11. Juni 2017

Tatort: Level X (Dresden)


- Aller guten Dinge sind drei! -
Zum guten Glück, für das neue Tatort-Team aus Dresden. Wären nämlich aller guten Dinge nur zwei, wäre dieses Experiment aus dem Osten für mich bereits gestorben. Die erste Folge im Milieu der Volksmusik fand ich ganz ansprechend, teilweise richtig gut, aber die Nummer Zwei mit dem Obdachlosen-Chasperlitheater war unter aller Sau. Für einen neu entwickelten Tatort wirklich der Supergau.
Ein guter und ein miserabler Tatort also. Eigentlich ganz interessante Kommissarinnen, aber ein Team, welches sich nicht entscheiden konnte, ob es eher lustig oder eher ernst daherkommen soll. Vieles noch neu, vieles noch ungeformt und nun kommt Folge Drei. Quasi die alles entscheidende Folge Drei. Diese Folge wird uns zeigen, in welche Richtung Dresden reisen wird.
War der güldene Schlager-Einstieg ein purer Sonntagstreffer? Oder war die desolate Penner-Chose ein einmaliger Aussetzer? Mit Folge Drei werden wir einen ersten klaren Anhaltpunkt kriegen, auf welchem Niveau sich Dresden zukünftig bewegen wird.
Als Barometer ist das Vorrausschauen unter diesen Umständen natürlich schier unmöglich. Es gibt kaum etwas, woran man sich verlässlich halten könnte. Aus zwei solch unterschiedlichen Krimis lassen sich eigentlich nur ganz vage Schlüsse ziehen. Darum möchte ich jetzt erst einmal einen Experten zitieren, welcher sich der Problematik angenommen hat.

„Also wenn man die Gruppe genau anschaut und ein bisschen mit den Punkten rechnet, dann glaube ich, dass man die Färöer Inseln schlagen muss, wenn man Gruppensieger werden will“.
Alain Sutter, SRF Experte

Ja, Alain. Ich denke, da liegst du richtig. Wenn ich ein bisschen rechne und die Situation so anschaue, dann glaube ich auch, dass Dresden jetzt einfach einen rauslassen muss, wenn es in der Barometer-Rangliste gegen oben klettern will. Absolut.
Diese Analyse ist zwar pfefferscharf, bringt mich aber kaum weiter. Dass sie sollten, ist schon klar, aber ob sie es auch wirklich tun, weiss ich natürlich noch immer nicht.
Und auch die Kritiken für diese neue Folge scheinen ambivalent. Von „gut“ bis „schlecht“ ist alles dabei.
Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass ein neues Team zwingend an der Tabellenspitze einsteigen müsste, da man mit all dem heutigen Wissen und all der Qualität, die in Deutschland durchaus vorhanden wäre, quasi von Feld Eins aus eine geniale Sache erschaffen kann. Das muss doch für jede Autorin und für jeden Autoren das absolut Grösste sein! Das Allerbeste, was einem passieren kann. Da musst du doch deinen letzten kreativen Tropfen rauspressen, deine ganze Seele auf den Tisch kotzen und am Ende eine absolute Granate erschaffen. Aber irgendwie macht es den Anschein, dass sich die Fernsehmacher heutzutage gerne mit Mittelmass - oder gar noch weniger - zufrieden geben und sich somit die meisten neuen Tatort-Teams irgendwo zwischen Langeweile und Bullshit einpendeln.
Und je mehr ich mich nun mit diesem Tatort beschäftige, desto klarer wird mir, dass das auch mit Dresden so geschehen wird. Nach Volksmusik und Clochard macht man sich nun an die Youtube-Star Generation. Wir alle wissen, dass beim Versuch sich an die Internet-Jugend zu wagen, noch ein jeder Tatort gescheitert ist. Einen Mord live im Netz wird es geben, der kleeene (von uns fast verprügelte) Ochsenknecht hält seine Fresse auch mal wieder rein und gleichzeitig soll das alles auch noch mit einem Schuss Religion angereichert werden. Ääähh?!?
Greise Autoren, Gottes Prediger und Social Media-Kinder... bisschen viel Fremdschäm-Potential auf einmal. Zudem wissen wir jetzt auch, warum man bei der einen Kommissarin einen Problemsohn mit krassem Butterflymesser eingebaut hat. Der wird in dieser Folge sicher seinen Auftritt kriegen. Einer muss ja der planlosen Mama sagen, wie die neue Welt funktioniert.
Irgendwie scheint die Richtung nun doch viel klarer, als ich anfangs angenommen habe...

Erwartungs-Barometer: 3

Nach einer sehr guten und einer dramatisch schlechten Folge, scheint sich der Tatort aus Dresden nun entschieden zu haben: „Wir halten uns an Folge Zwei, machen es wie die meisten andern und werden einfach nur peinlich.“
Hätte man doch gscheiter auf den Alain hören sollen.

1 = Tatort und Youtube
6 = Tatort und Rentner

Die Note danach: 2 bis 5
Ui, die Bewertung ist ja wesentlich komplexer als gedacht. Auch im Tatort ist nicht immer alles nur gut oder schlecht.
Von unfassbar peinlichen Szenen, bis zu richtig packenden Momenten, war da irgendwie alles mit dabei. Von miserablen Darstellern, bis ganz grosses Schauspiel-Kino. Von lächerlichen Internet-Momenten, bis erstaunlich gut umgesetztem YouTube-Fernsehen. 
Wir müssen auf die 4. Folge warten, um  zu sehen, in welche Richtung es wirklich gehen wird.

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