18. Dezember 2011

Tatort: Der Weg ins Paradies (Hamburg)



Zwei Dinge muss man dem Hamburger Tatort-Team lassen.
1. Wenn man wirklich gute Filme machen will, muss man sich immer wieder auf extrem dünnes Eis begeben, man muss extrem viel riskieren.  - Das hat Hamburg definitiv getan
2. Wenn man erkennt, dass man zu viel riskiert hat, und dass die Filme scheisse sind, dann muss man reagieren.
 - Auch das haben sie nun getan.
Diese ganze Undercover-Ermittlungs-Story, war eine äusserst gewagte Idee. Ok, wenn schon in Deutschland, dann ist Hamburg natürlich die richtige Stadt dafür. Aber selbst da funktionierte es nicht wirklich. Mehmet Kurtulus ist ein sehr guter Schauspieler und ihn in einem spannend erzählten Tatort einmal undercover arbeiten zu lassen, wäre eine geniale Sache gewesen. Aber den Kommissaren nur noch als verdeckten Ermittler einzusetzen, war aus meiner Sicht, von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Das ist nicht tatortkompatibel. 
Und auch diese Folge wird wohl nur schwer zu ertragen sein. Kommissar Batu schleust sich kurzerhand bei einer Terror Zelle (mit Kontakt zur Al-Qaida)  ein, die einen grossen Anschlag in Hamburg plant. Also Entschuldigung. Selbst wenn die Geschichte vielleicht sogar spannend geschrieben ist, Hamburg ist doch nicht Hollywood und der Tatort schon gar nicht 24.
Erstaunlicherweise waren die Kritiken immer sehr gut, auch für morgen wieder, nur die Zuschauerzahlen blieben tief. Wie gesagt, Neues riskieren ist lobenswert und tut dem etwas angestaubten Image des Tatorts bestimmt gut. Aber Al-Qaida Terror im Tatort? Wie soll das funktionieren?
Und eben genau das hat der NDR nun selbst bemerkt, auch wenn das so natürlich nie jemand zugeben würde. Offiziell will sich Kurtulus seiner internationalen Karriere widmen und zieht sich nach nur 6 Folgen (die 6. ist abgedreht und kommt im 2012)  zurück. Und just in dem Moment, in dem sich der eine Schauspieler andern Projekten widmen will, packt Hamburg Superstar Til Schweiger aus der Tasche! Zufälle gibt es. Das Risiko bei diesem Entscheid scheint etwas geringer. Man versucht also in Hamburg nun die komplette Gegenrichtung einschlagen. Everybody‘s Darling Til. Die Masse jubelt, das deutsche Volk freut sich, aber die Kritiker und die alternativen Tatort Fuzzis, die sich sonntags in Berliners Kneipen treffen um den Krimi gemeinsam zu erleben, sind kritisch bis total dagegen. Es sollte jedoch nicht vergessen gehen, dass hinter all dem Kommerz-Schrott, den der Schweiger in den letzten Jahren so ins Kino gebracht hatte, nach wie vor ein absoluter Top-Schauspieler steckt. Und wenn die Autoren es schaffen, ihm eine gute Rolle auf den Leib zu schreiben, wenn die Regisseure es schaffen, ihn ganz anders zu inszenieren als in Kookoowähs Kleinohrkaninchen, dann kann sich da im Norden eine hervorragende Tatort-Ära anbahnen. Scheitern kann es natürlich einmal mehr an den Drehbüchern. Schlechte Geschichten halt, oder wenn seine Figur schlecht geschrieben ist. Aber unter dem Strich macht die Hansestadt mit dieser Verpflichtung aber sowas von einem Fass auf!
(Fast wie wenn das SF für seinen Tatort eine CSI Schauspielgöttin verpflichten könnte, oder so…) Jetzt aber zurück zur Hamburger Al-Qaida!

Erwartungs-Barometer:  17% 
Die Note danach: 3,5

Empfehlung:  Vergesst, dass es ein Tatort ist, dann könntet ihr vielleicht sogar noch positiv überrascht werden.
Nur noch 2 davon müssen wir ertragen  - 2013 beglückt uns der NDR mit Til!

0% = ungefähr so viel Erwartung wie vom BAT auswärts in Hamburg!
100% = ungefähr so viel Erwartung wie vom BAT zuhause gegen Hamburg!

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