5. März 2017

Tatort: Kriegssplitter (Luzern)


Oft im Leben fliegen einem genau diese Dinge zu, die man absolut nicht gesucht hätte.
Seit Jahren befindet sich das Barometer auf der Suche nach dem perfekten Tatort oder zumindest nach richtig guten Folgen, und was findet es? Den schlechtesten Tatort aller Zeiten.
Oder vielleicht war es auch der zweitschlechteste. Glaub die erste Gummistiefel-Folge aus Saarbrücken war noch etwas schlechter. Weiss ich aber nicht mehr so genau. Das menschliche Gehirn funktioniert ja bei ganz schlimmen Erlebnissen mit einem Schutzmechanismus, der einen vergessen lässt.
Wie auch immer.
Suchen würde ich die Freude über die Freude an guten Tatorten, finden tue ich ein an Selbstherrlichkeit kaum zu überbietendes Gewichse eines grenzdebilen Filmemachers und seinem Gefolge. Ein Affront gegenüber jedem seriösen Fernsehzuschauer. Es zeigt leider, in welch eigener Welt sich Entscheidungsträger öffentlich-rechtlicher Sender teilweise befinden. Dermassen am Publikum vorbei und am Ende ist man gar noch stolz darauf. Ob ihr es glaubt oder nicht, die nächste improvisierte Folge aus Ludwigshafen (Waldlust, voraussichtlich 2018) ist bereits abgedreht!
Was jedoch niemand von ihnen zu interessieren scheint: Unter dem Strich verlieren dabei alle. Die Filmemacher, die Sender, die Schauspieler und natürlich wir Tatort-Fans.
Obwohl, einen Gewinner in dieser himmeltraurigen Geschichte scheint es doch zu geben. Der Tatort aus Luzern!
Während ich mich nämlich immer wieder über den Sendeplatz des Schweizer Tatorts beschwert habe, kriegen sie in dieser Saison nun den best-nur-erdenklichen Termin.
Eine Woche nach dem Jahrhundertdesaster, eine Woche nach dieser Donnerfaust in unser aller Magengruben, kann der Flücki nun machen was immer er will, er wird gewinnen. Die Leute werden dermassen froh sein, zumindest annähern so etwas wie einen professionellen Film zu sehen, dass eine jede und ein jeder jubilieren und frohlocken werden wird. Die Schweiz rettet nun also für ganz Deutschland den Tatort, ohne wirklich etwas dazu beitragen zu müssen. Ziemlich geile Ausgangslage. Egal was du bringst, es wird als Geniestreich wahrgenommen werden.
In dieser Folge geht es um den Tschetschenien Krieg, der selbst heute noch bis nach Luzern reicht. Ein actionreicher Polit-Thriller soll es werden. Zufälligerweise weilt Kommissar Flückiger mit seinem mysteriösen Gschpusi in einem internationalen Hotel, und zufälligerweise fliegt genau dann ein Mann vor seinem Balkon durch, als er auf eben diesem steht. Unter normalen Umständen würde ich mich fragen, ob sich die Schweizis mit einer solchen Weite-Welt-Geschichte nicht etwas übernehmen, aber an diesem Wochenende bin ich mir 100% sicher, dass das eine Tiptop-Folge werden wird.

Erwartungs-Barometer: 5 (...dank dem verhängten „Tatort 1 nach Babbeldasch“-Ausnahmezustand)

Froh nach Ludwigshafen überhaupt noch sehen zu können und einigermassen bei Verstand zu sein, ist völlig egal was kommen wird. Das Barometer wird diesen Tatort lieben und lobpreisen.
Luzern wird meine Erwartungen brillant erfüllen. Sie müssen ja nur ein bisschen was richtig machen und schon sind sie grandios. Zumindest für diesen Sonntag.

1 = Ist immer noch besser als Ludwigshafen.
6 = Jeder Tatort, der letzten Sonntag um 21.45 Uhr noch ausgestrahlt worden wäre.

Die Note danach: 4.5
Schade sind die Drehbuchautoren in der Schweiz nicht auf dem Niveau von Schauspieler Joel Basman.
Allzulange hielt der After-Ludwigshafen Effekt dann leider doch nicht. Etwas zu behäbig und etwas gar konstruierte Auflösung. Luzern scheint wieder etwas weiter vom grossen Wurf entfernt zu sein als auch schon. Klar, der Tatort war okay, um Welten besser, als die Grütze vor einer Woche, aber ich glaub auch diese Folge wird unsere Nachbarn nicht wirklich von Luzern überzeugen können.
Ich habe dazu einen Kommentar gelesen. Und irgendwie hat das was. So wirklich erklärbar ist es nicht. Es ist halt einfach so.





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(Und so improvisieren echte Schauspieler...)





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