23. Dezember 2018

Tatort Feiertage 2018 / 2019



Der Übergang vom tristen Herbst in die hoffnungsvolle Weihnachtszeit kommt immer schleichender daher. Wann ist der Moment, in welchem Sehnsüchte den erfüllten Träumen weichen? Wann schneit es im Herbst und wann regnet es im Winter? Wann fällt das letzte Blatt? Wann ist Sehnsucht eine Freude und wann eine Verzweiflung?
Jedenfalls lohnt es sich immer und immer wieder, in der Stadt an einer Tramstation zu warten, die Luft, egal ob duftend herbstlich oder eisig kalt, durch die Nase zu ziehen und sich über das Leben zu freuen.
Glücklich sein im tristen Herbst oder fröhlich frohlocken zu Weihnachten? Völlig egal. Die tiefsten Sehnsüchte, die hoffnungsvollsten Horizonte, alles erschließt sich gegen Ende des Jahres und gipfelte früher jeweils in den Tatort-Glücksmomenten über die Feiertage.

Voll von Tatort-Freude war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist keine mehr sichtbar.
Hermann Hesse

Diese ganze Tatort-Misere der letzten Zeit brachte mich auf eine kongeniale Idee:

>> Tatort - 5 - Kampagne zu Weihnachten <<

Früher oder später muss man das Glück in die eigenen Hände nehmen.
Wenn wir nicht mehr auf den Tatort zählen können, wenn der Tatort uns die Freude nicht mehr schenken kann, die wir verdient haben, müssen wir uns halt selber zu helfen wissen.
Wir müssen das Tatort-Glück in uns selber finden. In unserer Seele.
Ab jetzt liegt es an uns, wie gut der Tatort werden wird, nicht mehr an den Sendern.
Und aus diesem Grund rufe ich auf diese Weihnachten hin die „Tatort-5-Kampagne“ ins Leben.
Natürlich war mal eine 6 das Ziel und natürlich war lange eine 5.5 der Anspruch, aber auch das Barometer muss sich den Gegebenheiten anpassen und gibt sich mittlerweile mit „gut“ zufrieden.
Wir wollen gut. Wir sind gut. Der Tatort wird gut.



So. 23.12. - Tatort: Damian (Schwarzwald)

Welch grosse Hoffnungen hatte ich an diese Neulancierung. Von authentischer Polizeiarbeit und grossartig normalen Schauspielern war die Rede. Erfüllt haben sie in den ersten zwei Folgen leider kaum was davon. Jetzt aber scheinen sie die Richtung gefunden zu haben. Ein anstrengender Fall, erschöpfte Kommissare und erschöpfte Seelen. Das Drehbuch wird extrem gelobt. Der perfekte Einstieg um unsere fünfer Serie zu lancieren!

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: Eine knäppste 5
Hab ich das nun mit meiner Psyche hingekriegt, oder war der tatsächlich ganz okay?
Jetzt bin ich völlig verunsichert. Hab ich mir den nun einfach schön geredet?
Irgendwie schizophren.


Mi. 26.12. - Tatort: Der Turm (Frankfurt)

Der Hessische Rundfunk lehnt sich einmal mehr weit aus dem Fenster. Und zwar hoch oben, an der Spitze des Turmes. Ein kafkaeskes Bürogebäude, an welchem angeblich gar die Polizei abprallen wird, klingt irgendwie spannend, wenn auch ziemlich unrealistisch. Aber sie probieren, sie riskieren und sie sind auch immer mal wieder richtig gut, in Frankfurt am Main. Janneke und Brix mag ich irgendwie so oder so.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4.75
Lang roch das nach einer geschmeidigen 5, wie von mir geplant, aber bei einem solch feigen Schluss kannst du mental noch so bereit sein, auf mehr als eine 4.75 bringst du diesen Tatort einfach nicht, auch nicht mit dem stärksten Willen.
Jetzt muss die Schweiz halt einen rauslassen, damit wir den 5er-Schnitt halten können.


So. 30.12. - Tatort: Friss oder stirb (Luzern)

Und am Ende werden wir dem Flücki nach seinem Abgang gar noch nachweinen. Der Tatort aus Luzern wird besser und besser.
Ein Klassenkampf, der bestens in die Schweiz passt und ein Drehbuch, über welches selbst die Deutschen jubilieren, was will man mehr? Anstatt den verhassten Start-Termin im Sommer, kriegt die Schweiz nun plötzlich das Grande Finale 2018 und bespielt das bravurös.
Stellt euch mal vor, wenn der letzte Tatort des Jahres der beste wäre und auch noch aus der Schweiz kommen würde.
Das wäre dann die Geschichte für ein Weihnachts – Kitsch – Drehbuch.

Erwartungs-Barometer: 5.25
Die Note danach: 5.25
Die Kritiken reichen von „eine Frechheit für den Zuschauer“ bis „der beste Tatort 2018“.
Das Barometer jedenfalls fand ihn klasse (hochdeutsche Version geschaut). 
Und die hervorragend aufspielenden Darstellerinnen und Darsteller, lassen mich sogar über den unfassbaren Tatort-Zufall hinwegsehen, dass ein Mord und eine Geiselnahme, die absolut nichts miteinander zu tun haben, einfach so am selben Tag zusammenkommen.


Di. 01.01. - Tatort: Der höllische Heinz (Weimar)

Weimar darf natürlich nicht fehlen über die Feiertage. Und da gehören sie auch hin. Während sie mich nämlich inmitten des Jahres ziemlich enttäuscht haben, servieren sie uns nun zum Start 2019 ein wunderbares Western-Märchen. Es ist wie immer. Man mag sie oder man mag sie nicht. Es bleibt absurd und unrealistisch. Es bleibt Theater.
Anstatt Tombstone in Arizona, El Dorado in Thüringen. Ich werde es mögen.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 5
Mit gutem Theater und Nora als Cowgirl, hat man das Barometer auf sicher. Ich mag Weimar.



Wenn die miserablen Autoren es nicht mehr hinkriegen einen guten Krimi zu schreiben und die Regisseure nur noch solchen Bullshit inszenieren wie in diesem Jahr, müssen wir den Tatort halt selber zu einer Fünf pushen. Mit der eigenen Psyche kann man bekanntlich Unmögliches erreichen. Wenn man nur will. Endlich wieder anständige Tatort-Festtage. Nur Dank eurem Willen!

6 = Wir
1 = Sie

Die Feiertags-Bilanz danach: Eine glatte 5 im Durchschnitt.
Die besten Feiertage seit langem. Krass, was sich mit dem Glauben an das Gute alles erreichen lässt. Wenn sich doch der Tatort nur immer auf diesem Niveau bewegen würde.


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