28. April 2013

Tatort: Feuerteufel (Hamburg)



Kaum haben sich die Diskussionen um die Til Schweiger - Folge etwas gelegt, startet eine andere, völlig neue Tatort Serie aus Hamburg. Was für viele etwas komisch erscheinen mag, ist jedoch simpel zu begründen. Der NDR will pro Jahr zwei Tatort-Folgen in Hamburg produzieren. Til Schweiger jedoch kann vor lauter Kokowäääähhh & Co. maximal einen Tatort im Jahr drehen. Da man aber weder auf die Jahrhundertverpflichtung, noch auf eine zweite Folge verzichten wollte, blieb kaum eine andere Möglichkeit, als ein von Schweiger unabhängiges Team an den Start zu schicken. Und obwohl diese Idee auch bei mir erst einmal leichtes Kopfschütteln ausgelöst hat, werden im Endeffekt trotzdem wir die Sieger sein. Denn trotz den Millionen, die Til Schweiger verballert hat, scheint die ARD für Hamburg genügend Budget zur Verfügung zu haben, um gleich nochmals aus dem Vollen schöpfen zu können. Vielleicht nicht was Explosionen, aber sicher was Qualität angeht.
Wotan Wilke Möhring, ein grossartiger Schauspieler, wird den neuen Kommissaren spielen, und ich bin sicher, er wird das sehr gut machen. Er soll angeblich kein Psycho sein, kein Einzelkämpfer, kein Freak, sondern einfach ein einfacher und umgänglicher Strassenbulle.
Vom Filmstil her will man sich in Richtung modernem Film Noir orientieren. Ein Grossstadtfilm in sämtlichen Bereichen, mit viel Licht und viel Schatten. Mit viel Stadt eben, und vielen Gegensätzen. Und haltet euch fest: „Atmosphäre und Authentizität werden gross geschrieben“. Es klingt, als ob der Hamburg Tatort Nr.2 die Nr.1 gleich mal anständig überflügeln werden wird. Das Konzept also scheint wirklich extrem gut, und was Schauspiel und Realistik angeht, wird das bestimmt auch eine feine Sache, aber leider bereitet mir die Geschichte dieser ersten Folge etwas Kummer. Oder würdet ihr mit einer solch genialen Ausgangslage, folgende Story als Premiere auswählen?
„Eine Serie von Brandanschlägen erschüttert die Stadt. Immer wieder werden Autos abgefackelt und in den wohlhabenden Stadtteilen entstehen Bürgerwehren.“  Was?
Eine Bürgerwehr, die mit Axt und Heugabel durch die reichen Hamburger Vororte ziehen wird und am Ende die verkohlte Leiche neben einem abgefackelten Auto doch nicht verhindern kann. Hmmm.
Fakt ist: Egal ob diese Geschichte funktionieren wird, die Grundidee klingt extrem vielversprechend und ich bin mir sicher, dass wir endlich mal wieder einen neuen Kommissaren haben werden, der uns noch sehr viel Freude bereiten wird.

Erwartungs-Barometer: 5
Die Note danach: 4
Schade, ich war mal wieder zu euphorisch. Auf ganz tiefem Niveau ist der eingestiegen und doch fand ich ihn irgendwann richtig gut. Gut gespielt und sogar die Geschichte wurde besser. Aber leider hat sich die Story gegen Schluss gleich wieder selber abgeschossen. Also Entschuldigung. Mitten in Hamburg brennt ein Auto. 100 Wohnungen sehen auf diesen Platz, und doch kann da einer in aller Seelenruhe seine Frau umbringen Zudem der schlechtgelaunte Strassenbulle und die Quotenblondine, die lächerlichen Basketballbuben, das Sheba-Büsi zuhause und natürlich hetzt die aufgebrachte Rentner-Wehr auch noch einen Besoffenen in den Tod. Soviel zum Thema Authentizität.

Gutes Konzept, gute Schauspieler, guter Regisseur, gute Filmsprache, gute Kamera, gutes Sounddesign, gute Ausstattung, gute Stadt… Nur das Drehbuch bremst meine Vorfreude ein klein wenig. Ich glaube, vor ein paar Hängern in der Geschichte werden wir nicht verschont bleiben.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Bern im April.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Des Moines im November.

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21. April 2013

Tatort: Trautes Heim (Köln)


Nachdem Köln erschreckenderweise über Jahre fast nur Schlechtes produziert hat, konnten sie sich in der letzten Zeit mit ein paar relativ guten Folgen irgendwo im oberen Mittelfeld einpendeln.
Aber während sich der genügsame Zuschauer damit abspeisen mag, so fordert das Barometer selbstverständlich mehr. Ich finde es zwar lobenswert, dass die Kölner nicht mehr ungenügend sind, aber das ist noch lange kein Grund, es sich nun auf diesem Level gemütlich zu machen. Wir wollen mehr! Und wenn ich den Beschrieb dieser Folge lese, so müsste ich eigentlich sehr optimistisch gen TV-Abend gucken.
Bei der Entführung eines Achtjährigen, wird ein Zu-Hilfe-Eilender kaltblütig überfahren. „Eine abgründige Tragödie aus dem ganz normalen Mittelschichtsmilieu, ausgelöst durch ganz normalen Neid und pure Missgunst.“, wird geschrieben.
Exakt die Art, wie ich Filme mag. Und ganz früher, noch vor der Riesenkrise am Rhein, da war das genau die Stärke von Köln. Die gehörten mit solch einfachen Geschichten aus dem kölschen Kiezleben, zu den besten in Deutschland. Und es wäre natürlich extrem erfreulich, wenn sie irgendwann mal wieder dorthin kommen würden. Aber in dieser Folge wird wohl leider eine gute Ausgangslage verschenkt. Es riecht mal wieder nach viel Gerede und seit ich irgendwann bemerkt habe, wie schlecht der Klaus J. Behrendt eigentlich wirklich ist, kann ich diese Tatsache einfach nicht mehr ausblenden. Ich weiss, das ist mein Problem, und das soll euch den Abend sicher nicht versauen, aber ich kann ihm fast nicht mehr zusehen. Natürlich tragen die Drehbücher und die Regisseure eigentlich die Hauptverantwortung. Dass die ihm auch immer noch diese Weichspüler-Weibergschichten anhängen mussten, furchtbar. Das war früher nicht, und darum ist er damals auch noch nicht allzu negativ aufgefallen. Für einmal hänge ich dem Barometer-Eintrag eines der Promo-Fotos an. Alleine auf diesem Bild, alleine auf diesem einzelnen Frame, ist nicht zu übersehen, wie schlecht er spielt. Klar, auch Dietmar Bär ist hier nicht extrem gut getroffen, aber studiert mal diesen Gesichtsausdruck. Bei Bär sehe ich, dass was passiert, dass hier was im Gange ist und bei Behrendt sieht man nichts. Höchstens die Frage, wo ich hier eigentlich bin, oder was ich hier eigentlich mache. Und achtet euch mal auf die Körperspannung. Der eine erwartet jeden Moment irgendwas, er hat seine Sinne geschärft, ist bereit, der andere hängt wie ein Schluffi vor der Kamera.
Klar, das ist mal wieder in der zugespitzten Barometer –Ausdrucksweise, und ich will niemandem zu nahe treten, aber unter dem Strich ist es ein Ausschnitt aus dieser Folge und ein Ausblick auf diese Folge. Es ist ein offizielles Bild, welches jeder selber für sich beurteilen darf.

Erwartungs-Barometer: 4.5
Die Note danach: 4.5

Auf der einen Seite ist es lobenswert, dass sich Köln in den letzten Folgen zurück ins obere Mittelfeld gekämpft hat, aber auf der anderen, reicht uns das noch lange nicht. Jetzt ist gut mit Pause machen. Ab jetzt würden wir gerne weitere Fortschritte sehen. Diese Folge aber, wird sich noch einmal im Mittelmass versenden. Je nach Perspektive kann das nun positiv oder negativ ausgelegt werden.

0 = ungefähr so viel Erwartung wie von Alt.
6 = ungefähr so viel Erwartung wie von Jung.

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