist Kiel tatsächlich einfach schlechter geworden, und ich muss mir schweren Herzens eingestehen, dass ich mir diesen Geist eventuell doch nur eingeredet habe.


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12. März 2017

Tatort: Nachtsicht (Bremen)


Ich muss immer mal wieder aufpassen, dass ich in meinem ambivalenten Schreibwahn meine persönlichen Befindlichkeiten zu einer Stadt nicht zu sehr mit denen zum jeweiligen Tatort vermische. Natürlich soll der Tatort mit der Stadt zu tun haben, Vergleiche bieten sich an, aber als Kritiker sollte ich auch strikt trennen können, wenn es einer Trennung bedarf.  
Die Stadt Bremen hat uns bekanntlich sehr viel Freude geschenkt, eigentlich nur Positives. Mit dem Tatort hingegen sieht es etwas anders aus. Seit genau 20 Jahren ermittelt Kommissarin Inga Lürsen nun, und die Qualität ihrer Fälle gleicht einer Achterbahnfahrt auf dem Bremer Freimarkt.
Während ich zu Anfangszeiten des Barometers den Tatort aus Bremen als eine Art Geheimtipp angepriesen habe, wurde er mit der Zeit immer uninspirierter und endete zwischenzeitlich gar in der „Ungenügendigkeit“. Glücklicherweise hat er sich irgendwann gefangen und ungefähr im Mittelfeld bei einer 4.5 eingependelt.
Ob das jedoch ist, weil Bremen tatsächlich wieder etwas besser wurde, oder weil der Durchschnitt der andern Tatort-Teams dramatisch sinkt, kann ich nicht so genau beurteilen.
Nun aber kommt aus Bremen diese Jubiläumsfolge, und die könnte es in sich haben! Ein Irrer überfährt im Dunkeln mit seinem schwarzen Auto scheinbar wahllos Leute. Was zweifelsohne zu einer billigen Freakshow werden könnte, soll viel eher als eine bittere Familientragödie erzählt werden. Mal grausam, mal zärtlich - und verstörend intensiv, ist zu lesen. Huuuch, es scheint als ob wir endlich mal wieder einen richtigen Schauspieler-Tatort zu sehen kriegen werden. Das wäre natürlich ganz im Sinne des Barometers. Optimismus ist also angesagt.

Erwartungs-Barometer: 5+

Während die Stadt uns nie im Stich gelassen hat, haben wir den Tatort aus Bremen zwischenzeitlich komplett verloren. Jetzt, zum Jubiläum jedoch scheint man sich wieder auf die guten alten Geheimtipp-Zeiten zu besinnen. Vielleicht wird auch einfach eine Art Endspurt eingeläutet.
Kürzlich wurde bekannt, dass 2019 Schluss sein wird mit diesem Team. Wir befinden uns also tatsächlich auf der Zielgeraden. Und das scheint den Tatort aus Bremen zu beflügeln. Noch vier Folgen folgen dieser, und sollte die Qualität sich tatsächlich wieder eklatant erhöhen, könnte es durchaus vorkommen, dass sich in meinem ambivalenten Schreibwahn Stadt und Tatort Bremen zukünftig halt doch wieder vermehrt vermengen.

1 = Wirres Geschreibsel
6 = Die Stadt Bremen. Vielen Dank, lieber Sönke.

Die Note danach: 5.125
(Schauspiel TOP, bis auf die junge Kommissarin...)


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5. März 2017

Tatort: Kriegssplitter (Luzern)


Oft im Leben fliegen einem genau diese Dinge zu, die man absolut nicht gesucht hätte.
Seit Jahren befindet sich das Barometer auf der Suche nach dem perfekten Tatort oder zumindest nach richtig guten Folgen, und was findet es? Den schlechtesten Tatort aller Zeiten.
Oder vielleicht war es auch der zweitschlechteste. Glaub die erste Gummistiefel-Folge aus Saarbrücken war noch etwas schlechter. Weiss ich aber nicht mehr so genau. Das menschliche Gehirn funktioniert ja bei ganz schlimmen Erlebnissen mit einem Schutzmechanismus, der einen vergessen lässt.
Wie auch immer.
Suchen würde ich die Freude über die Freude an guten Tatorten, finden tue ich ein an Selbstherrlichkeit kaum zu überbietendes Gewichse eines grenzdebilen Filmemachers und seinem Gefolge. Ein Affront gegenüber jedem seriösen Fernsehzuschauer. Es zeigt leider, in welch eigener Welt sich Entscheidungsträger öffentlich-rechtlicher Sender teilweise befinden. Dermassen am Publikum vorbei und am Ende ist man gar noch stolz darauf. Ob ihr es glaubt oder nicht, die nächste improvisierte Folge aus Ludwigshafen (Waldlust, voraussichtlich 2018) ist bereits abgedreht!
Was jedoch niemand von ihnen zu interessieren scheint: Unter dem Strich verlieren dabei alle. Die Filmemacher, die Sender, die Schauspieler und natürlich wir Tatort-Fans.
Obwohl, einen Gewinner in dieser himmeltraurigen Geschichte scheint es doch zu geben. Der Tatort aus Luzern!
Während ich mich nämlich immer wieder über den Sendeplatz des Schweizer Tatorts beschwert habe, kriegen sie in dieser Saison nun den best-nur-erdenklichen Termin.
Eine Woche nach dem Jahrhundertdesaster, eine Woche nach dieser Donnerfaust in unser aller Magengruben, kann der Flücki nun machen was immer er will, er wird gewinnen. Die Leute werden dermassen froh sein, zumindest annähern so etwas wie einen professionellen Film zu sehen, dass eine jede und ein jeder jubilieren und frohlocken werden wird. Die Schweiz rettet nun also für ganz Deutschland den Tatort, ohne wirklich etwas dazu beitragen zu müssen. Ziemlich geile Ausgangslage. Egal was du bringst, es wird als Geniestreich wahrgenommen werden.
In dieser Folge geht es um den Tschetschenien Krieg, der selbst heute noch bis nach Luzern reicht. Ein actionreicher Polit-Thriller soll es werden. Zufälligerweise weilt Kommissar Flückiger mit seinem mysteriösen Gschpusi in einem internationalen Hotel, und zufälligerweise fliegt genau dann ein Mann vor seinem Balkon durch, als er auf eben diesem steht. Unter normalen Umständen würde ich mich fragen, ob sich die Schweizis mit einer solchen Weite-Welt-Geschichte nicht etwas übernehmen, aber an diesem Wochenende bin ich mir 100% sicher, dass das eine Tiptop-Folge werden wird.

Erwartungs-Barometer: 5 (...dank dem verhängten „Tatort 1 nach Babbeldasch“-Ausnahmezustand)

Froh nach Ludwigshafen überhaupt noch sehen zu können und einigermassen bei Verstand zu sein, ist völlig egal was kommen wird. Das Barometer wird diesen Tatort lieben und lobpreisen.
Luzern wird meine Erwartungen brillant erfüllen. Sie müssen ja nur ein bisschen was richtig machen und schon sind sie grandios. Zumindest für diesen Sonntag.

1 = Ist immer noch besser als Ludwigshafen.
6 = Jeder Tatort, der letzten Sonntag um 21.45 Uhr noch ausgestrahlt worden wäre.

Die Note danach: 4.5
Schade sind die Drehbuchautoren in der Schweiz nicht auf dem Niveau von Schauspieler Joel Basman.
Allzulange hielt der After-Ludwigshafen Effekt dann leider doch nicht. Etwas zu behäbig und etwas gar konstruierte Auflösung. Luzern scheint wieder etwas weiter vom grossen Wurf entfernt zu sein als auch schon. Klar, der Tatort war okay, um Welten besser, als die Grütze vor einer Woche, aber ich glaub auch diese Folge wird unsere Nachbarn nicht wirklich von Luzern überzeugen können.
Ich habe dazu einen Kommentar gelesen. Und irgendwie hat das was. So wirklich erklärbar ist es nicht. Es ist halt einfach so.





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(Und so improvisieren echte Schauspieler...)