Es ist an der Zeit euch die Wahrheit zu schreiben. Ich
hatte bis heute nicht den Mut, euch davon zu erzählen, weil ihr mich mit Bestimmtheit für
verrückt erklärt hättet. Aber über dem Tatort und dem Barometer herrscht eine
Art Geist, welchem ich heillos ausgeliefert bin. Und erst diese Woche, dank dem
neuen Tatort aus Kiel, habe ich endlich Antworten bekommen, auf all die Fragen,
die ich seit langem hatte. So, nun ist es raus. 
Aber erst einmal von vorne. 
Seit jeher hatte ich das Gefühl, dass ich beim Schreiben des
Barometers beobachtet werde. Irgendwie fühlte es sich immer so an, als ob mir
eine Art Wesen über die Schulter schaut, mich kontrolliert und mich
gegebenenfalls bestraft. Ich konnte zwar den Tatort kritisieren, so scharf ich
wollte, so lange ich bei den Fakten blieb, meldete sich keiner. Aber sobald ich
auch nur eine kleine Unwahrheit in die Tasten haute oder mich selber versucht
habe zu belügen, bestrafte mich dieses ominöse Phantom postwendend. Clever und
ganz perfide. Ob das nun mit einem Saarbrückener Tatort oder gar mit
körperlichen Schmerzen war, irgendetwas Fieses liess es sich immer einfallen.
Und obwohl ich mittlerweile überzeugt war, dass da ein Gespenst rumgeistert,
konnte ich seine Anwesenheit nicht erklären, geschweige denn belegen. Ich
wusste nur, dass ich auch bei Hasstiraden ehrlich bleiben musste, dann hatte
ich meine Ruhe. 
Als ich nun letzten Sonntag den Satz „Das Barometer muss
aufpassen, dass es Stadt und Tatort nicht zu sehr vermischt“ beendet hatte,
haute es mir einen Zwick in den Rücken, dass ich kaum noch aufstehen konnte.
Der Tatort-Geist liess es mich sofort spüren, dass ich in diesem Moment einen
völligen Quatsch geschrieben hatte. Tatort und Stadt lassen sich in einem
Barometer natürlich kaum auseinander halten. Alles ist irgendwie verbunden.
Alles kommt irgendwie zusammen. 
Und je mehr ich mich diese Woche damit beschäftigt habe, desto
klarer wurde mir die Absicht dieses Geistes. So gemein er auch ist, er hat dieselbe Motivation wie ich. Er
will einfach nur guten Tatort. Und wie von einem Blitz getroffen kapierte ich,
dass am Ende das Barometer eine viel grössere Verantwortung hat, als ich je
dachte. Welch Schrecksekunde. Das Barometer ist mitschuldig an den teils
miserablen Tatorten. Es sind oft Bestrafungen meines Geistes. Wie Schuppen fiel
es mir von den Augen, dass der unerklärbare Absturz des Kieler Tatorts in
jüngster Zeit einzig und allein mein Fehler ist.
Was hat uns Kiel über die Jahre für unfassbar viel Freude
bereitet. Natürlich hat das Barometer diese enorme Qualität der Kieler
Drehbücher immer wieder bis zum Exzess gefeiert, aber ich habe dabei die Stadt
vergessen. Ich habe viel zu sehr getrennt und habe im Barometer schlicht nie an
die Stadt Kiel gedacht. Es tut mir so leid. Lange, viel zu lange, liess mir
diese Spukgestalt das durchgehen, aber irgendwann hatte sie die Schnauze voll.
So viel guten Tatort aus einer Stadt, und ich undankbarer Sauhund habe dieses
Kiel im richtigen Leben noch nie besucht. Welch elende Ignoranz! Es ist die
einzige Tatort-Stadt, die das Barometer noch nie vor Ort gesehen hat. Wenn ich
ganz ehrlich bin, da wäre ich auch sauer. Stinkesauer. 
Nur so also ist zu erklären, dass die Kieler Aussetzer hatten,
die man so noch nie von ihnen gesehen hat. Der Geist hat das Spiel umgedreht.
Warum auch sollte sich irgendjemand anstrengen um dem Barometer tolles Fernsehen
zu liefern, wenn es zwar Saarbrücken und Ludwigshafen gesehen hat, aber noch
nie in Kiel war! Ja, warum? Es tut mir wirklich unendlich leid. Für euch alle. 
Und nun kommt die eigentliche Wendung, quasi der endgültige
Beweis, dass es dieses Wesen wirklich gibt. Noch bevor ich diese Woche nämlich
all das rausgefunden habe, hatte ich mich entschieden, dass ich im 2017 endlich
mal Kiel besuchen werde. Ich wollte ja schon lange mal hin, es hat sich aber
bisher nie ergeben. Nun aber hat sich das Barometer entschieden, das endlich
nachzuholen, und siehe da...
Die guten Kritiken zu diesem neuen Tatort aus Kiel überschlagen sich.
Teilweise ist gar von einem Meisterwerk die Rede! Unfassbar gutes Fernsehen
sollen wir zu sehen kriegen.
Soweit würde ich jetzt definitiv nicht gehen. Ich war ja noch
nicht wirklich in der Stadt, und ich glaube nicht, dass sich der hässliche
Geist alleine durch die Ankündigung meines Trips gleich so beschwichtigen
lässt, dass er uns nun mit einem Meisterwerk belohnen würde. Nein, das glaube
ich nicht. Aber, und das ist ein Fakt, der Geist scheint zufrieden mit meinen
Plänen und zieht sich vorerst zurück. Mein Rücken ist wieder okay und der
Kieler Tatort ist zurück auf dem Podest.
Diese Folge klingt wirklich vielversprechend. Irgendwas zwischen
Cyber-Krimi und Freakshow, angereichert mit Comic-Einlagen soll es werden.
Borowski scheint für uns wieder volles Risiko zu gehen. Das gefällt, das
macht Mut. 
Dummerweise habe ich den Trailer gesehen, inklusive Auftritt
eines miserablen IT-Nerds*. Bei solchen Figuren schrillen bei mir bekanntlich
sämtliche „Nicolas-Cage-Overacting-Terror-Alarmglocken“. Sehr ambivalent. Und
auch sonst erwarte ich eine Geschichte am Rande des Abgrundes. Könnte jeden
Moment kippen.
Aber wirklich Negatives getraue ich mich im Moment nicht zu
prophezeien. Zu gross ist die Gefahr, dass mein Geist damit nicht einverstanden
sein könnte. Geniessen wir also diesen einen geisterfreien Sonntag. So wie ich
das Barometer kenne, wird es ihn noch früh genug zurückrufen.
Erwartungs-Barometer: 5 (+/-)
Zweifelsohne wird das
eine spezielle Folge. Eine, die durch die Decke oder durch den Keller gehen
kann. Das liebe ich. 
Zudem ist dieser
Tatort sowohl für Kiel wie auch für mich eine Art Schlüsselmoment. Für Kiel und
Borowski ist es äusserst wichtig uns zu zeigen, dass die kurzen Aussetzer
nichts mit ihnen zu tun hatten, und dass der Kieler Tatort nach wie vor top ist
und für mich könnte diese Folge nun endgültig beweisen, dass es den von mir
seit langem vermuteten Tatort-Barometer-Geist wirklich gibt. Uuhaahahahahahahahaha.
1 = Geister, die sich fügen.
6 = Geister, die mich rügen.
Die Note danach: Allerhöchstens eine 4.5, eigentlich eher tiefer...
Mut zum Risiko in Ehren, aber das war jetzt wirklich nix. Eher ein Cyberkrimi für Leute, die noch nie was mit dem Internet zu tun hatten. Und teilweise auch wirklich mies gespielt/besetzt. Vielleicht ist Kiel tatsächlich einfach schlechter geworden, und ich muss mir schweren Herzens eingestehen, dass ich mir diesen Geist eventuell doch nur eingeredet habe.
Mut zum Risiko in Ehren, aber das war jetzt wirklich nix. Eher ein Cyberkrimi für Leute, die noch nie was mit dem Internet zu tun hatten. Und teilweise auch wirklich mies gespielt/besetzt. Vielleicht ist Kiel tatsächlich einfach schlechter geworden, und ich muss mir schweren Herzens eingestehen, dass ich mir diesen Geist eventuell doch nur eingeredet habe.
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