17. Februar 2013

Tatort: Zwischen den Fronten (Wien)


Als ich vor ein paar Wochen sah, dass gleich nach dem Schweizer Tatort einer aus Österreich kommen wird, befürchtete ich das Allerschlimmste. Welch Höchststrafe für die Luzerner! Nur eine Woche nach einem erneuten Luzerner Debakel, kann die ganze Welt sehen, dass auch ein kleiner unbedeutender Alpenstaat gute Tatorte produzieren kann, dachte ich mir.
Aber siehe da, es ist alles etwas anders gekommen, als gedacht. Luzern und Wien liegen nicht mehr so weit auseinander wie auch schon. Wenn ich es ganz simpel erklären müsste: Luzern wurde etwas besser, Wien ist nicht mehr ganz so gut wie auch schon.
Ich war letzten Sonntag doch ziemlich überrascht, wie die Schweizer plötzlich genau mit dieser österreichischen Stärke auftrumpfen konnten. Als hätte ich es geahnt, spielte Luzern phasenweise auf allerhöchstem Niveau mit den Klischees. So clever und frech, dass sich in Luzern so mancher Zünftler ziemlich vor den Kopf gestossen fühlte. Diese unglaubliche Stimmung zu Beginn, Dani Levy war drauf und dran ein Meisterstück zu präsentieren, aber leider konnte selbst er das miserable Drehbuch und das Ende des Films nicht wirklich retten. Und wer den Tatort auf Schweizerdeutsch gesehen hat, dem wird wohl auch ziemlich missfallen haben, dass selbst in einer Luzerner Zunft nur Berner, Bündner und Zürcher zu sehen bzw. zu hören waren. Unverständlich. Wenn es in Luzern keine Schauspieler gibt, sollte man entweder den Tatort nicht da ansiedeln, oder man sollte Schauspieler auf einem Niveau engagieren, die vielleicht auch einen Dialekt nachahmen können. Aber egal. Unter dem Strich zeigte die Schweiz immer mal wieder genau das, was ich an Österreich immer so mochte, und das ist extrem erfreulich.
Tja, jetzt kommt er, dieser Österreicher. Wie so oft in letzter Zeit, wird zu Beginn erst einmal eine Bombe gezündet. Riesen Knall vor dem UN- Gebäude, ein Terroranschlag auf einen US-Diplomaten und ein Verdächtiger ist schnell gefunden. Ein Iraker. Womit wir auch gleich wissen, welche Rasse dieses Mal aufschreien wird. Die Kommissare also mitten in einem weltpolitischen Verschwörungsthriller und im stetigen Kampf mit der militärischen Staatspolizei. Ob das wohl zu einem Tatort passt?
Wenn es irgendwo klappt, dann in Wien. Die Stadt ist äusserst international und irgendwie hat das ORF immer die richtigen Töne gefunden, um auch bei solch übertrieben Geschichten gerade noch glaubwürdig zu bleiben. Aber trotzdem, …ich weiss nicht. Die leisen Tatorte aus Österreich haben mir irgendwie besser gefallen. Ich wünschte mir, dass einfach mal wieder in einem Tiroler Bergdorf ein Jesusdarsteller an ein Kreuz genagelt wird, anstatt zwei Ermittler, die sich durch die halbe Stadt Wien ballern, oder dass gar das UN- Gebäude in die Luft gesprengt wird.

Erwartungs-Barometer: 4,5
Die Note danach: 3,5

Natürlich sollte man den sehen. Österreich hat immer eine gewisse Qualität, auch wenn sie mit dieser Folge erneut übers Ziel hinaus schiessen werden. Falls es in diesem Stile weitergehen sollte (was bei der Schweiz zwar eher unwahrscheinlich ist), wird Wien irgendwann von Luzern überholt werden. Stellt euch das mal vor!

0 = ungefähr so viel Erwartung wie vom Morgenstraich 2013.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Halloween 2013.

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