30. April 2017

Tatort: Der Tod ist unser ganzes Leben (München)


Und weiter geht es mit entspannten Sonntagen!
Genau wie bei Wien, kann man auch bei München davon ausgehen, dass sich der Tatort auf einem Fünfer-Niveau bewegen wird. Genau wie bei Wien, sind es auch hier die Schauspieler, die Dialoge, der Schalk und diese unglaubliche Qualität, mit welcher Filme gemacht werden. Aber genau wie in Wien, waren es auch in München, die nicht auf demselben Level agierenden Geschichten, welche uns in den letzten Jahren einen richtigen Knaller verwehrt haben. Sowohl Wien wie auch München bewegen sich zwar relativ konstant auf einer Fünf, für die ganz seltenen Ausreisser nach weiter oben, sorgten aber eher andere.
Das Barometer kann also genauso gelöst vor die Glotze, wie vor einer Woche, aber mehr als gut wird es auch in Bayern nicht werden. Zumindest noch nicht. Denn München wird uns die nächsten Wochen quasi mit Dauerkrimi überfluten!
Nach diesem Tatort folgen zwei „Polizeiruf 110“-Folgen, eine davon aus München, und danach steht bereits der nächste Tatort aus München an. Warum das so ist, kann ich beim besten Willen nicht beantworten. Völlig absurd. Aber, und das sei hier eigenlobend erwähnt, das Barometer zweifelt seit Jahren an der Grundintelligenz der ARDschen Programmplaner.
Obwohl, uns kann es eigentlich egal sein. Es gibt definitiv Schlimmeres, als die Gewissheit, dass wir die nächsten Wochenenden allesamt relaxt angehen können.
Und für das Barometer ist es eine Möglichkeit endlich mal den vielen Polizeiruf 110-Fans ein klitzekleines bisschen gerecht zu werden. Ich höre immer wieder, dass der Polizeiruf eigentlich der bessere Tatort sei, und genau das wird sich mit München nun wahrscheinlich bestätigen. Während ich nämlich von den beiden Münchener Tatorten (nicht ganz überraschenderweise) eine 5 erwarte, könnte es durchaus sein, dass sich der Polizeiruf in einer Woche auf eine 5.5 hochschrauben wird. Der klingt wirklich vielversprechend.
Aber soweit sind wir noch nicht, und eigentlich schreibe ich ja auch über den Tatort, und nicht über den Polizeiruf.
Rückblende: Im Oktober 2016 liess uns eine Folge aus München ohne Auflösung zurück. Ein Mann wurde damals grundlos von einem angeblichen Penner niedergestochen. Man erwischte zwar den Täter eines zweiten Mordes, nicht aber den eigentlichen Messerstecher. Und nun geht die Geschichte weiter. Ein deftiger Fall soll es werden. Mit gescheitertem Gefangenentransport und Fehlern bei der Polizei. Batic und Leitmayer kommen an ihre Grenzen, zweifeln gar an ihrer Freundschaft. Klingt alles wieder sehr vielversprechend, und trotzdem glaube ich, dass es auch dieses Mal nicht über „einfach nur gut“ hinausreichen wird. In dieser Fortsetzung soll der Täter schnell gefasst sein, aber wie so oft klingt dieser ein bisschen nach Mega-US-Hollywood-Psychopath à la Se7en. Wahrscheinlich nur wegen seiner frühen Festnahme ohne Psycho-Fotowand im Keller. Diese Zeichnung des Bösewichtes wäre für mich dann wieder unter aller Sau. Aber warten wir mal ab. Entspannt bin ich so oder so.

Erwartungs-Barometer: 5

München. Wie immer souveräne Qualität und grandiose Schauspieler. Wer aber endlich auch mal wieder das gewisse Etwas, dieses Fünklein über „einfach nur gut“ sehen möchte, muss wahrscheinlich eher nächsten Sonntag beim Polizeiruf 110 einschalten. Da stehen die Chancen auf eine 5.5 höher.

1 = Los Wochos
6 = Die bayrischen Wochen

Die Note danach Tatort - 30. April 2017: 5+
Fast hätte das Barometer für die 5.5 nicht auf nächsten Sonntag warten müssen. Bis kurz vor Schluss fand ich diesen Tatort wirklich grandios! Aber die Auflösung war mir dann doch viel zu konstruiert. Erst macht der Mörder einen auf Kevin Spacey und danach kommt raus, dass der Batic nicht abgedrückt hat. Aber ich glaub nach so deftigen Falschaussagen und Irreführungen, würde er keinen Tag mehr für die Polizei arbeiten. Wie also soll der Tatort von München bereits in 3 Wochen weitergehen? Sehr schade. Fand diesen Tatort lange wirklich überragend.

Die Note danach Polizeiruf 110 - 07. Mai 2017: 4
Und das soll besser sein als Tatort? Zwischenzeitlich vielleicht ganz okay, aber am Ende übereutern die Autoren noch 10mal mehr als bei jedem Tatort. Absurd, die guten Rezensionen. 
Kaum wird es ein bisschen moralisch, getrauen sich die Kritiker nicht mehr zu schreiben, was das für ein Chabis ist.


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23. April 2017

Tatort: Wehrlos (Wien)


Kennt ihr sie, diese völlig unbeschwerten Tage? Diese Tage an welchen man morgens aufwacht, und weiss, dass man völlig entspannt aufstehen kann. Alles ist erledigt, alles geklärt, es werden an diesem Tag nur Dinge kommen, die einem Freude bereiten. Man muss sich absolut keine unnötigen Gedanken machen. Das Leben ist einfach nur gut.
Genauso geht es mir mit dem Wiener Tatort!
So entspannt kann das Barometer den Sonntag selten angehen. Dialoge, Schauspieler, Wiener Schmäh, praktisch alles immer auf allerhöchstem Niveau. Und somit wird uns das einzige Problem der Österreicher einmal mehr kaum interessieren.
Ich meine damit die äusserst konstruierten Geschichten. Die sind teilweise schon hart an der Grenze. Gerade die letzte Folge, in welcher der Freund des Kommissars Tochter gar in eine Terrorgeschichte involviert zu sein schien, war eigentlich nur dank dem brillanten österreichischen Team ertragbar. Aber das musst du erst einmal hinkriegen. Schlechte Geschichten sehenswert umsetzen!
Dieses Mal wird intern ermittelt, das Opfer ist ein Polizeischulleiter. Bibi heuert undercover beim Institut an und wird mit purem Sexismus, mit Mobbing und mit tiefen Abgründen konfrontiert. Zudem muss sie auch noch den Moritz mit neuem Gschpusi ertragen. Was in jeder andern Stadt im totalen Fiasko enden würde, wird in Wien einmal mehr eine geschmeidige Kiste. Bibi, Moritz und alle andern werden sich im breitesten Wiener Dialekt durch diesen Tatort streiten und während halb Deutschland entnervt ausschalten wird, weil die Zuschauer das weder ertragen noch verstehen, wird es für das Barometer, wie erwähnt, eine äusserst entspannte Angelegenheit.

Erwartungs-Barometer: 5

Völlig unbeschwert verspreche ich euch eine Barometer-Fünf und hoffe insgeheim, dass Wien vielleicht gar mal wieder drüber liegen könnte. Wäre grandios, aber dafür scheint auch diese Story etwas zu konstruiert.

1 = Konstruierte Entspannung
6 = Entspannte Konstruktion

Die Note danach: 5
Und wieder argest konstruiert. Der Moritz weiss noch nicht einmal, dass der Sohn von seinem Polizisten-Freund gestorben ist. Und dass ich mich sogar in einem Wiener Tatort mal fremdschämen muss, hätte ich nun wirklich nicht erwartet. Aber während der kurzen Disco-Szene musste ich mich abdrehen, so übel war die.
Aber eben, bei Bibi und Moritz spielt das alles keine Rolle. Zu tief sind die Abgründe, zu gut sind die Zwei, zu brillant ist die Seele vom Wiener Tatort!


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16. April 2017

Tatort: Sturm (Dortmund)


Nun kommt er also doch noch. Der angeblich so realistisch-brutale Terroristen-Tatort aus Dortmund, welcher Anfang 2017 wegen dem Anschlag in Berlin verschoben wurde.
Obwohl ja auch in der letzten Zeit Ähnliches passiert ist, wird er jetzt trotzdem ausgestrahlt. So wie die Welt momentan tickt, könnte man ihn ansonsten wahrscheinlich gar nie mehr zeigen.
Ausgerechnet in Dortmund selber gab es diese Woche auch einen Anschlag. Ganz böse Zungen behaupten ja, dass das mittlerweile aufgetauchte vierte Bekennerschreiben von ein paar frustrierten Tatort-Fans kam, welche einfach die Ausstrahlung erneut rauszögern wollten. Was völlig absurd wäre, da als Ersatz ja jeweils Saarbrücken oder so herhalten muss. Zum guten Glück also blieb die Katastrophe beim BVB grösstenteils aus. Natürlich in erster Linie wegen den Betroffenen, aber auch ein klitzekleines bisschen, weil wir nun endlich die langerwartete Folge sehen können.
Der Film schlägt angeblich ein hohes Tempo an und wird quasi in Echtzeit erzählt. Klingt vielversprechend. Zumal das ja auch bedeuten würde, dass die privaten Geschichten um Faber und Co. eher flach gehalten werden müssen. Ist ja eigentlich genau das, was ich Dortmund schon seit Beginn rate. Auf der andern Seite bin ich bekanntlich sehr skeptisch, wenn sich der Tatort an den Dschihad wagt. Insofern...

Erwartungs-Barometer: 4.75

Viel Action, wenig Privates. Echtzeit und nahe an der Realität. Zudem ein brillanter Schauspieler, der endlich nicht mehr auf Psycho, sondern auf Ermittler machen darf. Klingt zwar brutal, aber für einen Krimi sehr vielversprechend. Wenn da nur nicht unsere schlechte Erfahrung mit dem heiligen Krieg im Tatort wäre.

1 = Böse Zungen
6 = Saure Zungen

Die Note danach: 4.5
Ein spannender Tatort, keine Frage. Ohne Hintergrund-Geschichten sind die Dortmunder wesentlich besser. Aber trotz schockierendem Schluss bin ich nicht allzu mitgenommen.
Dass die fantastischen Vier von der Mordkommission grad wieder alleine die Ermittlungen gegen den vermeintlich ganzen IS Nordrhein-Westfallen aufnehmen, kann man knapp noch ignorieren, dass jedoch selbst beim Dschihad und bei islamistischen Attentaten am Ende nicht etwa eine Terrorzelle sondern ein deutscher Pleitier als Big Boss und ein Deutsch-Türke als missbrauchter Spinner dahinter stecken, ist an Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten. Entweder wagt man sich auf dieses Terrain, und dann muss halt sogar die ARD akzeptieren, dass es tatsächlich auch kriminelle Leute aus dem arabischen Raum gibt, oder man lässt es bleiben. Diese unfassbar politische Korrektheit war schon in all den Flüchtlings-Tatorten kaum zu ertragen, aber beim Dschihad?


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9. April 2017

Tatort: Am Ende geht man nackt (Nürnberg)


Eigentlich ist das Barometer ja neuen Tatort-Reihen gegenüber relativ euphorisch eingestellt. Ich finde es äusserst spannend zu sehen, was Filmemacher aus solch guten Voraussetzungen jeweils entwickeln. Und so weiss ich noch bestens, dass ich mich als Fan des Bayerischen Fernsehens herzlich gefreut habe, als ich vor über zwei Jahren zum ersten Mal von einem neuen Team aus Nürnberg gehört habe. Jedoch an alles, was in der Zwischenzeit mit diesem Tatort passierte, kann ich mich schlicht nicht mehr erinnern. Heute läuft angeblich bereits die dritte Franken-Folge, aber ich hab absolut keine Ahnung, was in den ersten beiden passiert ist. Ich wüsste nicht mal mehr wie die Kommissare aussehen, wenn ich nicht ein Bild von ihnen vor mir liegen hätte. Somit habe ich auch null Gefühl, null Vorwissen, was diesen Tatort angeht. Ich kann aus meinem Fundus weder Positives noch Negatives berichten, ich habe schlicht keine Erinnerung.
So bleibt mir also nichts anders übrig, als meine Prognose für einmal aus dem Pressetext und aus mickrigem Halbwissen zusammenzubasteln, anstatt aus jahrelanger, fundierter Erfahrung.

„Nach einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft muss sich Kommissar Voss, der Verwandte im Kaukasus hat, als Asylsuchender aus Tschetschenien ausgeben und undercover ermitteln.“

Was glaubt ihr, könnte das eine Geschichte sein, die das Barometer als gut oder gar als einzigartig taxiert?
So viele Ausländerproblematik-Tatorte sind bisher gescheitert. Trotz all dieses Leides auf der Welt und obwohl natürlich krasseste Geschichten dahinterstecken, berühren einem die Filme viel zu wenig. Ich mache dafür die simple Figurenzeichnung verantwortlich. Es gibt immer nur Gut und Böse. Keiner traut sich dazwischen in die komplexe Grauzone. Keine Überraschungen, keine Spannung. Es gibt nur Schwarz und Weiss, also einfach umgekehrt. Aber so funktioniert das nicht. Figuren brauchen eine Ambivalenz, sie müssen uns jederzeit überraschen können, sie müssen uns interessieren. Sie brauchen Tiefe, sie müssen zweispaltig daherkommen, erst dann werden sie spannend. Natürlich ist das oft auch bei ganz anderen Themen ein Problem, aber bei den Flüchtlingstatorten fällt es am meisten auf, weil den Machern der Mut fehlt, die Grenze zwischen Gut und Böse zu verwischen.
Prognose Drehbuch: Eher schwierig.

Was weiss ich noch. Der Regisseur ist Markus Imboden. Der hochgejubelte Filme-Macher aus der Schweiz.
Das ist seine 4. Folge in 4 Monaten! Wahnsinn, dieser Output. Momentan der absolute Star in Tatort-Kreisen. Nur kann ich mir nicht so ganz erklären warum. Ich fand keine seiner Folgen wirklich gut.
Vielleicht weil eben genau drei von vier die Ausländerproblematik in Deutschland thematisieren. Topaktuell und hochbrisant, aber irgendwie auch ein bisschen feige. Hey Kusi, kein Thema für einen deutschen Tatort? Nazi und DDR sind irgendwie vorbei, oder? Nimm doch mal wieder Asylsuchende, die ziehen immer.
Prognose Regisseur: Eher negativ.

Tja, zu guter Letzt könnte ich noch einen Schuss Stadt einfliessen lassen. Nürnberg hat mir als kleine bayrische Schwester von München immer ganz gut gefallen. Es gibt Ecken, die sind so viel mehr Grossstadt, so viel mehr Welt, als München. Da wäre einiges an energetischem Potential vorhanden. Aber ob das in den Tatort miteinfliessen wird?
Prognose Stadt: Neutral.

Wirklich schlauer bin ich nicht. Also schustere ich mir daraus eine Note.

Erwartungs-Barometer: 3.5

Die wenigen Anhaltspunkte, welche dem Barometer zur Verfügung stehen, verheissen nicht viel Gutes. Nicht superdramatisch, aber kaum genügend. Die Story klingt nun wirklich so gar nicht nach etwas, das in den letzten Jahren famos funktioniert hätte. Aber wie ein relativ weiser Junge mal zu pflegen sagte: „Die besten Ausgänge schleichen sich immer hinterfotzig an!“ Wer weiss, vielleicht ist das mit dem fränkischen Tatort Team genau so.

1 = Hinterfotzige undercover Einschleusungen.
6 = Hinterfotzige Ausgänge.

Die Note danach: 3.5 (Volltreffer!)
Das wirklich hinterfotzige ist ja wohl, dass man uns diesen Klischeehaufen tatsächlich noch als Tatort verkaufen will. Und einmal mehr, ein Asylsuchender kann im Tatort zwar durchaus kleinkriminell, aber sicher nicht ein Mörder sein. So war die Sache mit dem Schloss selbstverständlich doch nur ein Unfall.
Und ganz ehrlich, der echte Roger Federer spielt in seinen Werbespots irgendwie fast authentischer.


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