Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Kennen wir das
nicht alle? Das ist der Lauf der Zeit und zu keiner Stadt passt diese Aussage
besser als zu Berlin. Egal ob vor dem Mauerfall, kurz danach, in den 90ern oder
ob erst vor 10 Jahren. Egal zu welcher Zeit man Berlin erleben durfte, und zu
welcher Zeit man die Leute fragen würde, oder gefragt hätte, eine jede und ein
jeder hätte mit diesem Satz geantwortet. Berlin ist nicht mehr das, was es
einmal war. Berlin war nie das, was es einmal war. Berlin ist das
Paradebeispiel für eine Stadt im Wandel. Auf der einen Seite ist da dieses
Berlin, wie ich es mir vorstelle. Das Berlin, welches mit uns zu einer pochenden
Masse verschmolz, das Berlin, welches mir alleine beim Einkauf im Späti weiche
Knie, ob all dieser Energie, dieser Gerüche und Eindrücke, bescherte. Auf der
anderen Seite gibt es das Berlin von heute. Irgendwie ist die Stadt beliebig
geworden. Oder bin ich es? Ist das Barometer beliebig geworden? Immer noch auf
der Suche nach ähnlichem, nach den Glücksmomenten und natürlich ist es immer
noch zu finden, nur sind die Ecken rarer geworden. Das Barometer verliert den
Fokus und die Stadt erleidet eine Heuschreckenplage. Ja, die Suche ist
schwieriger geworden. Oder sind es die Suchenden, die nur weniger gut finden?
Nichts also ist mehr wie es einmal war in Berlin... bis
auf eine Sache.
Der Berliner Tatort war, ist und bleibt schlecht. Einfach
zu schlecht für eine solche Stadt. Ich schreibe es seit Barometerbeginn, und
auch wenn sich das ganze Team geändert hat, nichts mehr so ist, wie es mit
Ritter und Stark war, die Drehbücher bleiben schlecht. Richtig schlecht.
Man hat also diese neue Story lanciert. Dieser horizontal
erzählte Tatort entwickelt mit einem episodenübergreifenden Fall, welcher in
der 4. und bisher letzten Folge ja auch endlich aufgeklärt wurde. Aber hat uns
das berührt?
Macht mal einen Test mit euch selber. Was wisst ihr noch
von eurem letzten Berlin-Besuch? Bestimmt so ziemlich alles. Ihr könnt euch mit
Sicherheit an jede spannende Begegnung, an jede eindrückliche Ansicht, an jeden
fremden Duft, ihr könnt euch bestimmt bestens an all die bereichernden Dinge
erinnern. Und nun überlegt euch, an was ihr euch von diesen 4 Tatort-Folgen
erinnern könnt. 
Beim Barometer ist es Folgendes. Und das ist wirklich
nicht wertend gemeint. Es ist ein Fakt und zeigt, wie der Tatort aufgebaut ist.
Ich erinnere mich an eine jüdische Kommissarin, die den
Bar Mitzwa ihres Sohnes verpasst, weil sie lieber nachts durch die Strassen
zieht, sich die Birne wegknallt und danach mit fremden Typen in die Kiste hüpft.
Und ich erinnere mich an einen gutaussehenden,
homosexuellen Ermittler, der in einem Youtube-Video mit einem Typen gebumst hat
und der irgendwie aufklären wollte, warum sein früherer Partner ermordet wurde.
Am Ende steckte glaub irgendein Baufuzzi dahinter, der
das Land des verlotterten Spreewaldparks kaufte. Oder war er in den Baufilz vom
neuen Flughafen verwickelt?
Alles schwammig und an die vier Fälle, die nebenbei noch
gelöst wurden, hab ich absolut null Erinnerung.
Bottom Line also zum Berliner Tatort: Jüdin, Schwuler,
Sex und Baufilz. Das ist, was den Süddeutschen Drehbuchautoren zu dieser Stadt
einfällt. Versteht mich nicht falsch. Das alles gehört natürlich massiv zu
Berlin, aber ist das alles? Mehr bringen die besten Autoren Deutschlands nicht
hin? Also Entschuldigung.
Nun gut. Zumindest ist nun diese Geschichte abgeschlossen
und heute werden wir die erste Folge sehen, die als einzelne funktioniert. Oder
funktionieren sollte. Eine zu Ende erzählte Geschichte. Und wer weiss,
vielleicht ermöglicht das Wegfallen dieses endöden Nebenstrangs der
eigentlichen Story, sich etwas mehr auszubreiten. Vielleicht wird dieser Raum nun
damit genutzt, die eigentlichen Themen auch etwas zu vertiefen. Das wäre gerade
bei einer solchen Geschichte wie in diesem Tatort, extrem wünschenswert. Es
geht um ein schwules Paar, welches in Neukölln eine Art Ziehsohn bei sich
aufnimmt und gegen all die Vorurteile kämpfen muss. Eine Geschichte also mit
grossem Potential, wenn man sich die Zeit dafür nimmt und sich nicht wieder zu
sehr im Privatleben der Kommissare verliert. Wir dürfen gespannt sein. 
Erwartungs-Barometer: 4.5
Nichts ist mehr,
wie es einmal war. Schon gar nicht in Berlin. Grandioses gibt es noch immer,
aber nicht mehr gleich und viel versteckter. Nur der Berliner Tatort scheint
sich nicht zu ändern und ist so bescheiden, wie er immer schon war. Zumindest
vermute ich das. Aber wer weiss? Vielleicht ist ja jetzt wirklich nichts mehr
so, wie es einmal war.
1 = Dass leider nichts mehr so ist, wie es mal war.
6 = Dass glücklicherweise nichts mehr so ist, wie es mal
war.
Die Note danach: 4.75
Wow! Berlin und Ärmelkanal in einem Tatort! Unaufgeregt erzählt und die Story ganz okay. Aber ich werde einfach nicht warm mit diesem Team, wenn ich das so schreiben darf. Auch diese oberpeinliche Familienstory der Kommissarin. Äääähhh. Und wie naiv Autoren auch heute noch die Welt sehen? Ein mutmaßlicher Mörder versteckt sich in einem Ferienhaus und das Fräulein fliegt mal eben an die französische Küste, spaziert dann fröhlich pfeifend und ganz alleine um das Häuschen. Ja genau. Na zumindest findet sie den Toten am Strand und merkt, dass sie nicht nach Bayern ziehen will. Ist ja auch nicht schlecht.
Wow! Berlin und Ärmelkanal in einem Tatort! Unaufgeregt erzählt und die Story ganz okay. Aber ich werde einfach nicht warm mit diesem Team, wenn ich das so schreiben darf. Auch diese oberpeinliche Familienstory der Kommissarin. Äääähhh. Und wie naiv Autoren auch heute noch die Welt sehen? Ein mutmaßlicher Mörder versteckt sich in einem Ferienhaus und das Fräulein fliegt mal eben an die französische Küste, spaziert dann fröhlich pfeifend und ganz alleine um das Häuschen. Ja genau. Na zumindest findet sie den Toten am Strand und merkt, dass sie nicht nach Bayern ziehen will. Ist ja auch nicht schlecht.
Falls dieser Blog nicht euren Vorstellungen entspricht,
könnt ihr ihn unter folgendem Link löschen:
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen