Irgendwie traurige Tage, irgendwie ein äusserst
deprimierender Tatort, der uns erwartet. Paradoxerweise könnte ausgerechnet
diese trist brutale Folge für uns Zuschauer in einem Freudenschrei enden. Die
Depression klang lange nicht mehr so vielversprechend.
Die Geschichte beginnt mit einem Komplett-Absturz des
Herrn Borowskis. Er ertränkt seinen Kummer im Alkohol.
Um jedoch den Grund seines Tuns zu verstehen, muss ich
etwas weiter ausholen. Diese „aktuelle“ Folge wurde bereits 2015 gedreht,
gleich anschliessend an „Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“, also an
Teil 2 vom verrückten Pösteler, der durch Wände gehen konnte. Damals wurde am
Ende der frisch verliebte Borowski von seiner Freundin verlassen, weil die mit
seinem Job und mit solch krassen Fällen nicht umgehen konnte. Sein jetziges
Besäufnis ist also eigentlich auf Liebeskummer aus dem Jahre 2015 zurückzuführen.
Warum diese Folge erst jetzt ausgestrahlt wird,
erschliesst sich mir nicht so ganz. Es ist zu lesen, dass sie möglichst zeitnah
mit der Kieler Woche* ausgestrahlt werden sollte. Aber da dieses Fest
alljährlich stattfindet, hätte man den Tatort ja auch vor einem Jahr schon
senden können.
Kann uns aber eigentlich völlig egal sein, denn was fürs
Erste etwas absurd klingt, könnte sich als Glücksfall entpuppen. Da dieser
Tatort bereits vor zwei Jahren gedreht wurde, stammt er nämlich aus einer Zeit,
in welcher die Kieler Tatorte zur absoluten Spitze gehörten. Dieser Tatort
entstand quasi am Ende der Kieler Erfolgswelle. Ob er aber noch
auf dem Zenit entstand, oder bereits auf dem Weg nach unten, wie die
anschliessenden Folgen, die wir in den letzten zwei Jahren sehen konnten, können
wir erst wissen, wenn wir ihn gesehen haben. Fakt ist, dass die letzten Folgen
mit Borowski nie mehr an die Qualität von damals herankamen und Fakt ist auch,
dass nun dieser Tatort äusserst deftig daherkommen wird. Kiel geht wieder
einmal an die Grenzen. Bzw. ging damals immer mal wieder an die Grenzen. 
-Ein Borowski am Ende. Grosser Kummer. Tragische Arbeit.
-Ein Täter am Ende. Tickt völlig aus. Gewalt pur.
-Eine Kekilli am Ende. Ihr letzter Tatort Auftritt.
(Obwohl sie das bei den Dreharbeiten 2015 noch nicht wusste).
-Ein Drehbuch am Ende. Das Script basiert auf einer Idee
von Henning Mankell. Dem Krimigott aus Schweden, der bereits früher an zwei
Borowski Masterstücken mitgeschrieben hat, jedoch mittlerweile leider verstorben ist.
Aussgerechnet im Jahre 2015.
-Ein Film am Ende. Herkömmliches Tatortmachen könnt ihr
vergessen. Sehr viel Handkamera, keine Beleuchtung, Dogma 95 lässt grüssen.
-Eine Stadt am Ende. Kiel wie man es kaum kennt. Zwischen
Volksfest und Armenviertel. 
-Eine Serie am Ende. Mit diesem Kunststück entlässt uns
die ARD in die Sommerpause. 
Wie immer wenn
beim Tatort etwas riskiert wird, besteht eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit,
dass es komplett in die Hosen geht. Bin mir sicher, dass viele Zuschauer/innen
mit dieser Folge überhaupt nichts anfangen können. Aber wie immer, wenn beim
Tatort etwas riskiert wird, schäumt das Barometer vor Hoffnung auf ein
Meisterwerk und verneigt sich mit grossem Respekt vor den Filmemacher/innen,
die sich splitterfasernackt ausziehen und über die im Sommer so selten
gefrorene Kieler Bucht tänzeln. Es wird eine deftige Geschichte. Ein trauriger
Film, aber vielleicht ein richtig guter Tatort.
1 = Keil im Jahre 2017
6 = Keil im Jahre 2007
Die Note danach: 5 für den
Tatort + 0,5 Extra* = 5.5
Man
kann dem Film durchaus vorwerfen, dass es ihm an einer gewissen Tiefe fehlt.
Die Figuren sind immer nur am Agieren (Austicken, Saufen, Streiten, Töten...),
was sie jedoch dazu treibt, wird komplett ignoriert. Das macht sie für uns
Zuschauer natürlich etwas unnahbar. Schade, denn die Machart fand ich wirklich grandios.
War genau nach Barometer-Gusto.
Aber je
länger der Tatort dauerte, desto weniger fragte ich mich, warum sie tun, was
sie tun. Für mich spielte es irgendwann keine Rolle mehr. Also eine gute 5.
*Zudem kommt
eine 0.5 Note als Extrapunkt dazu. Diese hat der Tatort der Ex-Frau des Mörders
zu verdanken. Die Szenen mit ihr waren absolut fantastisch. Streit mit ihrem
Ex-Man am Anfang und als die Polizei bei ihr war. Absolut genial, selbst als
Nebendarstellerin spielte die alle und alles an die Wand. Selten sieht man im
Deutschen Fernsehen so authentisches Schauspiel! Halleluja!!!
Wünsche
einen schönen Sommer!
Euer Barometer
Euer Barometer
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