„Im neuen Tatort
gibt es eine mit dem Ebola-Virus infizierte Leiche, abgeriegelte Ortschaften
und einen fatalen Plan. Mitten in diesem Katastrophen-Einsatz müssen Harald
Krassnitzer und Adele Neuhauser ermitteln – und schweben dabei selbst in
Lebensgefahr. Ein solider Fernsehkrimi mit einem moralischen wie politischen
Thema und einer straffen Inszenierung der „Tatort“-Debütantin Barbara Eder.“
TV-Kritik
Ihr alle kennt das Barometer nun schon eine ganze Weile.
Wir haben viel gemeinsam durchgemacht. Und ihr alle wisst ganz genau, wie das
Barometer auf einen solchen Pressetext zum Start der neuen Saison reagieren würde.
Unfassbar, diese Pfeifen. Jetzt verkacken sie sogar
Österreich. Themen werden immer dämlicher. Unglaubwürdig. Schwachsinnig. Öffentlich-rechtliche
sollten Gott danken, dass sie überhaupt noch eine solche Erfolgsgeschichte im
Programm haben. Sollten jede verfluchte Sekunde ihres Lebens damit verbringen,
das absolut Perfekteste aus dem Tatort rauszuholen, damit die Fans auch
wirklich das Bestmögliche zu sehen kriegen. Zum Start ein 100 Tonnen Fass
aufmachen, ab der ersten Minute voll da sein. Hype am Leben erhalten, um jede
Zuschauerin und um jeden Zuschauer kämpfen wie Sau. Aber sicher nicht ein „solider
Fernsehkrimi, straff inszeniert“. Das klingt nach „Bullshit-Krimi, miserabel
inszeniert“. Moralisch und politisch my ass. Die moralischen sind die
schlimmsten Folgen! Nur weil die Zuschauer treu sind, braucht man sie nicht zu
verarschen. Was hab ich dazu neulich in eine Klo-Türe geritzt gelesen? 
„Es gibt bei der ARD eine eigene Abteilung, die immer
raffiniertere Modelle entwickelt, damit der Zuschauer die Reibungshitze, die
entsteht, wenn er von den Tatort-Verantwortlichen über den Tisch gezogen wird,
als Nestwärme empfindet.“
So sieht es aus. Faules Beamten-Pack. Scheiss
Programmplanung. 
Kaum ist der Sommer vorbei vermasseln die wieder alles.
Ideenlos. Träge. Tragisch. Langweilig... Bla bla bla...
So ungefähr hätte sich das angehört. Halt das typische
Barometer. Frustriertes Geschwurbel, analog zu den frustrierenden Drehbüchern. Ihr
kennt es ja.  
Vor kurzem jedoch, der Polterabend eines sehr guten
Freundes war eben zu Ende, trafen wir frühmorgens, in einem hippen Kellergeschoss,
auf des gepolterten Freundes zukünftige Ehefrau, auch eine sehr geschätzte
Leserin des Barometers. Und während die ganze Meute vor lauter Euphorie und
wummernden Bässen schier
explodierte, fragte sie mich, in einer an diesem Morgen kaum mehr zu erwartenden
Klarheit, warum das Barometer eigentlich immer so unglaublich pessimistisch
sei.
Etwas durcheinander von der Tiefe, die sie mit einem Satz
in diesem brechend vollen Club erreichte, wollte ich erklären, dass das nicht
Pessimismus, sondern der pure Realismus sei, aber ich liess es bleiben. Zu laut
war der Elektoschrott, zu ehrlich ihre Frage. Zu viel Glück des zukünftigen
Ehepaars und zu viel Freude der ganzen Sippschaft lag in der Luft, als dass
meine Sätze einen Sinn ergeben hätten. Ich wusste selber nicht, ob es
Ausflüchte oder wirklich meine Meinung gewesen wäre.
Als ich es etwas später die Treppe hoch schaffte, klatschte
draussen der Regen literweise auf die aufgehitzte Strasse. Es duftete so frisch
wie lange nicht mehr. Ich befand mich noch kaum auf dem Heimweg, schon war ich
komplett durchnässt. Mit jedem Schritt klebten die Kleider mehr auf meiner Haut
und mit jedem feuchten Atemzug kreisten die Gedanken mehr um dieses Thema. Fast
als wäre ich auf einer Art Pilgerweg in Richtung Barometer-Zukunft gewesen. Auch
wenn die baldige Braut eigentlich von Pessimismus geredet hat und nicht von
Realismus, so hat sie doch irgendwie eine erfrischende Wahrheit ausgesprochen. 
Wenn der Pessimismus des Barometers wirklich auf
Realismus basiert, könnte ich die Sache ja einfach auch mal unrealistisch
angehen. Warum muss immer alles so realistisch sein? Ich schulde ja eigentlich
niemandem die Wahrheit. Und sie lässt sich auch locker anpassen. Ein bisschen
verdrehen. Im Voraus sowieso. Ich könnte also vom Pessimismus über den Realismus
zum Surrealismus, oder gar zum Idealismus und somit eben zum Optimismus finden.
Es muss also nicht alles so realistisch sein. Schon gar nicht meine
Einschätzung. Vielleicht würde ein positiveres Angehen an den Tatort auch ein
positiveres Gefühl nach dem Tatort auslösen. Vielleicht würde das Karma ein optimistisches
Barometer mit besseren Folgen belohnen.
Geläutert also vom Moment, vom Regen und von dieser
Frage, habe ich mir auf diesem Weg nach Hause zum Ziel gesetzt, dass ich nun versuchen
werde immer zuerst das Positive an einem Tatort hervorzuheben. Zumindest im
Rahmen der Möglichkeiten. Natürlich wird es noch immer schlechte Folgen geben.
Aber das Ziel ist es, ganz optimistisch auf die positiven Aspekte zu fokussieren.
Und dafür ist Wien natürlich absolut perfekt. Ich muss
die Story nämlich nicht einmal erwähnen. Wien würde sogar aus so was Absurdem
wie einem Mordfall während einer Ebola-Epidemie in der Steiermark was
Fantastisches machen! Denn Wien ist Bibi und Moritz und Bibi und Moritz sind
die Besten. 
Die Schauspieler, die Dialoge, der Schmäh, die feinen
Kleinigkeiten... absolut grandios. Die eigentliche Geschichte beim
österreichischen Tatort interessiert mich schon lange nicht mehr. 
So also muss man nach einer Sommerpause einsteigen. Das
nenn ich eine Top-Programmplanung. Es leben die öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten. Da gibt es noch Platz für gutes Fernsehen. Da schaut man noch
zu den treuen Fans. Da arbeiten noch die Besten des Landes! 
Erwartungs-Barometer: 5 (Story komplett ausgeblendet)
Das Barometer also
steigt soft und positiv in die neue Saison. Optimistisch, mit Sicht auf die
guten Dinge im Leben. 
Der Tatort selber
unterstützt mich in meinem Unterfangen so gut er nur kann (ist das schon das
Karma?) und schenkt uns nach der langen Pause ein bisschen Fernseh-Freude mit
Bibi und Moritz. Auf eine gute Tatort-Saison und eine grossartige Hochzeit!
Alles Gute und alles Liebe!
1 = Der ewige Pessimist
6 = Der optimistische Realist 
Die Note danach: 5
Wie vermutet: Geschichte hanebüchen, aber drauf gschissen?
Wie vermutet: Geschichte hanebüchen, aber drauf gschissen?
Ich liebe die Wiener so sehr und belohne somit meinen Optimismus irgendwie gleich selber.
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