Kaum haben sich die Diskussionen um die Til Schweiger -
Folge etwas gelegt, startet eine andere, völlig neue Tatort Serie aus Hamburg.
Was für viele etwas komisch erscheinen mag, ist jedoch simpel zu begründen. Der
NDR will pro Jahr zwei Tatort-Folgen in Hamburg produzieren. Til Schweiger
jedoch kann vor lauter Kokowäääähhh & Co. maximal einen Tatort im Jahr
drehen. Da man aber weder auf die Jahrhundertverpflichtung, noch auf eine
zweite Folge verzichten wollte, blieb kaum eine andere Möglichkeit, als ein von
Schweiger unabhängiges Team an den Start zu schicken. Und obwohl diese Idee
auch bei mir erst einmal leichtes Kopfschütteln ausgelöst hat, werden im
Endeffekt trotzdem wir die Sieger sein. Denn trotz den Millionen, die Til
Schweiger verballert hat, scheint die ARD für Hamburg genügend Budget zur
Verfügung zu haben, um gleich nochmals aus dem Vollen schöpfen zu können.
Vielleicht nicht was Explosionen, aber sicher was Qualität angeht. 
Wotan Wilke Möhring, ein grossartiger Schauspieler, wird
den neuen Kommissaren spielen, und ich bin sicher, er wird das sehr gut machen.
Er soll angeblich kein Psycho sein, kein Einzelkämpfer, kein Freak, sondern
einfach ein einfacher und umgänglicher Strassenbulle. 
Vom Filmstil her will man sich in Richtung modernem Film
Noir orientieren. Ein Grossstadtfilm in sämtlichen Bereichen, mit viel Licht
und viel Schatten. Mit viel Stadt eben, und vielen Gegensätzen. Und haltet euch
fest: „Atmosphäre und Authentizität werden gross geschrieben“. Es klingt, als
ob der Hamburg Tatort Nr.2 die Nr.1 gleich mal anständig überflügeln werden
wird. Das Konzept also scheint wirklich extrem gut, und was Schauspiel und
Realistik angeht, wird das bestimmt auch eine feine Sache, aber leider bereitet
mir die Geschichte dieser ersten Folge etwas Kummer. Oder würdet ihr mit einer
solch genialen Ausgangslage, folgende Story als Premiere auswählen?
„Eine Serie von Brandanschlägen erschüttert die Stadt.
Immer wieder werden Autos abgefackelt und in den wohlhabenden Stadtteilen
entstehen Bürgerwehren.“  Was? 
Eine Bürgerwehr, die mit Axt und Heugabel durch die
reichen Hamburger Vororte ziehen wird und am Ende die verkohlte Leiche neben
einem abgefackelten Auto doch nicht verhindern kann. Hmmm.
Fakt ist: Egal ob diese Geschichte funktionieren wird,
die Grundidee klingt extrem vielversprechend und ich bin mir sicher, dass wir
endlich mal wieder einen neuen Kommissaren haben werden, der uns noch sehr viel
Freude bereiten wird. 
Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4
Die Note danach: 4
Schade, ich war mal wieder zu euphorisch. Auf ganz tiefem
Niveau ist der eingestiegen und doch fand ich ihn irgendwann richtig gut. Gut
gespielt und sogar die Geschichte wurde besser. Aber leider hat sich die Story
gegen Schluss gleich wieder selber abgeschossen. Also Entschuldigung. Mitten in
Hamburg brennt ein Auto. 100 Wohnungen sehen auf diesen Platz, und doch kann da
einer in aller Seelenruhe seine Frau umbringen Zudem der schlechtgelaunte
Strassenbulle und die Quotenblondine, die lächerlichen Basketballbuben, das
Sheba-Büsi zuhause und natürlich hetzt die aufgebrachte Rentner-Wehr auch noch
einen Besoffenen in den Tod. Soviel zum Thema Authentizität. 
Gutes Konzept, gute Schauspieler, guter Regisseur, gute
Filmsprache, gute Kamera, gutes Sounddesign, gute Ausstattung, gute Stadt… Nur
das Drehbuch bremst meine Vorfreude ein klein wenig. Ich glaube, vor ein paar
Hängern in der Geschichte werden wir nicht verschont bleiben.
0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Bern im April.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Des Moines im
November.
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